
"Wir werden wahrscheinlich profitieren, weil mehr Geschäft aus der Eurozone nach London kommt", sagte Rolet in einem Interview. Schließlich dürften bisher nur nationale Regierungen Steuern erheben und die EU habe daher keine Möglichkeit, in Großbritannien Steuern einzutreiben. Das britische Finanzministerium will eine mögliche exterritoriale Anwendung mit juristischen Mitteln verhindern. Neben Deutschland wollen Frankreich, Italien, Spanien, Österreich und sechs weitere EU-Staaten die Finanzmarktteilnehmer durch eine Steuer auf den Handel mit Aktien, Anleihen und Derivaten an den Kosten der Finanzkrise beteiligen. Doch Rolet hält das Konzept generell für verfehlt: "Das Ganze ist ein Blödsinn. Man bestraft Anleger und Unternehmen, die nicht für die Finanzkrise verantwortlich waren – die Banken aber kommen davon", sagte er im Interview.
Wachstumspotential sieht die Londoner Börse vor allem in der Abwicklung bisher außerbörslich verrechneter Derivate (Clearing). London werde stärker wachsen als die Deutsche Börse. „Wir glauben, dass unser Modell langfristig besser ist als die geschlossenen Silos anderer Börsen, wie etwa das der Deutschen Börse, die vom Handel bis zur Abwicklung und Verrechnung alles anbietet, aber nicht allen Kunden öffnet. Monopolistisch operierenden geschlossenen Silos, die nur dann Clearing anbieten, wenn die Kunden auch bei ihnen handeln, werden nicht überleben.“
Der LSE-Chef rechnet damit, dass sich der Trend zur Konsolidierung bei den global agierenden Börsen fortsetzen wird: das sei "unausweichlich". Spekulationen, wonach nicht nur die Deutsche Börse und die Schweizer Börse sondern auch die LSE Interesse an der Fünfländerbörse Euronext haben soll, wollte er nicht kommentieren.