Matthias Schweighöfer Die geilste Aktie

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Wie in der letzten Kinoreihe

Beckmann, der bei Pantaleon als Aufsichtsratsvorsitzender fungiert, muss einspringen. Er dreht sich in seinem Kinosessel und wendet sich ans Publikum: Geld, das Pantaleon von der Filmförderung bekommen habe, müsste als Verbindlichkeit ausgewiesen werden. Daher sei das Eigenkapital zum 30. Juni negativ gewesen. Dieses Geld müsse Pantaleon aber gar nicht zurückzahlen. Und die Sache mit den liquiden Mitteln sei ohnehin „sehr verwirrend“. Aha.

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Im November hat das Unternehmen sechs Millionen Euro durch eine Kapitalerhöhung eingenommen. Bei institutionellen Investoren habe die Firma 100.000 Aktien zu 60 Euro platziert. Wer da genau gekauft hat, bleibt im Dunkeln. „Groß und namhaft“ sollen die Investoren aber sein, sagt Beckmann aus der ersten Reihe. Seither pendelt der Kurs um diese Marke.

Maag plaudert auf Nachfrage noch aus, dass die Gründer – also Schweighöfer, Beckmann und Maag – schon zehn Prozent ihrer Aktien verkauft haben, bevor der Börsenhandel begann. „Familie und Freunde“ hätten gekauft, erzählt Maag. „Leute, die man sieht, wenn man die Bunte durchblättert.“ Wahrscheinlich haben die drei ihre Anfangsinvestition von einer Million Euro (ein Euro je Aktie) damit schon wieder raus und können jetzt mit ihren Freunden entspannt zuschauen, wie sich ihr Investment an der Börse vervielfacht.

Gerüchte, dass die Gründer selbst Aktien verkaufen, wären dabei nur hinderlich. „Wir sind nicht an die Börse gegangen, um Anteile zu verkaufen“, sagt Maag. Allerdings kann der Filmproduzent auch nicht schlüssig erklären, wieso sie diesen Schritt sonst gemacht haben. Geld für das operative Geschäft hätte Pantaleon jedenfalls auch nicht gebraucht und eine weitere Kapitalerhöhung soll es erstmal nicht geben. „Wir sind grundsätzlich gut kapitalisiert.“ Dass das Unternehmen also erst einmal keine neuen Aktien verkaufen will, um die globale Expansion von Pantaflix zu finanzieren, erscheint angesichts der schwachen Kapitalausstattung sehr merkwürdig.

Was den Verdacht nahelegt, dass der Börsengang vielleicht doch eher dem Zweck dient, dass die Altaktionäre ihre für einen Euro gekauften Anteile mit ordentlichem Aufschlag versilbern und die Kurse mit den Verkaufsdementis in die Höhe treiben wollen. Warum sonst sollte das Trio Privatanlegern in Kinosälen erzählen, wie geil ihre Aktie ist, wenn es sie sowieso nicht verkaufen will? Einen scheinen sie mit ihrer Präsentation auch zu überzeugen: Ein mittelalter Herr mit rheinischem Akzent jubiliert, der Papstfilm werde sicher ein toller Erfolg. „Es gibt schließlich zwei Milliarden Christen auf der Welt.“ Na dann: Amen.

Ach ja, Schweighöfer kommt auch noch: Mit schwarzem Rollkragen-Pulli kreuzt der Star im Kinosaal auf und drückt ein „Herzlich willkommen im wunderschönen Köln“ ins Mikro. Bei den größtenteils älteren Männern im Düsseldorfer Kinosaal zündet der Gag allerdings kaum. Schweighöfer stellt denn auch kleinlaut fest, dass er hier ohnehin eher störe. Drüben im anderen Kinosaal dürfte er auf mehr Begeisterung treffen. „Ich geh dann mal rüber, die Mädels werfen schon Schlüpfer.“ Von Anlegern kann Schweighöfer solche Liebesbekundungen nicht erwarten. Sie sollten die Entwicklung bei seiner Produktionsfirma lieber aus ganz großer Entfernung betrachten. Wie in der letzten Kinoreihe.

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