Luxusaktien So holen sich Anleger Luxus ins Depot

Das Geschäft mit Luxusgütern brummt weiterhin, vor allem Käufer aus den Schwellenländern sorgen für Wachstum. Anleger können davon profitieren - bei welchen Luxusaktien der Einstieg lohnt und worauf zu achten ist.

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Die wichtigsten Luxusgüterhersteller

Sie reißen sich um teure Handtaschen, Pelzjacken und schicke Uhren - in den Nobelboutiquen von Mailand, Rom oder London sind oft mehr Kunden aus Asien zu finden als aus Europa. Gerade chinesische Touristen kaufen gerne europäische Luxusgüter. Oftmals gerät das Sightseeing-Programm bei Reisen nach Europa entsprechend in den Hintergrund, asiatische Touristen verbringen ihre Zeit lieber in Kaufhäusern und Modeboutiquen. Mittlerweile entbrennt in Europa sogar ein Kampf um die großen und oft lauten asiatischen Reisegruppen, mit einer Reform will Großbritannien mehr kaufkräftige Chinesen anlocken. Denn bisher kauften die ihre Handtaschen und Jacken vor allem in Rom oder Paris. Dafür brauchten sie dank des Schengen-Abkommens nur ein Visum. Für Großbritannien ist dagegen ein zusätzlicher Antrag nötig. Vor wenigen Tagen kündigte Schatzkanzler George Osborne an, dass die Einreise auf der britischen Insel für Chinesen künftig deutlich einfacher möglich sein wird.

Das soll vor allem den Luxusboutiquen in der Themsemetropole das Geld in die Kassen spülen. Denn die Chinesen sind Weltmeister im Shoppen, allein im vergangenen Jahr gaben sie auf ihren Auslandsreisen mehr als 102 Milliarden Dollar aus. Das meiste davon für Luxusgüter.

Zu spüren bekommen das auch die Unternehmen wie Prada, Uhrenhersteller Richemont und Swatch oder das Luxusgüterkonglomerat LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton). Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz an teurer Mode, Kosmetik, Lederwaren oder Parfüm laut der Beratungsgesellschaft Bain auf 210 Milliarden Euro – und Analysten schätzen, dass allein chinesische Käufer rund 30 Prozent des Umsatzes der Branche einbringen. Laut der Investmentbank Goldman Sachs sind die Aussichten rosig: In einer Studie vom Montag erklärte die Bank, der Markt für Luxusgüter werde sein Volumen bis zum Jahr 2020 erneut verdoppeln. Im Schnitt würden operative Gewinnmargen von 22 Prozent erwartet, heißt es in der Studie.

Von diesen Prognosen können auch Anleger profitieren, denn einige Luxushersteller sind börsennotiert. Von der wachsenden Kaufkraft in den Schwellenländern haben in den vergangenen Jahren auch die Aktien kräftig profitiert. Gerade in Krisenzeiten galten die Papiere als Fels in der Brandung, trotz Eurokrise verzeichneten die Unternehmen teils zweistellige Wachstumsraten. Auch Fondsmanager wie Franz Weis vom Fondsverwalter Comgest sind vom Erfolg der Luxusgüteraktien überzeugt. „Wichtig ist, dass ein Unternehmen Dienstleistungen und Güter produziert, die gebraucht werden“, sagt Weis. Dazu gehörten eben auch Luxusartikel, die sich als besonders krisenresistent gezeigt haben. So sei eine stetige Nachfrage garantiert, davon wiederum profitierten die Anleger.

