Mit Index und ETF investieren Fünf Trends für Ihre Anlagestrategie im neuen Jahrzehnt

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Trend 3: Afrika

Langfristige Investitionen auf dem Afrikanischen Kontinent gelten als riskant. Politische Instabilität, hohe Korruption und die Abhängigkeit der afrikanischen Marktwirtschaften von der Weltkonjunktur sorgen bei Anlegern für Zurückhaltung.

Dabei bergen einige Regionen des Kontinents das Potenzial für ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum. „Es gibt neben einigen nordafrikanischen Staaten auch in der Sub-Sahara Länder, die bereits heute schnell wachsen – wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau“, sagt Jann Lay, Leiter des Forschungsprogramms „Wachstum und Entwicklung“ am Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA). Laut dem Professor wird sich diese positive Entwicklung in ausgewählten Ländern fortsetzen. Dort sei ein jährliches Wirtschaftswachstum von sechs bis acht Prozent möglich: „Das wird vor allem durch die Urbanisierung und die damit verknüpfte Abwanderung in Dienstleistungen wie Handel und Transport aber auch Telekommunikation und Baugewerbe getrieben“, erklärt Lay.

Ein weiterer Effekt der Verstädterung ist eine steigende Bildungsrate. Sie wird helfen, vom rasanten Bevölkerungswachstum auf dem Kontinent zu profitieren: Während aktuell rund 1,2 Milliarden Menschen in Afrika leben, wird sich ihre Anzahl bis 2050 nahezu verdoppeln.

Das größte Potenzial bietet jedoch der afrikanische Binnenhandel: Während in der Europäischen Union 69 Prozent der Exportgüter innerhalb ihrer Grenzen bleiben, bleiben in Afrika nur 15 Prozent der Handelsgüter auf dem Kontinent. Ein lange ersehntes Freihandelsabkommen deutet nun auf einen Wandel hin: Nach 17 Verhandlungsjahren haben dieses Jahr (2019) alle afrikanischen Staaten bis auf Eritrea unterzeichnet. Der Vereinbarung zufolge sollen bis 2022 alle Zölle auf Dienstleistungen entfallen, sowie 90 Prozent der Produktzölle. Werden die Pläne in die Praxis umgesetzt, werden sie den innerafrikanischen Handel stark vorantreiben.

Zusätzlich wird die Entfaltung der Binnenmärkte durch Investitionen chinesischer Unternehmen begünstigt. Während europäische Firmen sich noch weitestgehend zurückhalten, haben sie schon vor Jahren eine Marktöffnung bewirkt und sind auch beim Ausbau der Infrastruktur sehr aktiv. Da dieser meist kreditfinanziert ist, machen sich afrikanische Staaten zwar teilweise stark abhängig von China – trotzdem bieten Straßen, Strom und Mobilfunknetze direkten Nutzen und die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung des Binnenhandels.

Elmar Steurer, Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Mitglied am Afrika-Institut der Hochschule Neu-Ulm ist bezüglich der Entwicklung des Kontinents optimistisch. In der fehlenden Mittelschicht und geringen Motivation zur Eigeninitiative in der ärmeren Bevölkerung sieht er Wachstumshemmnis- und Chance zugleich: „Wenn die unteren Gesellschaftsschichten das Gefühl und Gewissheit haben, vom Aufschwung zu profitieren, werden sich einige Staaten sehr gut entwickeln“, prognostiziert Steurer. Der technologische Fortschritt und die dadurch wachsende Produktivität der Landwirtschaft, in der in vielen Ländern noch die meisten Beschäftigten arbeiten, dürfte in fast allen Regionen Afrikas dazu beitragen.

Index:
Um durch politische Unsicherheiten bestehende Risiken möglichst gering zu halten, sollten Anleger nur in bestimmte Staaten und ausgewählte Bereiche investieren. Dazu zählen etwa Ägypten, Kenia, Tunesien, Nigeria, Marokko und Südafrika. Der ETF „XTRACKERS MSCI AFRICA TOP 50 SWAP UCITS“ (ISIN: LU0592217524) des deutschen Vermögensverwalters DWS Group bildet die Wertentwicklung des MSCI EFM AFRICA TOP 50 CAPPED TRN Index nach, der Aktien von 50 Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus Ägypten, Kenia, Mauritius, Marokko, Nigeria, Südafrika und Tunesien enthält. Die Gewichtung im Index hängt von der relativen Größe des Unternehmens ab.

Positive Prognosen gibt es zudem für Äthiopien, Senegal, Ghana und Ruanda. Zwar kann über einen ETF bislang nicht speziell in diese Regionen investiert werden – selbst wenn sie Teil eines Index sind, ist ihre Gewichtung zu gering, um dessen Kursentwicklung maßgeblich zu beeinflussen. Dennoch sollten Anleger diese Regionen im Auge behalten: In allen Ländern betrug die Wachstumsrate bereits in den letzten Jahren über sechs Prozent.

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