Musterdepots Kurzfristige Prognosen gehören ins Wettbüro

Für die strategische Vermögensplanung sind kurzfristige Prognosen nichts anderes als Wetten, meint Musterdepotstratege Alexander Kovalenko. Er empfiehlt seinen Anlegern eine andere Strategie.

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Sönke Niefünd

Frankfurt In der letzten Börsenwoche vor Weihnachten dürfte weiterhin eine positive Stimmung sein, die Jahresendrally läuft. Der deutsche Leitindex hat am Hexensabbat zeitweise ein neues Jahreshoch markieren können. In den letzten neun Tagen stieg der Dax um rund 850 Punkte oder 8 Prozent nach oben.

Am Freitagmittag sprang der Euro Stoxx 50 nach oben und notierte mit 3.277 Punkten auf Jahreshoch. Den Auslöser lieferte der Dezember-Verfall am Terminmarkt. Der Dow-Jones-Index blieb in Reichweite seines Rekordhochs und der psychologisch wichtigen Marke von 20.000 Punkten.

Der Dow-Jones-Index schloss die sechste Handelswoche in Folge mit einem Plus. Dies war dem Index zuletzt vor über einem Jahr gelungen. Es ist erstaunlich, wie sich das Sentiment seit der US-Präsidentschaftswahl verändert hat.

Konjunkturdaten kamen zum Wochenausklang nur vom Immobilienmarkt: Die Baubeginne sind im November überraschend stark um 18,7 Prozent eingebrochen, während Volkswirte den Rückgang auf lediglich 6,8 Prozent geschätzt hatten. Jedoch wurde der Anstieg vom Oktober nach oben revidiert. Die Baugenehmigungen gingen um 4,7 Prozent zurück; erwartet wurde ein Rückgang um 1,6 Prozent.

Die Dollar-Stärke, die den Euro am Donnerstag bis auf 1,0366 Dollar abwerten ließ, verlor etwas an Fahrt. Der schwächere Dollar sorgte an den Rohstoffmärkten für etwas Entspannung nach den jüngsten Preisrückgängen. Ein starker Dollar dämpft normalerweise das Interesse von Käufern aus dem Nicht-Dollarraum an Rohstoffen wie Öl oder Gold. Der Goldpreis legte zum US-Settlement um 0,7 Prozent auf 1.137 Dollar zu. Am Vortag war der Preis für die Feinunze noch auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten gerutscht.

Wir werden unsere Aktienpositionen in diesem positiven Sentiment weiter bestehen lassen. Sollten wir vor Heiligabend das Geschenk bekommen, dass der Dax über 11.500 Punkte notiert, dann werden wir unsere Positionen mittels einer sogenannten Trailing Stop-Order absichern. So sichern wir die Gewinne ab und halten uns das Potential nach oben offen.

Bei der Goldposition werden wir bei einem Kurs von 1.100 US-Dollar die Position noch mal mittels Zukäufe stärken und so unseren Einstiegskurs verbilligen.


Kurzfristige Prognosen sind nicht sinnvoll

Wenn es der Mensch oft noch nicht einmal schafft, das Wetter von morgen verlässlich vorauszusagen, wie soll er dann in der Lage sein, kurzfristige Börsen- und Wechselkursprognosen seriös und zuverlässig aufzustellen? Die Antwort ist: Gar nicht. Dennoch starrt alle Welt bei der Veröffentlichung von Prognosen zur Konjunktur- oder Börsenentwicklung auf die Wirtschaftsforschungsinstitute und Notenbanken.

Dabei sind sich Experten, Analysten und Investoren schon bei der Interpretation von handfesten Wirtschaftsdaten häufig nicht einig. Wir halten uns vor diesem Hintergrund zurück, kurzfristige Prognosen aufzustellen. Unserer Meinung nach sind Anleger, die ihre strategische Vermögensplanung auf kurzfristige Prognosen aufbauen besser im Wettbüro als an Wertpapierbörsen aufgehoben. Jeder weiß: schon in fünf Minuten kann die Welt anders aussehen, etwa weil Naturkatastrophen zu Ernteausfällen führen oder außenpolitische Spannungen die Preise für Öl und Gas in die Höhe schnellen lassen.

Unsicherheit regiert die Welt, und bei zunehmender Gleichgerichtetheit von Handelsaktivitäten nehmen die Marktausschläge unweigerlich zu. Die gute Nachricht ist: Mit dem Wissen um eine historisch erfolgreiche, auf fundamentalen Daten basierende Anlagestrategie kann man lernen, Marktschwankungen zu akzeptieren und sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.


20 Prozent in Reverse-Produkte investiert

Rund 20 Prozent Ertrag haben die Reverse-Bonuszertifikate erzielt, die sich auf den US-Aktienindex S&P 500 beziehen (WKN: VS8B1F). Solche Finanzprodukte eignen sich als Depotbeimischung, wenn stagnierende oder fallende Aktienkurse erwartet werden. Nun haben die Papiere ihr Laufzeitende erreicht.

Ende der Woche hat die Emissionsbank Vontobel den exakten Rückzahlungsbetrag ermittelt. Im Anschluss werden kommenden Freitag die Zertifikate automatisch aus den Wertpapierdepots der Investoren ausgebucht. Bis dahin halte ich an der Position fest - das spart Verkaufsgebühren.

Knapp ein Drittel des Depotkapitals ist derzeit in weitere Reverse-Bonuszertifikate investiert: Zuletzt hatte ich eine Variante aufgestockt, die sich tendenziell entgegengesetzt zum deutsche Leitindex Dax entwickeln (WKN: CD0EYZ).

Diese Anlagepapiere profitieren davon, wenn die Sommerrally ausläuft - oder der Dax bis Juni 2017 sogar deutlich fällt. Klettert das Börsenbarometer dagegen auf 12 100 Punkte, kann die Position separat betrachtet zum dauerhaften Verlustbringer werden.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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