LinkedIn Das "Anti-Facebook"

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Bewährte Geschäftsmodelle statt Pionierarbeit

Während Facebook vor allem ein Kommunikationsnetzwerk für Konsumenten ist, geht es bei LinkedIn ums Schmieden von Kontakten, die Karriere und damit das Geldverdienen. Dadurch ist ein Anreiz da, das eigene Profil zu pflegen und aktuell zu halten, was die Plattform wiederum für Werbekunden attraktiv macht.

Facebook hingegen muss eine Menge Pionierarbeit leisten, weil soziale Medienkampagnen immer noch Neuland sind und die eher konservativ eingestellten Marketingchefs der Großunternehmen erst noch von ihrem Nutzen überzeugt werden müssen. Diese Zurückhaltung macht die Werbeausgaben auf Facebook wiederum viel krisenanfälliger.

Zwar stehen sowohl Facebook als auch LinkedIn vor der Herausforderung, dass immer mehr Nutzer ihre Dienste über Mobilgeräte nutzen, was die Werbeeinnahmen aus Platz- und Akzeptanzgründen derzeit einschränkt. Doch LinkedIn ist wegen seiner Profi-Abos nicht ganz so stark wie Facebook auf Werbeeinnahmen angewiesen. Job-Anzeigen dürften zudem als nicht so störend wie Produktwerbung auf dem Handy empfunden werden.

Zwar könnte auch Zuckerberg Teile seines sozialen Netzwerks, etwa das Heraufladen von Fotos und Videos kostenpflichtig machen. Doch diese Option existiert nur in der Theorie. Sie würde ein Erdbeben der Empörung und eine Massenflucht aus Facebook hervorrufen. Ganz zu schweigen, von den Informationen, die das soziale Netzwerk dadurch verlieren würde.

Ist LinkedIn nun der neue Liebling, das "Anti-Facebook"? Sollten Anleger, denen der Appetit auf soziale Medienunternehmen noch nicht vergangen ist, lieber auf die Karriere-Netzwerker statt auf die Konsumenten-Hascher setzen?

LinkedIn ist richtig teuer

So einfach ist die Entscheidung nicht. Denn die LinkedIn-Aktie ist mit dem sagenhaften Kurs-Gewinn-Verhältnis von 640 nicht billig. Zum Vergleich: Facebook hat 69, Google sogar nur 18.

LinkedIn wird in diesem Jahr voraussichtlich zwischen 915 und 925 Millionen Dollar Umsatz erreichen, wird also etwa mit dem Zehnfachen des Jahresumsatzes bewertet. Facebooks Umsatz für 2012 wird auf 5 Milliarden Dollar geschätzt, etwa das 7,5fache der derzeitigen Börsenbewertung.

Dabei sind die Umsätze von Facebook und LinkedIn pro Nutzer fast identisch. Facebook schaffte im zweiten Quartal rund 1,17 Dollar pro Nutzer durch Werbeeinnahmen und Transaktionsgebühren, LinkedIn kam auf 1,31 Dollar.

Beide haben dort also noch eine Menge Luft. Allerdings hat LinkedIn weitaus mehr Anstrengung in das Monetarisieren seiner Nutzer gelegt als etwa Facebook, das dort noch ganz am Anfang steht. Andererseits ist fraglich, ob Facebook wegen der anhaltenden Diskussion um Datenschutz und Privatsphäre seiner Mitglieder die versprochenen maßgeschneiderten Anzeigen in Zukunft wirklich so gezielt liefern kann. LinkedIn hat dieses Problem bei seinen Job-Anzeigen weniger.

Für konservative Anleger taugen beide Aktien nicht. Doch falls Facebook in den nächsten Wochen weiter unter die 20 Dollar Marke rutscht, was wegen dem Auslaufen von Haltefristen für dessen Mitarbeiter durchaus geschehen kann, ist die gebeutelte Aktie einen neuen Blick wert.

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