Mittelstandsanleihen Bekannte Marken könnten Anleger frustrieren

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Vertrauensvorschuss zu Unrecht gegeben

Diese Zahlen lügen nicht

Damit Anleger sich ein besseres Bild machen können, hat das Frankfurter Analysehaus Independent Research die wichtigsten Anleihen für die WirtschaftsWoche bewertet (siehe Chartgalerie). Ergebnis: Sparer haben vor allem Unternehmen mit bekannten Marken möglicherweise zu Unrecht Vertrauensvorschuss gegeben.

Im Regen stehen etwa Anleger, die vor gut einem Jahr den blumigen Versprechungen der Vorstände Günter Schlotmann und Stephan Sander von BKN Biostrom Glauben schenkten. Die präsentierten im Mai 2011 die Anleihepläne des Projektentwicklers von Biogasanlagen und malten ein rosiges Bild: Wer die Anleihe zeichne, profitiere von einer "einmaligen Kombination" aus einer mit 7,5 Prozent "attraktiven Verzinsung" und trotzdem "hoher Sicherheit". BKN wollte mit dem Geld Biogasanlagen kaufen und diese den Gläubigern als Sicherheit verpfänden. Weil die Anleihe besichert war, bekam sie mit BBB eine Ratingnote in einem Bereich, der eine relativ sichere Investition suggeriert. Zinszahlung und Tilgung, so die Vorstände damals, seien daher bombensicher.

Nur ein gutes Jahr später klingt das wie Hohn: Erst ging im Februar mit Sander just jener Finanzvorstand von Bord, der noch im Mai so für die Anleihe schwärmte. Mitte Juni dann konnte das Unternehmen aus Vechta schon die erste fällige Zinszahlung nicht leisten, kurz darauf meldete der Konzern Insolvenz an.

Ein Berg wertloser Verträge

Eigentlich sollte jetzt die große Stunde des Treuhänders kommen, der für die Treuökonom, einer Tochter der Wirtschaftsprüfung RoeverBroennerSusat, die Anleihesicherheiten verwaltet. Die Biogasanlagen sollte er nach der Insolvenz verkaufen und Anleger mit dem Geld auszahlen. Doch sieben Wochen nach der Pleite wird klar, dass wohl kaum etwas übrig bleiben dürfte. Denn auch für die "durch die Anleihe finanzierten Betriebsgesellschaften", musste BKN-Chef Schlotmann "leider bestätigen", sind Insolvenzanträge gestellt worden. So verwaltet der Treuhänder nur noch einen Berg wertloser Verträge. "Leider ist derzeit noch unklar, ob die Anleihegläubiger auf werthaltige Sicherheiten zugreifen können", gibt der vorläufige Insolvenzverwalter Sven-Holger Undritz, Partner der Kanzlei White & Case in Hamburg, unumwunden zu.

Auch Alfons Busch kann eine verlustreiche Geschichte vom neuen Markt für Mittelstandsanleihen erzählen. Für den Privatanleger war die Anleihe der Siag Schaaf Industrie AG ein vermeintlich perfektes Investment. Der Windanlagenbauer aus Dernbach bei Koblenz war einst ein globales Unternehmen mit 1800 Mitarbeitern an elf Standorten, unter anderem in den USA und Singapur. Just als die Bundesregierung nach der Reaktor-Katastrophe im japanischen Fukushima die Energiewende forcierte, begann Siag für die Papiere zu werben. Das meiste Geld sollte laut Anleiheprospekt in die Sparte für den Bau von Offshore-Windanlagen auf dem Meer, die Emdener Nordseewerke, fließen. Siag versprach neun Prozent Zinsen, fünf Jahre lang. Für Busch klang das nach einer "zukunftsträchtigen Anlage".

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