Die US-Internetseite technical420.com, die sich explizit auf Nachrichten und Analysen aus der Hanf-Industrie konzentriert, listet bereits 45 Aktien auf, die mit der Legalisierung von Cannabis Geld verdienen wollen. Allerdings sind die meisten der Papiere sogenannte Penny-Stocks, also Aktien, die weniger als einen Dollar kosten. Auch die Marktkapitalisierung liegt meist unterhalb von 100 Millionen Dollar. Lediglich zehn Titel notieren deutlich darüber. Darunter findet sich auch das Pharmaunternehmen GW Pharmaceuticals mit einer Marktkapitalisierung von 1,5 Milliarden Dollar. Im Marihuana-Index von technical420.com hat der Pharmakonzern deshalb ein Gewicht von knapp 44 Prozent. Der Medikamentenhersteller entwickelt unter anderem Arzneien auf Cannabis-Basis.
Das Problem für Anleger: Penny Stocks können schon mit relativ geringem Geldeinsatz aufgrund des geringen Handelsvolumens im Kurs sehr stark schwanken. Das führt dazu, dass die Kurse einerseits zu Übertreibungen neigen, andererseits auch anfällig für Kursmanipulationen sind. Der in den USA beliebte Börsenblogger Cody Willard warnte bereits vor Monaten auf marketwatch.com vor den "lausigen Gras-Penny-Stocks". Alle, vor denen er in den vergangenen Monaten schon gewarnt habe, seien zwischen 50 und 90 Prozent gefallen. "Kaufe niemals einen Penny-Stock! Spiel nicht mit dem Hype", schreibt Willard in seinem Blog. Ein Börsenkurs unter einem Dollar hätte nichts mit einer Unterbewertung zu tun.
Wilder Westen für Anleger
Zudem sind die Aktien für ein paar Cent überwiegend nicht an regulierten Börsenplätzen gelistet, sondern sind nur im Freiverkehr („over the counter“, OTC) ohne strenge Regeln und Berichtspflichten handelbar. Von denen, die ihre Geschäftszahlen an die US-Börsenaufsicht SEC melden müssen, wurden bereits neun Aktien zumindest zeitweise aus Handel genommen. Häufiger Grund: Unzureichende oder ungenaue Informationen der Unternehmen zur Geschäftslage und damit verbundene Zweifel an den Zahlen. Auch die Befürchtung von Kursmanipulationen nannte die SEC oft als Anlass für den Handelsstopp.
Weil die dahinter stehenden Unternehmen oft klein und an der Börse wenig erfahren sind, ist das Risiko eines Totalverlusts für Anleger gegenüber den Unternehmen in den Top-Segmenten der Börsen vergleichsweise hoch. Wer auf den Marihuana-Markt setzen will, steht also vor der Schwierigkeit, die aussichtsreichsten und zugleich seriösesten Unternehmen herauszupicken.
Zudem ist die Branche noch jung. Es wird Pleiten, Zusammenschlüsse und immer wieder neue Wettbewerber geben. Deshalb ist es derzeit noch sehr schwer, das richtige Investment herauszufiltern.
Ausstatter und Fonds sind weniger riskant
Cody Williard etwa präferiert deshalb die Aktien von Calgon Carbon, Lindsay und Aegion. Unternehmen wie diese würden die aufkommende Haschisch-Industrie ausrüsten. Calgone bietet unter anderem Bewässerungstechnik für Hanfplantagen, Aegion bietet Gebäude- und Leitungstechnik, Lindsay stellt ebenfalls Bewässerungstechnik her. Alle drei sind mit einer Marktkapitalisierung zwischen 900 und 1100 Millionen Dollar schon eher Schwergewichte, die Kurse stiegen im vergangenen Jahr solide. Allerdings profitieren sie mit breitem Kundenkreis und vielfältigen Produkten auch nur teilweise vom legalen Cannabismarkt.