Musterdepots Die heiß gelaufene Rally

Georgios Kokologiannis sieht die Aktienrally an ihre Grenze gekommen, Alexander Kovalenko interpretiert Konjunkturdaten aus Deutschland und China und Sönke Niefünd blickt nach Brasilien. Die Musterdepots.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Zum Wochenstart erhöhe ich den Bargeldbestand des Musterdepot erneut und verkaufe weitere Anlagezertifikate, die sich auf den Aktienindex Euro Stoxx 50 beziehen (WKN: CW7CXY). Nahezu die Hälfte des verfügbaren Kapitals wird nun in Form von Cash gehalten. Unter Berücksichtigung der Absicherungsprodukte im Portfolio sinkt damit die Netto-Investitionsquote sogar auf unter fünf Prozent.

Ich bin davon überzeugt: Fundamental betrachtet steht das verbleibende Aufwärtspotenzial bei Dax & Co. in keinem vertretbaren Verhältnis mehr zu den Rückschlagrisiken. Das defensive Handelsblatt-Portfolio wird damit noch stärker darauf ausgerichtet, bis Anfang 2017 selbst bei stagnierenden und moderat fallenden Aktienkursen noch etwa vier bis fünf Prozent Ertrag zu erzielen.

Auch die Strategen DZ Bank halten die jüngste Rally offensichtlich für völlig überzogen: Die Experten senken jetzt die Aktienquote in ihrem vielbeachteten Beispieldepot radikal  – auf Null. Denn die jüngste Börsenerholung sei substanzlos. Der fundamentale Unterbau der Unternehmen könne den Kursaufschwung der vergangenen Wochen nicht mehr tragen. Aktionären drohten daher kurzfristig herbe Enttäuschungen.

Nach Einschätzung der DZ Bank seien die Aktienmärkte sowohl in den USA als auch in Europa heiß gelaufen. Außer der relativen Vorteilhaftigkeit von Dividendenpapieren gegenüber Anleihen gebe es kein weiteres Argument mehr, das für eine kurzfristige Investition in Aktien spreche. Ich teile diese Beurteilung und sichere das Handelsblatt-Depot noch aus einem weiteren Grund gegen drohende Rückschläge ab: Der ungünstigen Saisonalität.

Hintergrund: Die Statistik deutet darauf, dass an der weltweit richtungsweisenden Wall Street die Nervosität nun bald wieder zunehmen dürfte. Laut Analysen von HSBC Trinkaus sei in US-Präsidentschaftswahljahren der August mit einem Plus von 2,7 Prozent der beste Börsenmonat. Danach aber setze in der Zeit von Anfang September bis Mitte Oktober typischerweise eine Korrektur ein.

Und zwar vor allem in Wahljahren, in denen sich der amtierende Präsident in seiner zweiten Amtszeit befindet – also wie jetzt in den USA. Dann werde historisch betrachtet  das Jahreshoch bereits im Sommer ausgebildet, bevor im Anschluss ein Trendwechsel einsetzt und die Kurse fallen.


Sönke Niefünd

Am vergangenen Wochenende haben offiziell die olympische Spiele in Rio de Janeiro begonnen. Es ist innerhalb kürzester Zeit das zweite Großereignis in Brasilien. Viele Probleme des größten südamerikanischen Landes werden dann wieder einen Augenblick in den Hintergrund treten. Bietet nun das Land Brasilien attraktive Anlagemöglichkeiten?

Brasilien ist das „B“ in der Schwellenländer-Gruppe „BRICS“. „BRICS“ steht für die wichtigsten Schwellenländer, welche neben Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika umfasst.

Brasilien gehört zu den zehn größten Volkswirtschaften der Welt. Nach einer langen Rezession ist Brasilien auf dem Weg der Besserung. Langfristig gilt Brasilien trotz seiner Schwierigkeiten als großer Wachstumsmarkt der Zukunft, nicht zuletzt wegen seiner großen und jungen Bevölkerung und des damit großen Binnenmarktes. Es gibt jedoch auch viele Probleme im Land. Das Land ist in den letzten Jahren politisch instabiler geworden. Eines der größten Probleme neben Armut und der wieder wachsenden sozialen Ungleichheit ist die Korruption in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.

Aufgrund der politischen Unsicherheit, der hohen Korruption in Wirtschaft und Politik ist Brasilien für uns aktuell kein Land, in dem wir investieren. Für spekulative und langfristig orientierte Anleger dürfte ein ETF auf den brasilianischen Bovespa-Index trotzdem eine adäquate Investitionsmöglichkeit bieten.


Alexander Kovalenko

Am Montag wurden die aktuellen Daten zur Produktion im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlich. Mit 0,8 Prozent Anstieg zum Vormonat ist das Wachstum minimal besser ausgefallen, als von den meisten Volkswirten erwartet.

Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass die Produktion im zweiten Quartal insgesamt um ein Prozent gesunken ist. Das schwache Ergebnis bestätigt die Befürchtung vieler Ökonomen, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Zeitraum von April bis Juni nur ein minimales Wachstum erzielen konnte. Die entsprechenden Daten werden am kommenden Freitag bekanntgegeben. Im ersten Quartal 2016 ist die deutsche Wirtschaft noch um 0,7 Prozent gewachsen.

Der chinesische Außenhandel konnte ebenfalls keine positiven Daten vermelden. Im Juli waren sowohl die Aus- als auch die Einfuhren in US-Dollar gemessen rückgängig und schlechter, als von Experten erwartet.  Nichtsdestotrotz sind die asiatischen sowie die europäischen Börsen freundlich in die neue Woche gestartet. Bei unserem Musterdepot schnitten vor allem die Minenwerte sowie die UPM Kymme Aktie gut ab.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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