Münchener Rück und Warren Buffett Was hinter Buffetts Rückzug wirklich steckt

Warren Buffett hat einen guten Teil seines großen Aktienpakets an der Münchener Rück nach fünf Jahren verkauft. Einiges spricht dafür, dass er das nicht nur getan hat, um Gewinne mitzunehmen. Das ist beunruhigend.

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Mit diesen Aktien scheffelt Warren Buffett Milliarden
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Für viele Börsianer war es die Meldung der Woche, obwohl es nicht nach einer großen Sache klang: Warren Buffett hat seinen Anteil am Aktienkapital der Münchener Rück von zwölf auf 9,7 Prozent reduziert. Er fährt damit einen schönen Gewinn ein, denn sein Engagement geht auf die Zeit vor 2010 zurück. Die Aktie notierte damals im Zuge der Lehman-Krise deutlich tiefer. Von Dividendenausschüttungen hat er ebenfalls profitiert.

Markus Elsässer Quelle: M. Elsaesser & Cie AG

Die fundamentalen Gründe für den Ausstieg zum jetzigen Zeitpunkt liegen auf der Hand: Die Aussichten der Rückversicherungsbranche haben sich verdüstert, die Branche ist für die nächsten zehn Jahre nicht mehr gut aufgestellt und die Konkurrenz im Versicherungsgeschäft durch institutionelle Investoren wie Hedgefonds, Pensionskassen und spezialisierte Finanzprodukte wird im Umfeld des billigen Geldes zu Preisverfall und Verschiebungen führen. Wahrscheinlich alles richtig. Aber Buffett verkauft sehr selten große Beteiligungen. Sind die genannten Gründe also die ganze Erklärung für den eingeläuteten Abschied bei Münchener Rück?

Zur Person

Versuchen wir einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Ich habe Warren Buffett  (85 Jahre) und seinen Geschäftspartner Charlie Munger (91 Jahre) erstmals 2003 in Omaha, Nebraska, erlebt und einige Jahre später an einem Dinner mit Warren Buffett in Neu-Isenburg teilgenommen. Ein Geschäftsfreund von mir fährt jährlich nach Omaha und ist ein intimer Kenner der Buffett-Szene. Buffett und Munger sind Langfristanleger par excellence, die sich weder von hohen Börsenkursen noch von einer schwierigen Lage einer Branche zum Verkauf von Beteiligungen verleiten lassen. So besitzen sie unter anderem Unternehmen aus der Schuhbranche und der Unterhemdenherstellung, sind an einer  Fertighausfabrik und einer Pralinenmanufaktur beteiligt. In diesem Jahr haben sie mit der Firma Phillips 66 in Texas im großen Stil in die Öl- und Chemiebranche investiert. All diese Investments sind keine Selbstläufer, auch hier geht es um schwierige Aufgabenstellungen. Ist bei ihnen von Buffetts Ausstieg die Rede? Nein.

In der Rückversicherungsbranche gehören Buffett und sein kleines Team von 25 Mitarbeitern seit Jahren sicher zu den kompetentesten Spielern in dieser intellektuell herausfordernden Branche. Die Interessen, gebündelt in der Holding Berkshire Hathaway, gehen weit über das Engagement bei Münchener Rück hinaus. Auch hier ist von Verkaufsabsichten nichts zu hören.

Buffett ist gefragter Aktionär

Mit Kusshand würden viele Unternehmen Warren Buffett in den Kreis ihrer Teilhaber aufnehmen. Warum eigentlich?

Berkshire Hathaway investiert im Schnitt pro Woche etwa 500 Millionen Dollar in den Kapitalmärkten. Warren Buffett hat öffentlich bekundet, nie weniger als 20 Milliarden Dollar Cash zu halten, eher bewegt er sich Richtung 30 Milliarden Dollar. Das hat er den Aktionären versprochen. Die besten Unternehmer und Top-Manager der Welt pilgern nach Omaha, um ihn bei großen Transaktionen als Partner zu gewinnen. So hat er der Mars-Riegel-Familie geholfen, den Kaugummi-Weltmarktführer Wrigley aufzukaufen. Bei der Fusion von Heinz Ketchup mit Kraft Foods war er involviert. Vor vielen Jahren hat er einst maßgeblich dazu beigetragen, dass das Finanzhaus Solomon Brothers in New York an einer Schieflage nicht zu Grunde ging.

Vor allem aber ist auf Warren Buffett Verlass. Er ist ein sachorientierter Langfristinvestor. Er verfügt über unangreifbares Eigenkapital. Trotz seiner überragenden Erfolge hat er kein Ego-Problem. Er lässt seinen Beteiligungen unternehmerisch freie Hand. Seit über 55 Jahren hat er dies bewiesen. Das hat weltweiten Seltenheitswert.

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