Musterdepots Nicht auf US-Notenbanker hören!

Musterdepotstratege Georgios Kokologiannis beschäftigt sich mit den widersprüchlichen Aussagen einzelner Vertreter der US-Notenbank Fed vor der anstehenden Zinssitzung. Die Musterdepots im Überblick.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Anleger sind gut beraten, am besten sämtliche Wortmeldungen aus dem Umfeld der US-Notenbank Fed vor einer anstehenden Zinssitzung konsequent zu ignorieren. Ob gewollt oder nicht: Die widersprüchlichen Äußerungen einzelner Fed-Vertreter sorgen unterm Strich nur für Konfusion an den Märkten – statt tatsächlich Hinweise auf den geldpolitischen Fahrplan der weltweit bedeutendsten Notenbank zu geben.

So wie zuletzt: Am Freitag deutete ein Fed-Direktor eine straffere Geldpolitik an, die Aktienkurse brachen ein. Anfang dieser Woche signalisierte eine Fed-Gouvernerin dann das Gegenteil – und die Wall Street vollzog eine 180-Grad-Wende. Wer kurzfristig versucht, seine Anlagestrategie an dem Hü und Hott der US-Zentralbank unter der Ägide von Fed-Chefin Janett Yellen auszurichten, verliert im Zweifel nur Geld.

Ob hinter diesem chaotischen Kommunikationsverhalten Kalkül oder schlicht Unvermögen der Verantwortlichen steckt, werden Anleger wohl nie erfahren. Klarheit über die weitere Zinspolitik und weniger Nervosität an den Börsen wird so jedenfalls nicht geschaffen. Investoren bleibt nichts anderes übrig, als sich verlässlichere Erkenntnisquellen zu suchen - und danach zu entscheiden wie sie sich bis zum nächsten Fed-Zinsentscheid am 21.September positionieren möchten.


Beispiel eines renditeorientierten Aktiendepots mit wenigen Transaktionen

Laut Informationen des Bondindexanbieters Citigroup haben 61 Prozent der Staatsanleihen der Eurozone-Länder zum Monatsultimo Juli keine positive Rendite aufgewiesen, d.h. die aktuelle Rendite lag bei null oder war negativ. In der Schweiz betrug diese Quote sogar 97 Prozent. In Japan verzeichneten alle Staatsanleihen mit der Laufzeit bis zu zehn Jahren eine negative Rendite, in Detschland ist die zehnjährige Bundesanleihe nur minimal im Renditebereich.

Dies ist eine unmittelbare Folge der aggressiven Niedrigzinspolitik der wichtigsten Notenbanken der Industrieländer. Das faktische Abschaffen eines risikolosen Zinses bedeutet sehr ernste Probleme für Banken und konservative institutionelle Investoren, wie beispielsweise Stiftungen oder Versicherungen. Aber auch private Anleger müssen feststellen, dass das klassische Sparen oder als sicher geltende Anlagen keine nennenswerte Rendite mehr erwirtschaften.

Sind dann die Aktien wirklich alternativlos, wie man es in den letzten Monaten immer häufiger hört? Wir sind der Meinung, dass dies für die Investoren stimmt, die einen langen Anlagehorizont haben, keinen gesetzlichen Restriktionen unterliegen und eine vernünftige Rendite erzielen möchten.

Für die Anleger, welche keine Schwankungen bei ihrem Vermögen sehen möchten und dafür bereit sind, auf die Rendite zu verzichten, sollten die konservativen bzw. festverzinslichen Anlagen nach wie vor Priorität haben. Unser Musterdepot stellt ein Beispiel dar, wie ein renditeorientiertes transaktionsarmes Aktiendepot aufgebaut werden könnte.


Erste Einstiegschancen

Wir sehen erste Einstiegschancen im Dax bei der 200-Tage-Linie um 10.045 Punkte. Unabhängig davon sind einzelne Werte, die durch Marktverwerfungen günstige Einstiegsmöglichkeiten bieten. Hier werden wir sehr wachsam die nächsten Wochen beobachten.

Ergänzend wird die momentan zu beobachtende Erholungsbewegung am Aktienmarkt von einem stabil ausgefallenen ZEW-Index unterstützt. Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten hatten sich im September nicht verändert. Auch die Beschäftigung im Euro-Raum ist auf den höchsten Stand seit Ende 2008 gestiegen. Zwischen April und Juni hatten 153,3 Millionen Menschen einen Job, wie die Statistikbehörde Eurostat am Dienstag mitteilte. Dies war ein Plus um 0,4 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang.

Neben den Nachrichten zum Gesundheitszustand von US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat auch die einflussreiche US-Notenbankerin Lael Brainard die Sorgen vor einer baldigen Leitzinsanhebung gedämpft. Am Freitag hatte sich der regionale Notenbankchef von Boston, Eric Rosengren, noch gegen eine zu lang anhaltende lockere Geldpolitik ausgesprochen und so für den stärksten Kursrutsch an der Wall Street seit dem Brexit gesorgt.

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