Land Grabbing Die Tücken des Landkaufs

Wie Staaten und Investoren Ackerland aufkaufen; warum sie dabei auf Widerstand stoßen.

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Acker Quelle: ZB

Industrie- und Schwellenländer kaufen Ackerland im Ausland, um die Lebensmittelversorgung ihrer Bevölkerung zu sichern. Ganz vorn dabei sind China und die Golfstaaten. Chinas jüngster Coup: Das Staatsunternehmen XPCC kauft vom ukrainischen Agrarkonzern KSG Agro 100.000 Hektar in der Schwarzmeerregion (1 Hektar = 10 000 qm). China will in der Ukraine bis zu drei Millionen Hektar, eine Fläche so groß wie Belgien.

Wichtigstes Ziel der Landaufkäufer im Staatsauftrag ist jedoch Afrika. Laut Africa Progress Panel, einer Organisation des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan, haben ausländische Investoren seit dem Jahr 2000 etwa 134 Millionen Hektar aufgekauft oder gepachtet.

Die größten staatlichen Agrar-Deals

Meist ist nicht der Staat selbst der Käufer. Der Deal läuft über Firmen, die Staatsfonds gehören. Der Fonds von Katar etwa hält das Unternehmen Hassad Food. Der Agrarkonzern aus dem Wüstenstaat kauft weltweit Agrarflächen: 2012 unter anderem 250.000 Hektar in Australien sowie 101.000 Hektar im Sudan.

Wie von Investoren gekauftes Agrarland genutzt wird

Wie viel Agrarland weltweit den Besitzer wechselt, kann nur geschätzt werden. Die Organisation Land Matrix, bei der über die GIZ auch das Entwicklungshilfeministerium involviert ist, hat bereits abgeschlossene Deals über knapp 36 Millionen Hektar erfasst, darunter auch Investments von börsennotierten Agrarkonzernen. „Lediglich 4,3 von 36 Millionen Hektar werden für die landwirtschaftliche Produktion genutzt“, sagt Jann Lay, Wissenschaftler des German Institute of Global and Area Studies. Dass Flächen nicht landwirtschaftlich genutzt werden, lege den Verdacht nahe, dass es sich um Spekulation handele, so Lay.

Vor allem Staaten und halbstaatliche Organisationen kaufen oft ohne Plan und auf Vorrat. Ausländische Investitionen in Agrarland sind als sogenanntes „Land Grabbing“, also das Greifen nach Land, umstritten: Käufer und Verkäufer nutzen unklare Besitzverhältnisse und die Anfälligkeit der lokalen Behörden für Korruption aus, Bauern werden ohne Entschädigung von ihrem Land vertrieben.

Regierungen blockieren deshalb zunehmend den Verkauf von Ackerland an Ausländer. In Bulgarien beispielsweise dürfen Investoren aus dem Ausland bis 2020 gar nicht mehr kaufen, in Argentinien ist der Landerwerb bei 1000 Hektar gedeckelt. Maximal 15 Prozent des gesamten Agrarlandes dürfen in ausländischem Besitz sein, derzeit sind es offiziell sieben Prozent. Brasilien und Bolivien haben ebenfalls Beschränkungen eingeführt. In Ungarn soll zum 1. Mai ein Gesetz in Kraft treten, das die Pachtverträge österreichischer Bauern für Ackerflächen für unwirksam erklärt.

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