Mittelstandsanleihen Wie Mittelständler in hochriskante Anleihen getrieben werden

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Kein Happy End in Sicht

Vier Prozent, mehr ist kaum drin

Doch ein Wirtschaftsprüfer testiert nur Zahlen der Vergangenheit. Er prüft, ob das Unternehmen die richtigen Zahlen in seine Bilanz übertragen hat, ob eine Fünf also tatsächlich eine Fünf ist. Er schaut sich keinen Businessplan an und bewertet kein Geschäftsmodell – und auch nicht, ob das Unternehmen eine Anleihe bedienen könnte.

Michael Massauer, geschäftsführender Gesellschafter beim Berater Fion, verweist auf die Ratingagenturen. Verlass ist auf deren Rating aber längst nicht immer. Creditreform etwa setzte erst drei Wochen vor der Insolvenz des Personalvermittlers HKW Personalkonzepte dessen Rating aus – nachdem HKW angekündigt hatte, Zinsen später zu zahlen. Das letzte Rating vor der Pleite lag bei „BBB- unter Beobachtung“, eine voll befriedigende Bonität.

Die Börsen fühlen sich ebenso nicht zuständig, sie verweisen wiederum auf die involvierten Banken und Berater. Börsen böten schließlich nur eine Plattform an. Das alles hindert die Börsen aber nicht daran, kräftig an den Mittelstandsanleihen zu verdienen. Sie sind in deren Vertrieb eingestiegen, lassen Privatanleger die Papiere über ihre Plattform zeichnen und bekommen dafür Geld vom Unternehmen. Über das Zeichnungstool der Deutschen Börse etwa wurden in der Vergangenheit zehn bis 15 Prozent des Anleiheemissionsvolumens gezeichnet.

Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler.

Bei einer Pleite können Anleger, selbst wenn im Wertpapierprospekt falsche Zahlen standen, weder den Berater noch die Bank und schon gar nicht die Börse haftbar machen. „Nur wer unterschreibt, haftet für die Richtigkeit der Angaben im Prospekt“, sagt Schilling-Schön, „und das ist bei Mittelstandsanleihen meist allein ein Organ des Unternehmens.“

Bei den Unternehmen aber ist, wenn Banken und Lieferanten zugegriffen haben, meist nichts mehr zu holen. Die Taler bekommen andere, für Anleger gibt es kein märchenhaftes Happy End.

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