Mister Dausend Bernd Förtsch - Investor mit mysteriösem Geldkreislauf

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Probleme mit der Justiz

"Make Money", "Ich mache sie reich: Der Mann, der Millionäre macht" - so heißen Bücher und Shows von Börsen-Tippgeber Markus Frick. Wer der Mann hinter diesen vielsagenden Titeln ist.
von Annina Reimann

Nach dem Platzen der Internet-Blase verloren die Förtsch-Fonds rasant an Wert. Erst 2010 aber machte der letzte aus seinem Dunstkreis beratene Fonds dicht. Wer beim Start des DAC-Fonds-UI 1997 eingestiegen war, hat bis zum Ende 31 Prozent seines Vermögens verloren. Anleger aber, die im März 2000 kauften und drei Jahre später verkauften, büßten rund 90 Prozent ein. Ähnlich dramatisch waren auch die Verluste beim DAC-Kontrast-Universal. Frühe Anleger verloren bis zur Auflösung im Jahr 2010 rund 60 Prozent.

Förtschs Methoden waren umstritten, juristisch wurde er aber nie belangt. Aus dem Umfeld seines Verlags bekamen dagegen einige Probleme:

  • Der frühere Vize-Chefredakteur des „Aktionär“, Sascha Opel, wurde 2012 zu 22 Monaten auf Bewährung sowie 350.000 Euro Geldstrafe wegen Marktmanipulation mit einer Goldaktie verurteilt.
  • Markus Frick, der für Förtsch eine Hotline besprach und dessen TV-Sendung bei N24 von Förtschs DAF produziert wurde, bekam 21 Monate auf Bewährung, weil er Aktien empfohlen und dann verkauft hatte.
  • Alfred Maydorn, ehemaliger DAC-Fondsberater und ebenfalls einst Vize-Chef des „Aktionärs“, wurde 2010 wegen Marktmanipulation und Steuerhinterziehung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Er hatte im Blatt und im eigenen Börsenbrief Aktien empfohlen und danach teuer abgestoßen. Auch nach dem Urteil durfte er 2011 im „Aktionär“ noch seine Lieblingsaktie empfehlen.
  • Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft München gegen Förtsch in Sachen JK Wohnbau. Im November wurde durchsucht, wegen des Verdachts auf Marktmanipulation. Förtsch wies die Vorwürfe zurück, räumte aber ein, dass er Aktien von JK Wohnbau hatte und „Ende Januar 2011 einige wenige Aktien“ veräußert habe. Mit JK habe er aber „kein Geld gewonnen, sondern einen mittleren sechsstelligen Betrag verloren“.

Provinzidylle

Nach dem Neuen-Markt-Drama zog sich Förtsch weitgehend nach Kulmbach zurück, ein 27.000-Seelen-Städtchen, dessen Innenstadt mit bunten Fachwerkhäusern und dem gelb leuchtenden Rathaus mit Rokoko-Fassade auch als Spielstätte eines Heimatfilms taugen würde. Die Börsenmedien AG und die Redaktion von „Der Aktionär“ sitzen hier in einem modernen Glasbau am Ortseingang, wo auch Förtsch sein Büro hat. Am Firmensitz parken schnelle Schlitten, von Porsche über Aston Martin bis Ferrari. Gäste empfängt er in einem Besprechungsraum, in dem ein metergroßes Bild von einem leeren Boxring hängt – mit Blutlache in der Mitte.

Oberbürgermeister Henry Schramm ist stolz auf den Selfmade-Mann Förtsch: „Seine Unternehmen bieten Arbeitsplätze für Akademiker und junge Leute, die wir sonst in der Zahl nicht hätten“, schwärmt er. Aus Dank verlieh ihm seine Heimatstadt gar die Silberne Bürgermedaille.

Wer etwas von Förtsch will, muss meist hierher kommen. Er reist ungern. Gelegentlich zieht es ihn nach München zu den Spielen des FC Bayern. Dennoch lässt er die ganze Welt an seinem Leben teilhaben: Auf seiner frei zugänglichen Facebook-Seite schrie bis vor Kurzem den Besuchern Mel Gibson mit einem Holzspeer bewaffnet entgegen – eine Szene aus dem Film „Braveheart“. Förtsch teilt mit, wann er sich einen Boxkampf, „Wetten, dass...?“ oder „Der Fahnder“ reinzieht. An Carmen Nebel dagegen hat er keine Freude. „Die schaffen es ja nicht mal, den echten Udo Lindenberg in die Sendung zu bringen“, klagt er. Fazit: „Peinlich & abschalten!“

Dass Förtsch Zeit zum Fernsehen findet, ist schon erstaunlich – bei dem Portfolio, das er zu managen hat. „Er ist wie eine Frau, die schöne Schuhe sieht“, sagt ein Geschäftspartner. „Er kann an manchen Firmen einfach nicht vorbeigehen.“

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