Dennoch gibt es Zweifler. Denn die Erfolgsgeschichte der Luxusanbieter lag vor allem an der steigenden Kundenzahl aus den Schwellenländern – und die drohen jetzt auszufallen. China konnte zwar zuletzt wieder mit Wachstumszahlen glänzen, trotzdem sind Anleger hinsichtlich Chinas Wachstumspotenzial immer wieder skeptisch. Andere Schwellenländer wie die Türkei oder Brasilien haben dagegen stark unter der Abwertung ihrer Währung zu leiden. Müssen sich Aktionäre von LVMH, Prada oder Swatch langfristig auf schlechtere Zahlen einstellen? Der französische Broker Oddo warnte erst am Dienstag davor, dass das organische Wachstum bei den Luxusherstellern sich in den kommenden Monaten abkühlen dürfte. Während der Branchenzuwachs zwischen 2010 und 2012 bei durchschnittlich 16 Prozent gelegen habe, sei in den nächsten zwei Jahren bei konstanten Wechselkursen nur mit einem Plus von rund zehn Prozent zu rechnen, erklärten die Analysten.

Lohnt sich der Einstieg?

Das LVMH-Imperium wächst
Bernard Arnault, Vorsitzender von LVMH Quelle: REUTERS
Louis Vuitton Quelle: AP
Menschen vor einer Bulgari-Filiale in Tokyo Quelle: Reuters
Moet-Champangerflaschen stehen im Restaurant Berlin Moscow in Berlin an der Bar. Quelle: dpa
Dior bei der Messe in Basel Quelle: AP
Uhrenmodell von TAG Heuer Quelle: Pressebild
Les EchosLes Echos ist eine französische Finanzzeitung, zum ersten Mal 1908 veröffentlicht. Auch sie ist seit 2007 Teil des Luxusgiganten. Quelle: Screenshot

Für Anleger stellt sich eine noch wichtigere Frage: Lohnt sich ein Investment in die Luxuspapiere überhaupt noch? Denn nicht nur die Handtaschen und Mäntel sind teuer, auch die Aktien der Hersteller sind aufgrund ihrer positiven Entwicklung teilweise schon sehr hoch bewertet, mehr als das Vierzigfache des Jahresgewinns werden für eine Aktie fällig.

Grundsätzlich ist der jetzige Zeitpunkt zum Einstieg gut. Denn Luxushersteller profitieren in der Regel kräftig vom Weihnachtsgeschäft, das spiegelt sich auch an den Aktienkursen wieder. Der von der Deutschen Börse für BNP Paribas berechnete World Luxury Index, in dem die 20 größten Werte aus dem Bereich der Luxusgüter zusammengefasst werden, kletterte in den vergangenen beiden Jahren jeweils nach dem Weihnachtsgeschäft deutlich in die Höhe. Ob der Kauf lohnt, zeigt allerdings nur ein Blick auf die einzelnen Papiere.

Der Klassiker unter den Luxusaktien-Investments ist sicherlich LVMH. Gleichzeitig ist das Unternehmen allerdings auch etwas wie das Sorgenkind der Branche. In der vergangenen Woche ließen die aktuellen Geschäftszahlen das Papier regelrecht einbrechen, um sechs Prozent rutschte die LVMH-Aktie nach unten. Grund war ein unerwartet niedriges Wachstum im Taschengeschäft der Kernmarke Louis Vuitton. Das Unternehmen verwies auf Preissteigerungen in Japan, die die Verkaufszahlen gedrückt hatten. Das widerspricht allerdings der Annahme, dass gerade Premiumanbieter über eine enorme Preissetzungsmacht verfügen – wer eine Tasche für 10.000 Euro kauft, der wird auch 10.100 Euro dafür ausgeben.

Während einige LVMH aufgrund seines breiten Sortiments als Gradmesser für die gesamte Luxusbranche sehen, wittern andere hausinterne Schwierigkeiten. Gerade bei Louis Vuitton-Produkten gebe es auch in China bereits spürbare Sättigungseffekte, heißt es. Auch viele Analysten reagierten verschnupft auf die aktuellen Zahlen. Die Trendwende bei Louis Vuitton scheine länger zu dauern als erhofft, so Eva Quiroga, Analystin bei der Schweizer Großbank UBS.

