Malaysischer Staatsfonds Wem gehört der beschlagnahmte Monet?

In dem Geldwäscheskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB ist ein Gemälde von Claude Monet aufgetaucht. Nun wird der Eigentümer des 2013 für neun Millionen Pfund versteigerten Bildes gesucht. Einfach ist das nicht.

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Wem gehört das Gemälde von Claude Monet, hier zu sehen auf einem Foto von 2013 in London? Quelle: picture alliance / StockPix

Düsseldorf Die amerikanischen Justizbehörden ermitteln seit längerem den angeblichen Betrug an dem malaysischen Staatsfonds 1 Malaysia Development Bhd (1MDB), der 2009 aufgelegt wurde. Laut WSJ geht es um den Verdacht der Geldwäsche und der Unterschlagung von 3,5 Milliarden US-Dollar. Im Sommer ließen die Ermittler neben Luxusimmobilien und einem Flugzeug auch hochpreisige Kunstwerke beschlagnahmen. Alles in allem haben diese festgesetzten Assets einen Gesamtwert von einer Milliarde Dollar.

Höchst undurchsichtig gestalten sich jetzt die Besitzverhältnisse eines konfiszierten Gemäldes von Claude Monet (1840-1926) mit dem Titel „Seerosen mit den Reflexen von hohem Gras“, gemalt zwischen 1914 und 1917.  Die US-Untersuchungsbehörden gingen davon aus, dass Jho Low, ein malaysischer Geschäftsmann, das millionenteure grün-blaue Seerosenbild mit Geld bezahlt hat aus dem 1MDB. Die Kunstszene kennt den Finanzier Jho Low als Bonvivant und Freund von Leonardo di Caprio. Jüngst noch hat Low u.a. die 48 Millionen Dollar-Rekordsumme hingeblättert für „Dustheads“, ein wichtiges Gemälde von Michel Basquiat.

In einer eidesstattlichen Erklärung für das Bezirksgericht von Kalifornien erklärt nun David Nahmad, nicht Low, sondern er sei der Eigentümer des Seerosenbildes. David Nahmad ist einer der mächtigsten Kunsthändler der Welt. Mit seinem Clan und zwei Galerien in New York und London kauft und verkauft der Spitzenhändler mit Wohnsitz in Monaco kostspielige „Trophy Art“ im großen Stil. Unter Trophy Art versteht man Kunstwerke, die jeder sofort erkennt und ahnt, dass sie teuer gewesen sein müssen. Bevorzugt kaufen die Nahmads dann, wenn die großen Meister der Klassischen Moderne in einem Nachfragetief etwas günstiger zu haben sind. Gehortet werden diese Schätze in Zollfreilagern. Nur zu Messezeiten (etwa der Art Basel und der Frieze London) oder zu Ausstellungszwecken wird ein Teil des riesigen Bestands sichtbar.

Als Nummer 20 wurde die Teichszene am 5. Februar 2013 von Sotheby’s in London versteigert. Die Top-Ten-Preisliste weist einen Preis von gut 9 Millionen Pfund oder 14,2 Millionen Dollar aus. In seiner Erklärung nennt Nahmad indes einen Preis von 13,6 Millionen Dollar. Die Differenz dürfte dem Großkundenrabatt geschuldet sein. Eine Rechnung und weitere Dokumente in den Gerichtsakten aber weisen nach, dass Nahmad ein Jahr später Monets Spätwerk für 22,5 Millionen Dollar an Low zu verkaufen suchte. Nachvollziehbar ist aber nur, dass Jho Low eine Anzahlung von 2,25 Millionen Dollar geleistet hat.

David Nahmad sagt nun, sein Kunde Low habe den Kauf nie vollständig abgewickelt. Deswegen klagt Nahmad jetzt auf Freigabe des beschlagnahmten Bildes.

Der Impressionist Claude Monet hat das Malen in Serien eingeführt. In seinem Garten in Giverny, 80 km vor Paris, ließ er eigens Teiche anlegen. Von deren flirrenden Lichtverhältnissen und Wasserspiegelungen hat er nicht weniger als 250 verschiedene Motive gemalt. Noch zu seinen Lebzeiten ließ Frankreich seinem Malerhelden im Musée de l‘ Orangerie in Paris zwei ovale Räume einrichten, in denen permanent acht dieser  Atmosphäre reichen Meisterwerke zu bewundern sind. Heute zahlen Kunstsammler auf dem Weltmarkt für ein Seerosenbild der obersten Spitzenklasse  bis zu 41 Millionen Pfund  oder 80,4 Millionen Dollar.

Die Wasserspiegel der schattigen Teiche sind undurchdringbar dunkel gemalt. Schwer da Licht hineinzubringen. Denn Großkäufer wie die Nahmads ersteigern in Auktionen nicht nur auf eigene Rechnung Kunstwerke, sondern auch im Namen ihrer Kunden. 

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