Der Lichttechnikkonzern Osram will seinen Aktionären eine höhere Gewinnbeteiligung ausschütten. Den Anteilseignern wollen die Münchner für das abgelaufene Geschäftsjahr (zum Ende September) eine Dividende von einem Euro je Aktie und damit gute ein Zehntel mehr als zuletzt zahlen, wie die frühere Siemens-Tochter am Dienstag mitteilte. Osram hatte bereits seit längerem eine steigende Ausschüttung versprochen. Seine Jahresbilanz will das Unternehmen am Mittwoch vorlegen.
Siemens und Osram - ein Abschied auf Raten
Für den Elektrokonzern gehört die ehemalige Tochter schon lange nicht mehr zum Kerngeschäft. Gut drei Jahre nach der Abspaltung über die Börse hält Siemens mittlerweile noch 17,5 Prozent an Osram. Zuletzt trübte Streit um die Zukunftsstrategie das Verhältnis zwischen beiden Unternehmen empfindlich. Siemens-Chef Joe Kaeser hält den Plan von Osram-Chef Olaf Berlien für eine LED-Chipfabrik in Malaysia für zu risikoreich. Auf der Hauptversammlung entzog Großaktionär Siemens Berlien deshalb demonstrativ das Vertrauen. Anlass für Zeitdruck gibt es derweil kaum: Bei Siemens läuft es derzeit auch dank einer Reihe von Großaufträgen gut, so dass Kaeser die Gewinnprognose für das gerade abgeschlossene Geschäftsjahr 2015/16 (30. September) anheben konnte. 2017 allerdings sei „ein neues Spiel“, wie der Siemens-Chef vor einigen Wochen sagte.
Bisher waren vor allem zwei potenzielle Investoren aus China im Gespräch, nämlich der Finanzinvestor GSR Go Scale Capital und der Halbleiterhersteller San'an Optoelectronics, der auch erste Kontakte bestätigt hatte. Auch darüber hinaus hat Osram bereits Erfahrungen mit chinesischen Investoren - erst im Sommer entschied sich der Konzern zum Verkauf der traditionellen Lampensparte Ledvance an den chinesischen LED-Spezialisten MLS. Auch der Autozulieferer Continental soll über ein Engagement bei Osram nachgedacht, mit um die 50 Euro je Osram-Aktie aber aus Siemens-Sicht zu wenig Geld geboten haben.
Als lukrativ gilt vor allem die Sparte Automobilbeleuchtung. Zudem hält das Unternehmen rund 18.000 Patente. Mit einem Einstieg könnten Chinesen also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - Geld anlegen und sich die Technologie aneignen.
Das ist unklar. Zuletzt war es wieder etwas ruhiger um die seit September anhaltenden Verkaufsspekulationen geworden. Das könnte auch daran liegen, dass hinter den Kulissen noch über Preisvorstellungen und weitere Details gerungen wird. Vom Tisch ist das Thema damit aber noch lange nicht.
Zuletzt wuchs in Berlin der Widerstand gegen die Übernahme zukunftsträchtiger Unternehmen durch Chinesen. Auch Osram selbst hatte das beim Verkauf seiner Lampensparte zu spüren bekommen, den die Bundesregierung nun noch einmal genau unter die Lupe nehmen will. Künftig will Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zudem heimische Schlüsseltechnologien besser vor einem Ausverkauf schützen. Es müsse klar sein, „dass Deutschland und Europa sich für die Zukunft Instrumente schaffen werden, um sicherheitsrelevante Technologien zu schützen, wo dies geboten ist“, hatte Gabriel vor seiner China-Reise in der vergangenen Woche betont. Bei einem Besuch in Peking und Hongkong forderte er zudem Chancengleichheit für deutsche Unternehmen in China.