Das Papier hat sich nach dem Einbruch in der vergangenen Woche auch nur leicht erholt. Ob der leichte Kursrutsch für Anleger eine Einstiegsmöglichkeit ist, scheint dennoch fraglich. Zum einen ist auch die LVMH-Aktie kein Schnäppchen, obwohl sie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 noch zu den günstigeren Luxus-Papieren gehört. Zum anderen fehlt vielen im Moment die Perspektive. Beobachter sehen kaum Wachstumspotenzial, die Sättigungseffekte erfordern möglicherweise einen Strategieschwenk. Hinzu kommt, dass mit Marc Jacobs womöglich der wichtigste Designer von Bord gegangen ist, um seine eigene Marke voranzubringen – auch an die Börse.

Denn trotz der Unsicherheiten bei LVMH zieht es mehrere Luxus-Anbieter aufs Parkett. Neben Jacobs strebt auch das Modeunternehmen Moncler in Kürze eine Börsennotierung an. Die Italiener sind vor allem für ihre Daunenjacken bekannt. Der Wert des Unternehmens wird immerhin auf 2,7 Milliarden Euro geschätzt. Erwartet wird, dass 30 Prozent des Kapitals zum Kauf angeboten werden. Dass es für Anleger lohnenswert sein kann, in einen Börsenneuling aus der Luxus-Branche zu investieren, zeigt das Beispiel des italienischen Schuhherstellers Ferragamo.

Ferragamo, Tod's, Swatch

Der Schweizer Uhrenhersteller profitierte zuletzt vor allem von steigenden Exportzahlen in der Branche. Quelle: dpa

Ferragamo

Die Ferragamo-Aktie feierte bisher einen Erfolg nach dem nächsten. Gerade einmal etwas mehr als zwei Jahre börsennotiert, hat das Papier allein seit Anfang des Jahres ihren Wert um mehr als 50 Prozent gesteigert. Mit dem Geld kann der Schuhhersteller wie geplant neue Boutiquen eröffnen, zuletzt kamen Läden in Vietnam hinzu. Wie rentabel die Investitionen eingesetzt werden, sehen Anleger an der vergleichsweise hohen Eigenkapitalrendite. Investoren, die am hohen Wachstum des Schuhherstellers teilhaben wollen, müssen allerdings tief in die Tasche greifen. Mit dem Vierzigfachen des Jahresgewinns ist die Aktie schon sehr hoch bewertet – bisher hat sie die hohe Bewertung allerdings auch gerechtfertigt. Dennoch werden Analysten langsam skeptisch, wie lange dieser Aufstieg noch anhalten kann. Anleger, die kaufen wollen, kommen möglicherweise schon zu spät und haben den schönsten Teil der Party verpasst.

Tod‘s

Noch ein weiterer Schuhproduzent ließ Anlegerherzen in diesem Jahr höher schlagen. Tod’s ist bekannt für seine Schuhe mit den Gumminoppen. Und die kommen beim Kunden offenbar gut an, denn die Italiener haben bereits jetzt mehr Umsatz erzielt als im gesamten vergangenen Jahr und werden diesmal vermutlich erstmals die Milliardengrenze knacken. Auch den Gewinn je Aktie konnte Tod’s zur Freude der Aktionäre regelmäßig steigern. Günstig ist das Papier allerdings nicht, auch wenn die Aktie mit dem 26-fachen Gewinn deutlich günstiger ist als die des norditalienischen Nachbarn, Ferragamo.

Während der Wert der Aktie auf Jahressicht um satte 32 Prozent zugelegt hat, entwickelte sich der Kurs zuletzt verhalten. Schon seit dem Sommer sehen Anleger eine Seitwärtsbewegung, zuletzt kam es sogar zu einigen Verkäufen, das Papier verlor an Wert. Grund waren hauptsächlich Großverkäufe, unter anderem stieß Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo ein Aktienpaket für 2,22 Millionen Euro ab. Auch die Analysten von Goldman Sachs sind skeptisch, sie sehen lediglich begrenztes Potenzial für steigende Margen. Für Anleger bietet der jüngste Abschwung allerdings eine günstige Einstiegsgelegenheit.

