
Frankfurt Wie lange kann die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldschwemme trotz unübersehbar steigender Inflationsrisiken tatsächlich ungehindert fortsetzen? Erst Anfang der Woche hatte zwar Österreichs Notenbank-Chef Ewald Nowotny gesagt, er erwarte keine raschen Beschlüsse über ein Abschmelzen der billionenschweren EZB-Anleihenkäufe. Verlassen sollten sich Anleger aber besser nicht darauf.
Die überraschend anspringende Teuerung durchkreuzt derzeit die Pläne der Währungshüter. Neuste Daten vom Dienstag zeigen: Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind zuletzt auf 1,8 Prozent nach oben geschnellt – und damit so stark wie seit rund vier Jahren nicht mehr. Doch damit kommt die Inflation wieder deutlich näher an das Ziel der EZB von knapp zwei Prozent heran. Noch im Dezember lag die Teuerungsrate bei nur 1,1 Prozent.
Dass die Europäische Zentralbank - wie von Ratsmitglied Nowotny behauptet - weniger Wertpapierkäufe bei der Vorlage ihrer neuen Wirtschaftsprognosen im März nicht einmal diskutieren werde, halte ich daher für völlig abwegig. Die Geldpolitiker wissen zudem: Sollte sich die Inflationsentwicklung weiter beschleunigen, wäre das im Superwahljahr 2017 Wasser auf die Mühlen der ohnehin erstarkenden radikalen, europafeindlichen Parteien. Das kann nicht im Interesse der selbsternannten Euro-Retter der EZB sein.
Seit dem Start im März 2015 bis Ende 2016 hat die EZB mit frisch geschöpften Notenbankgeld Anleihen im Umfang von über 1,2 Billionen Euro aufgekauft – und damit maßgeblich auch Dax & Co. aufgepumpt. Vorgeblich um Deflationsgefahren zu bekämpfen. Im Dezember hatten die Ratsmitglieder um EZB-Chef Mario Draghi beschlossen, das umstrittenen Kaufprogramm sogar um mindestens neun Monate bis Ende 2017 zu verlängern.
UPM bleibt überdurchschnittlicher Dividendenwert
Der finnische Papier- und Zellstoffproduzent UPM Kymmene hat am Dienstag die Zahlen für das abgelaufene Jahr präsentiert. Obwohl es dem Unternehmen gelungen ist, seine Profitabilität signifikant zu steigern und die Erwartungen des Marktes zu übertreffen, ist der Aktienkurs im Tageshandel bis zu elf Prozent gefallen. Was sind die wichtigsten Gründe dafür?
Zum einen ist der Ausblick für das nächste Jahr vorsichtig ausgefallen. Dies ist unseres Erachtens aber in Ordnung, denn die UPM möchte eventuell nach den sehr erfolgreichen letzten Jahren die Erwartungen etwas dämpfen. Der aktuelle Zeitpunkt passt nach dem fulminanten Kursanstieg eigentlich ganz gut.
Neben einer vorsichtigen Prognose hat das Unternehmen aber gleichzeitig seine langfristigen Profitabilitätsziele angehoben. In den letzten Jahren hat UPM eindrucksvoll bewiesen, dass das Unternehmen seine Kostenreduktions- bzw. Effizienzsteigerungsprogramme sehr gut umsetzen kann.
Zum anderen wurde die Dividende von 0,75 Euro im Vorjahr auf 0,95 Euro angehoben, während die Markterwartung bei 1,05 Euro lag. Auf der einen Seite kann man dies als eine Enttäuschung interpretieren, auf der anderen Seite bleibt die Dividendenrendite bei über vier Prozent und somit überdurchschnittlich. Darüber hinaus hat das Management eine Extra-Dividende nicht ausgeschlossen.
Unter dem Strich hat UPM sehr gute Zahlen geliefert und bleibt trotz eines vorsichtigen 2017 Ausblicks langfristig optimistisch. Die Aktie ist laut unseres Modells nach wie vor unterbewertet (im Vergleich zum Stoxx Europe 600 Index) und bleibt im Musterdepot. Normalerweise würden wir bei so einem Kursrutsch die Aktie nachkaufen. Da die UPM-Position aufgrund eines sehr erfreulichen Kursverlaufs der letzten Monate bereits übergewichtet ist, bleibt dies diesmal aus.
Kein Ende der Anleihekäufe in Sicht
Das Interesse der Anleger richten sich die Sitzungen der Notenbanken: In den der USA findet das Treffen am Dienstag/ Mittwoch, in Japan am Donnerstag/ Freitag statt. In den USA erwarten wir keine Änderung der Geldpolitik und achten speziell auf die Kommentare der Notenbank-Chefin Yellen zu den Trump‘schen Maßnahmen. Bei den Wirtschaftsdaten dürfte vor allem der Arbeitsmarktbericht am Freitag interessieren. Hier wird ein Beschäftigungszuwachs von 155.000 erwartet. Auch die Unternehmensberichtssaison zum vierten Quartal bleibt im Fokus.
Abseits politischer Nachrichten gibt es noch eine Reihe von Wirtschaftsdaten. Der Inflationsdruck im Euroraum hat zu Jahresbeginn deutlicher als erwartet zugenommen. Nach Mitteilung von Eurostat stiegen die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 1,8 (Dezember: 1,1) Prozent. Das waren die höchste Inflationsrate seit knapp vier Jahren und der stärkste Inflationsanstieg seit knapp sieben Jahren. Der Anstieg ist größtenteils durch den Basiseffekt bei den Energiepreisen zu begründen.
Die Europäische Zentralbank dürfte sich von den Daten insgesamt in ihrer Einschätzung bestätigt fühlen, dass die moderate Konjunkturerholung anhält. Ein Ende ihrer Anleihenkäufe sehen wir noch nicht gekommen. Bis zum Jahresende steht unseres Erachtens der Fahrplan der Notenbank fest, dass die Anleihenkäufe weitergehen. Erst im Herbst, nachdem die meisten Wahlen innerhalb der Eurozone stattgefunden haben, glauben wir, dass die EZB darüber nachdenken wird, die Anleihekäufe herunterzufahren. Eine erste Anhebung der Leitzinsen sehen wir weiterhin nicht.