Musterdepots Niedrige Wertpapierquote in Deutschland

Für den Musterdepotstrategen Alexander Kovalenko haben deutschen Anleger im internationalen Vergleich einiges aufzuholen, wenn sie in den nächsten Jahren keine schmerzlichen Kaufkraftverluste hinnehmen wollen.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Weil die Kauflaune der Börsianer hierzulande noch keine Rekordwerte erreicht, dürften Dax & Co. trotz aller fundamentaler Risiken ihre Rally weiter fortsetzen. Das ist neben der vermeintlichen Alternativlosigkeit ein zentrales Argument der Aktien-Optimisten. Die Idee dahinter: Solange es noch Skeptiker gibt, sind nicht alle potenziellen Käufer investiert.

Was dabei aber übersehen wird: Maßgeblich ist nicht die Stimmung deutscher Marktteilnehmer. Denn über die Hälfte des Aktienkapitals etwa der Dax-Unternehmen liegt in ausländischen Händen. Bei den MDax-Firmen liegt der Anteil der Ausländer am Streubesitz sogar bei mehr als 80 Prozent – knapp ein Drittel davon bei Investoren aus den USA. Und dort herrscht sehr wohl bereits extreme Euphorie, wie aus neuen Sentiment-Daten hervorgeht.

Nach der Wahl des neuen US-Präsidenten im November sind Anleger aus den USA in regelrechte Kaufpanik verfallen: Das Verhältnis von Bullen zu Bären befindet sich seit mehr als sieben aufeinanderfolgenden Wochen auf einem alarmierenden Wert von über drei.

Den jüngsten Erhebungen zufolge stehen einem Pessimisten inzwischen sogar rund dreieinhalb Optimisten gegenüber. So viele wie seit dem Frühjahr 2015 nicht mehr – als der Dax damals eine mehrmonatige Talfahrt startete: von knapp 1.2400 Punkten bis auf unter 8.700 Zähler.


Miserables Verhalten der Anleger

Wenn man sich die Verteilung des Geldvermögens der Deutschen auf Basis der Bundesbankinformationen anschaut, erhält man folgendes Bild. Fast 40 Prozent ihres Geldes haben deutsche Privathaushalte noch immer auf schlecht bis gar nicht verzinsten Konten geparkt. In so gut wie keinem Land der Welt wird so viel Wert auf Bankeinlagen gelegt.

Weltweit sind fast 40 Prozent des Geldvermögens aller Privathaushalte in Wertpapieren investiert. In Deutschland liegt die Wertpapierquote dagegen bei unter 20 Prozent. Dabei sind nur etwa 14 Prozent in Aktien und Investmentfonds angelegt. Dieses Anlageverhalten wird sich ändern müssen.

Die deutschen Anleger müssen verstehen, dass sie im internationalen Vergleich einiges aufzuholen haben, wenn sie in den nächsten Jahren keine schmerzlichen Kaufkraftverluste hinnehmen wollen. Die Aktien mögen zwar kurzfristig volatil und somit auf den ersten Blick riskant sein, aus der langfristigen Perspektive verfügen sie jedoch über ein sehr attraktives Chance-Risiko-Profil und sind bestens für einen langfristigen Vermögensaufbau geeignet.


Warum Nachhaltigkeit wichtig ist

Weshalb sollten Investoren denn das Thema Nachhaltigkeit in ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen? Zum einen nehmen Investoren Ihre Verantwortung für die Entwicklung von Menschen, unserer Erde und des eigenen Unternehmens intensiver wahr („people, planet, profit“). Und zum anderen zeigt sich insbesondere in der „neuen Normalität“, die durch niedrige Renditeerwartungen und hohe Unsicherheiten gekennzeichnet ist: Allen Risikofaktoren muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, auch im Reputationsmanagement. Es reicht nicht aus, sich nur mit traditionellen Risikofaktoren wie Aktienmärkten, Zinsen und Inflation zu befassen.

Aus Investorensicht ist es besonders interessant zu wissen, ob der Nachhaltigkeit verpflichtete Unternehmen auch eine bessere Wertentwicklung aufweisen. Eine große Mehrheit wissenschaftlicher Studien hat in der Vergangenheit eine positive oder zumindest neutrale Korrelation zwischen der Wertentwicklung und damit auch dem Mehrwert für die Aktionäre auf der einen und der Nachhaltigkeitsleistung auf der anderen Seite gezeigt.

Unter Environment wird vor allem der Umgang mit dem Klimawandel, der Ressourcenknappheit, Wasser und Artenvielfalt verstanden. Bei dem Themenkomplex Social werden die Kategorien Produktsicherheit, Gesundheit, demografischer Wandel und Mitarbeiter- und Menschenrechte betrachtet. Das Thema Governance, also eine gute Unternehmensführung, umfasst Transparenz, Risiko- und Reputationsmanagement, Compliance sowie Aktionärsrechte.

Wir werten die Ergebnisse von Thomson Reuters, welche über 600 Datenpunkte von jeder der weltweit über 5.000 betrachteten börsennotierten Unternehmen umfassen, aus. Die Datenpunkte wurden von der Thomson Reuters Forschungsabteilung entwickelt und fließen als zentraler Bestandteil in den Selektions- und Investmentprozess bei uns ein.

Dabei erfolgt die Analyse innerhalb der vier Säulen Umwelt, Soziales, Unternehmensführung (ESG) und Wirtschaftliches. Ein Einzelwert muss nach unseren Anforderungen in jeder Säule einen Score von mindestens 65 von 100 möglichen Punkten aufweisen.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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