Mobilfunkanbieter O2-Börsengang trifft auf viel Skepsis

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Skepsis bei den Investoren

Endlich Licht - Der Milliardenbörsengang von =2 ist der mit Abstand schwerste 2012 Quelle: Reuters

Er sehe nicht, sagt ein Investor, dem die O2-Aktie präsentiert wurde, „wieso ich mich in dieser zwiespältigen Branche noch stärker positionieren soll. Ich habe sie mit dem Marktführer Vodafone schon hinreichend in meinen Depots drin.“ Solch Skepsis von Investorenseite verwundert nicht: Die Kurse der drei größeren Konkurrenten Deutsche Telekom, Vodafone und KPN dümpeln seit Jahren auf niedrigem Niveau vor sich hin. Besserung ist nicht in Sicht, zumal nicht einmal mehr die einst üppigen Dividendenrenditen als sicher gelten dürften. In den vergangenen Monaten strichen zahlreiche Branchenvertreter diese entweder massiv zusammen oder ganz, darunter Telefónica selbst, KPN und die Telekom Austria.

Im operativen Geschäft gibt O2 Deutschland kein so schlechtes Bild ab. Im Mobilfunk konnte es in den vergangenen Quartalen zulegen und den beiden Marktführern Vodafone und T-Mobile Marktanteile abnehmen. Beim Service-Umsatz, der wichtigsten Kennziffer im Mobilfunkgeschäft, verzeichnete O2 im ersten Halbjahr ein Plus von 9,5 Prozent – den stärksten Zuwachs aller deutschen Mobilfunker.

Allerdings kaufte O2 dieses Plus verstärkt durch Billigangebote. Der Durchschnittsumsatz pro Kunde, kurz Arpu, ist mit 13,90 Euro der niedrigste in Deutschland. Das liegt zum Teil daran, dass sich O2 noch immer schwertut mit der Akquise von Groß- und Firmenkunden, die bereit sind, für bessere Qualität mehr zu bezahlen. Teilweise hapert es auch noch an der Bandbreite, die viele Smartphone-Kunden benötigen. Konkurrent Deutsche Telekom warb wegen der Empfangsprobleme einiger O2-Kunden zeitweise mit dem Spruch „O2 can’t do“ (O2-Slogan: „O2 can do“.)

Starke Verluste im Festnetz

Die Erfolge im Mobilfunkgeschäft werden zudem teilweise von starken Kundenverlusten im Festnetzgeschäft aufgezehrt. Die Kundenbasis bei DSL-Anschlüssen, zum Großteil entstanden nach der teuren Übernahme der Telecom-Italia-Tochter Hansenet (Alice), bröckelt kontinuierlich ab. Seit Jahresbeginn kündigten 100 000 DSL-Kunden. Viele wechseln zu den aggressiv auftretenden TV-Kabelnetzbetreibern, die mit Spitzengeschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde mehr als doppelt so schnelle Internet-Anschlüsse bieten und diese mit günstigen Einstiegspreisen von 19,90 Euro pro Monat in den Markt drücken. O2 hat dem mit Übertragungsraten von maximal 36 Megabit pro Sekunde wenig entgegenzusetzen. Außerdem stehen den Mobilfunkkonzernen neue Milliardeninvestments in den neuen superschnellen Datenfunk LTE ins Haus. Das dafür nötige Geld hat Telefónica nicht; es soll der Börsengang der Deutschland-Tochter zumindest teilweise einspielen.

Schon vor dem Börsengang hat die Mutter ihre Tochter kräftig gemolken: Am 13. September 2012 flossen 4,3 Milliarden Euro Dividende von Telefónica Deutschland an die Mutter, wie aus dem Prospekt hervorgeht. Telefónica Deutschland musste dafür einen Kredit über 1,25 Milliarden Euro aufnehmen. Eine mit dem Börsengang vertraute Person findet die Feststellung, Telefónica habe noch kurz vor dem Börsengang Geld aus der deutschen Tochter geholt und dieser Schulden aufgezwängt, zwar „de jure nicht falsch, aber plakativ. Das Geld lag auf einem deutschen Konto, gehörte aber dem Konzern, wurde nach Madrid überwiesen – eine ganz normale interne Umschichtung“. Dass die Überweisung so kurz vor dem Börsengang stattfand, sei allerdings „vom Timing her unelegant“.

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