Musterdepots Jetzt müssen die Firmen liefern

Ein schwacher Ifo-Index erwischt Ökonomen und Analysten kalt. Georgios Kokologiannis erkennt das Problem. Nun muss die Stunde der Unternehmen schlagen. Doch warum sie es nicht tun wird, das weiß der Depotstratege.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Einer der bedeutendsten Frühindikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland schlägt laut Alarm: Der vom Münchener Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklima-Index fiel im August den zweiten Monat in Folge – und zwar so stark wie seit der Eskalation der europäischen Staatschuldenkrise vor rund vier Jahren nicht mehr. Experten interpretieren dies nun vor allem als Zeichen dafür, dass sich die hiesigen Unternehmen über die Auswirkungen der Brexit-Entscheidung der Briten auf ihre Aufträge sehr wohl sorgen.

Rätselhaft: Für Volkswirte kommt der Stimmungseinbruch bei den Firmenchefs offenbar dennoch völlig „überraschend“. Denn die meisten befragten Ökonomen hatten sogar einen steigenden Ifo-Index vorhergesagt – trotz des Anti-EU-Votums Großbritanniens, dem bisher drittgrößten Absatzmarkt deutscher Exporte nach den USA und Frankreich.  Allein 2015 nahmen die Briten hiesige Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 90 Milliarden Euro ab. Nun aber drohen Handelshemmnisse.

Ich sehe mich durch das Ifo-Konjunkturbarometer in meiner eher defensiven Ausrichtung des Musterdepots in Bezug auf den Aktienmarkt bestätigt. Niedrigzinsen hin, billiges Notenbankgeld her: Damit sich etwa der Dax fundamental abgesichert - und somit dauerhaft - im fünfstelligen Punktebereich halten kann, wird ein Wachstum der Firmenerträge immer zwingender.

Woher das aber kommen soll, weiß derzeit niemand. Der Bruttogewinn der 30 Dax-Unternehmen stagniert schon ohne die absehbaren Brexit-Einbußen unter dem Strich bereits seit mehr als sechs Jahren. Im vergangenen Geschäftsquartal sind die Netto-Gewinne der hiesigen Börsenschwergewichte sogar um mehr als sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen.

Hinweise zu den ausführlichen Berichten über die Musterdepots gibt es bei Twitter unter dem Konto: @kokologiannis


Spannender September

Im Gegensatz zum Einkaufsmanagerindex für die Eurozone, welcher vor ein paar Tagen veröffentlicht wurde, ist das ifo-Konjunkturbarometer im August unerwartet schlecht ausgefallen. Der Geschäftsklimaindex für Deutschland sank deutlich um 2,1 auf 106,2 Punkte, während die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte mit einem leichten Anstieg gerechnet haben. „Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch. Vor allem der Auftragseingang war rückläufig“, kommentierte der ifo-Chef Clemens Fuest.

Auffallend bei der aktuellen Umfrage ist die Tatsache, dass die befragten Manager sowohl die aktuelle Lage, als auch die Geschäftsaussichten schlechter einschätzten. Eine Stimmungsdelle ist in den meisten Branchen zu beobachten, nur der Bausektor fällt positiv auf. Die meisten Experten verbinden den starken Rückgang des Indexstandes mit einer Reaktion auf das Brexit-Referendum.

Der nach wie vor starke Konsum und die boomende Baubranche konnten diesmal den Pessimismus in anderen Sektoren nicht komplett abfedern. Trotz eines signifikanten Rückganges bleibt das Konjunkturbarometer jedoch auf einem relativ hohen Niveau. Man darf auf die September-Ergebnisse gespannt sein. Ein weiterer Rückgang kann als Signal für eine Wachstumsschwäche in den letzten Monaten 2016 interpretiert werden.


Ein weit verbreiteter Irrtum

Wie steht es mit den Renditen für nachhaltige Anlagen? Können sie mit denen herkömmlicher Anlagen mithalten? Haben sie ein höheres oder ein geringeres Risiko? Dies sind Kernfragen von Anlegern, von denen viele immer noch denken, ein eingeschränkter Anlagehorizont kostet eher Rendite.

Das ist jedoch nicht der Fall. Professor Alexander Bassen von der Universität Hamburg belegt mit der größten Meta-Studie in dem Bereich Nachhaltigkeit, dass es einen positiven oder zumindest neutralen Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeitsaspekten und Finanzergebnissen bei über 95 Prozent der Aktienanlagen sowie bei allen Renten- und Immobilienanlagen besteht.

Diese Erkenntnisse bedeuten aber nicht, dass nachhaltige Geldanlagen keine Risiken bergen. Nachhaltige Investments sind keine homogene Anlageklasse, sondern eine Anlagephilosophie. Eine, die nicht für Beimischungen gedacht ist, sondern für die Ausrichtung kompletter Portfolien über sämtliche Anlageklassen hinweg.  

Eine der meist gebrauchten Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffes ist die Definition des Brundt­land-Berichtes der Vereinten Nationen von 1987. Demzufolge sei nachhaltig eine Entwicklung, wenn sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten der zukünftigen Generationen zu gefährden.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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