Musterdepots Die Märkte übertreiben

Die Kursverluste an den Aktienmärkten sind für die Musterdepotstrategen noch nicht ausgestanden. Daniel Hupfer hat gleich vier Positionen verkauft, die er nach dem Ende der Unsicherheit aber sofort zurückkaufen würde.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Daniel Hupfer

Frankfurt Wir haben am Montag in unserem Depot die Aktienquote reduziert und liegen nunmehr bei knapp unter 60 Prozent. Wir belassen die Liquidität zunächst als Cash auf dem Konto. Hintergrund für die etwas vorsichtigere Haltung sind die großen politischen Unsicherheiten nach der Entscheidung der Briten für einen Brexit.

Für den Kapitalmarkt wäre es das schlimmste Szenario, käme es nun zu einer langen Hängepartie bezüglich des Austrittsprozesses. Leider ist dies derzeit das wahrscheinlichste Szenario. Aber selbst wenn der Prozess einigermaßen zügig voran schreiten sollte, bleibt die Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung in Europa.

In Großbritannien sollte es in den kommenden Quartalen zu einer Wachstumsabschwächung kommen, da viele Unternehmer ihre Investitionspläne überdenken dürften. Auch für den Konsum rechnen wir mit negativen Auswirkungen, da Arbeitsplätze in London gefährdet sind bzw. auf andere europäische Finanzplätze verlagert werden könnten.

Wir haben uns von vier Aktienpositionen getrennt. Darunter befindet sich der irische Baustoffhersteller CRH, der über ein großes UK-Exposure verfügt. Ebenfalls verkauft haben wir Daimler und Dialog Semiconductors. Während Daimler aufgrund eines potenziell schwächeren Wachstums in Europa leiden dürfte, gefiel uns die Wertentwicklung der Dialog-Aktien schon seit längerer Zeit nicht mehr.

Darüber hinaus erfolgte ein Verkauf der Hälfte unserer Position im Warburg Small&Midcap Fonds. Da diese Position in unserem Depot verhältnismäßig groß war und sich der Fonds zudem überdurchschnittlich gut entwickelt hat, nehmen wir hier Gewinne mit. Alle vier Positionen würden wir bei einer Abnahme der Unsicherheiten wieder bedenkenlos zurückkaufen.


Der Markt übertreibt

Börsentag eins nach dem Brexit. Die Woche startet, wie sie beendet wurde. Mit Unsicherheit. Denn alle merken: Ein Brexit ist gar nicht so einfach und eine politische Einheit in Großbritannien sieht anders aus. Die ersten Rücktritte in den Parteien wurden angekündigt, wobei Cameron das bekannteste „Opfer“ des Referendums ist.

Schottland kündigt an, in der EU verbleiben zu wollen und auch Nordirland ist dem nicht abgeneigt. Wird aus Großbritannien nun ein Kleinbritannien? Das wird wie immer die Zeit zeigen. Wir warten erst mal ab, denn das können wir auch. Wir haben mit Kingfisher nur eine britische Aktie und keine Banktitel im Musterdepot. Gerade letztere leiden besonders. Die Deutsche Bank notiert auf Allzeittief.

Um auch Ihnen das Abwarten etwas zu erleichtern, anbei ein paar Fakten. 0,866% der Weltbevölkerung haben sich dazu entschieden, nicht mehr in der EU dabei sein zu wollen. (Noch inklusive Schottland). Das interessiert die anderen 6.6 Milliarden Menschen außerhalb der EU langfristig herzlich wenig. Und für die EU muss das ganze als Chance gesehen werden. Die Briten haben sich noch nie wirklich als Europäer gefühlt, wobei sich das eher auf die ältere Bevölkerung bezieht.

Hätte man sich knapp für den Verbleib in der EU entschieden, wäre die Diskussion noch immer nicht beendet gewesen. Und der Druck etwas zu verändern geringer. Also sollten wir dankbar sein über die Entwicklung, aus den Fehlern lernen und mit kühlem Kopf kluge Entscheidungen treffen.

Der Tag in Europa und der Rest der Welt wird weiterhin 24 Stunden haben und die Erde dreht sich bekanntlich weiter. Nachdem sich alles ein wenig beruhigt hat, können Sie beruhigt investieren. Übertreibungen an den Märkten sind immer Chancen,qualitativ gute Titel günstiger zu kaufen.


Neue Sprinter gekauft

Den Crash nach dem Brexit-Votum der Briten nutze ich, mit dem Aufbau einer neue Position an Sprintzertifikaten zu beginnen. Gekauft habe ich am Freitag eine Variante, die von einer möglichen Erholung des Euro Stoxx 50 während der nächsten zwölf Monate überproportional profitieren würde (WKN: VN13UY). Ausgehend vom aktuellen Kursniveau bei 2720 Punkten des europäischen Leitindexes lassen sich damit bis zu 27 Prozent Ertrag generieren. Sollten die Aktienmärkte einen erneuten Einbruch erleiden, werde ich den Anfangsbestand aufstocken.

 

Diese speziellen Hebelpapiere verdoppeln bis Juni kommenden Jahres einen Anstieg des europäischen Leitindexes innerhalb von 2700 bis 3050 Punkten im Depot. Oberhalb von 2700 Punkten schalten diese Sprinter den Turbo ein: Indexgewinne darüber werden in meinem Depot um den Faktor zwei gehebelt in Rendite umgemünzt. So, als ob ich auf einen Schlag plötzlich doppelt so viele Anteile am europäischen Leitindex besäße.

 Der Clou: Fällt das Aktienbarometer unter die Sprint-Schwelle zurück, dann verschwinden meine "imaginären" Extra-Anteile automatisch wieder aus dem Portfolio - an Verlusten werde ich also nicht überproportional beteiligt. Der Preis für das Hoch- und Runterfahren meines Aktien-Engagements bis zum Laufzeitende der Papiere Ende Juni kommenden Jahres: Von steigenden Kursen profitiere ich maximal bis zur Marke von 3050 Zählern, die Erträge sind also begrenzt.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%