Swatch

Auch die Aktien des Schweizer Uhrenherstellers Swatch werden immer wieder zu den Luxusgüterpapieren gezählt. Gleiches gilt für die heimische Konkurrenz von Richemont oder Rolex, wobei letzterer allerdings nicht börsennotiert ist. Die Chinesen stehen nicht nur auf Louis Vuitton-Taschen, sie sind auch große Fans von Schweizer Uhrwerken. In den vergangenen Jahren nahmen die Uhrenexporte der Schweizer im Schnitt um 17 Prozent zu. Doch seit letztem Herbst hat die Nachfrage der Chinesen deutlich nachgelassen. Das erste Halbjahr dieses Jahres sah gegenüber dem Vorjahr düster aus, die Exporte aus der Schweiz nach China brachen um mehr als 18 Prozent ein. Ein Grund dafür ist der chinesische Kampf gegen Korruption. Großzügige Mitbringsel an Geschäftsfreunde sollen eingedämmt werden. Bisher brachten chinesische Beamte zu Verhandlungen gerne Schweizer Luxusuhren mit.

Swatch allerdings behauptet sich trotz der China-Delle. Im ersten Halbjahr konnte das Unternehmen seinen Gewinn noch einmal um 6,1 Prozent steigern. Für das zweite Halbjahr gab sich der Konzern optimistisch, die China-Delle in Kürze zu überwinden. Bisher bestätigen die Zahlen das, im September nahmen die Uhrenexporte aus der Schweiz vor allem aufgrund der Nachfrage aus Asien wieder zu. Auch Analysten geben sich zuversichtlich. Der Konzern sei vor allem im mittleren Marktsegment attraktiv und biete damit Zugang zur wachsenden Mittelschicht der Schwellenländer, schreibt Francesca Di Pasquantonio, Analystin der Deutschen Bank, in einer Studie. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19 ist die Aktie vergleichsweise erschwinglich und damit eine Überlegung wert.

Gut, aber ziemlicher Luxus

     

Wem die Auswertung einzelner Aktien zu mühselig ist, der kann auch in Luxusgüterfonds oder entsprechende Indexzertifikate investieren. Die Credit Suisse bietet beispielsweise den Global Prestige Fund, auch Julius Bär hat mit dem Luxury Brands Fund etwas passendes im Portfolio. Für Kleininvestoren am besten geeignet ist vermutlich der Fonds Allianz Deluxe A, der in den letzten zwölf Monaten immerhin um rund 24 Prozent zulegte. Enthalten sind neben LVMH, Swatch und Tod's viele weitere europäische Anbieter wie Hugo Boss oder Christian Dior.

Fazit: Aktien von Luxusgüterherstellern sind aufgrund ihrer hohen Bewertungen auch für Anleger ziemlicher Luxus. Allerdings rechtfertigen sie die hohen Bewertungen in der Regel auch. Zwar sind die Wachstumsaussichten in den Schwellenländern nicht mehr ganz so üppig wie noch vor einigen Jahren, dennoch dürften gerade chinesische Touristen weiterhin großes Interesse an europäischen Luxusgütern zeigen. Wer also etwas Geld in die Hand nimmt, findet bei einigen Luxusmarken an der Börse gerade gute Einstiegsmöglichkeiten.

Wer investieren möchte, sollte vor allem auf mögliche Übernahmephantasien im Markt horchen, denn die bestimmen immer wieder die Kurse der Hersteller und bieten Einstiegsgelegenheiten. So wurde Ferragamo von Analysten schon heruntergestuft, da aufgrund der Nische kaum Übernahmemöglichkeiten da seien. Gleichzeitig wird die Luxus-Modemarke Burberry weiterhin als mögliches Übernahmeziel von LVMH gehandelt.

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