Musterdepots „Dax konsolidiert auf hohen Niveau“

Musterdepotstratege Sönke Niefünd macht sich Gedanken, bei welchem Dax-Kursniveau er wieder gute Investitionschancen sieht. Denn die Korrektur der Frankfurter Benchmark ist für ihn noch nicht abgeschlossen.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Obwohl ich erwarte, dass europäische Aktien ihr Kursniveau nicht nachhaltig verteidigen dürften, halte ich an zwei offensiven Depotwerten fest: Mit Sprintzertifikaten auf den Euro-Zonen-Leitindex Euro Stoxx 50 hatte ich nach Kurseinbrüchen im vergangenen Jahr auf eine Erholung gesetzt (WKN: VN13U0 und VN13UY).

Zwar ist der Euro Stoxx inzwischen über die Kursbereiche geklettert, in denen die Sprinter überproportional Erträge generieren – solange der Index allerdings nicht unter 3 050 beziehungsweise rund 3 225 Punkte fällt, erzielen sie bis Juni weitere 7,8 sowie fünf Prozent Seitwärtsrendite.

Anders als viele Analysten, die ihre Kursziele für Dax & Co. der jeweils aktuellen Börsenentwicklung gerne hinterher-“prognostizieren“ und deswegen zuletzt angehoben haben, halte ich an meiner bisherigen Einschätzung fest: Auf ihrem aktuellen Kursniveau sind die Abwärtsrisiken deutlich höher als die Renditechancen. Nicht nur weil Aktien inzwischen fundamental betrachtet nicht mehr günstig sind.

Auch weil Investoren derzeit politische Risiken im europäischen Superwahljahr weitestgehend ignorieren. Darauf deutet etwa ein spezielles Barometer hin: Der VStoxx-Index misst die von Investoren erwartete Schwankungsstärke am europäischen Aktienmarkt und dümpelt seit Wochen im untersten Sechstel seiner historischen Handelsspanne vor sich hin.

Dass bei Umfragen zu den Parlamentswahlen in den Niederlanden im März die rechtspopulistische Freiheitspartei vorn liegt, blenden die Märkte aus. Und auch die französische Präsidentenwahl beunruhigt kaum. Dabei steigen die Chancen auf einen Erfolg der rechtsextremen Front National mit ihrer Chefin Marine Le Pen. Die will Frankreich aus der EU und dem Euro herauslösen.

Das wäre der Anfang vom Ende der Gemeinschaftswährung. Anleger lässt all dies kalt − noch.


Profitabilität der Banken bleibt unter Druck

In unserem Aktienkernportfolio befinden sich derzeit 15 Einzeltitel, welche auf Basis fundamentaler Kriterien selektiert werden. Mit dem schweizerischen Versicherer Baloise haben wir nur einen Vertreter der Finanzbranche im Portfolio.

Die Bankenaktien wurden von uns von Anfang an aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen. Dies hängt nicht mit den aktuellen Problemen der deutschen oder italienischen Institute zusammen, sondern mit der allgemeinen Undurchsichtigkeit der Bankbilanzen. Unseres Erachtens ist der Bewertungsspielraum der Bilanzkomponenten bei den Banken deutlich größer als bei den Unternehmen aus dem „realen“ Sektor. Neben dieser Grundeinstellung gibt es aktuell einige Faktoren, welche die Profitabilität der Finanzinstitute mittelfristig weiterhin stark unter Druck setzen können.

Dazu gehört in erster Linie ein dauerhaftes Niedrig- bzw. Nullzinsumfeld, welches eine existenzbedrohende Herausforderung darstellt. Theoretisch könnten die Banken mit einer signifikanten Erhöhung der Gebühren bzw. der Einführung einer Negativverzinsung auf Girokonten kontern, was zum Teil bereits passiert.

Solange jedoch das Bargeld nicht abgeschafft wird, und dazu wird es hoffentlich in der nahen Zukunft nicht kommen, wird diese Strategie nicht unbegrenzt funktionieren. Außerdem gibt es bei den Banken ein Kostenreduktionspotential in Richtung Digitalisierung. Dies ist allerdings mit erheblichen sozialen Kosten verbunden und kann nicht kurzfristig realisiert werden.

Die Profitabilität der Banken wird unseres Erachtens solange unter Druck bleiben, bis das Null Zinsen – Wenig Wachstum Umfeld in der Eurozone zur Vergangenheit gehört. Da es derzeit nur wenige Anzeichen dafür gibt, könnten die nächsten Jahre für die Finanzinstitute schwierig werden.


Lufthansa-Anleihe: Wir bleiben investiert

Gemessen an den Kursgewinnen, welche die Aktienmärkte seit November 2016 als sog. „Trump-Rally“ erleben, sehen wir im Dax seit Jahresbeginn charttechnisch eine Konsolidierung auf hohem Niveau. Wichtig dabei, dass die Marke bei 11.400 Punkten nicht signifikant durchbrochen wird, sonst gäbe es kurzfristig ein weiteres Abwärtspotential bis zur Unterstützung bei 10.800 Punkten. Eine ungünstige  „Zyklentechnik“ weissagt aktuell im Nachwahljahr der US-Präsidentschaftswahl eine Schwächephase für die internationalen Aktienmärkte bis Ende Februar.

Damit befänden wir uns innerhalb einer noch nicht abgeschlossenen Korrektur – mit der vorhandenen Liquidität fühlen wir uns daher sehr wohl und sehen spätestens im Dax-Kursniveau zwischen 11.200 und 10.800 Punkten gute Chancen für Zukäufe.

Gegen den Konsolidierungstrend sehr fest notieren heute die Aktien der Deutschen Lufthansa. Zum einen gibt es eine Kaufempfehlung der französischen Großbank Société Générale, zum anderen die Bereitschaft zu Schlichtungsverhandlungen im Tarifstreit bei der Lufthansa-Tochter Eurowings. Zudem hilft der aktuell schwache Ölpreis – der Kurs der Aktie steigt um 3,8 Prozent auf 12,52 Euro.  

In unserem Musterdepot halten wir eine nachrangige Lufthansa-Anleihe, die bis Februar 2021 eine jährliche Verzinsung von 5,125 Prozent beschert, danach variabel verzinst wird. Der Kurs der Anleihe hat sich gegenüber dem Jahresultimo 2016 um ein Prozent verbessert – wir bleiben investiert.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken ud zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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