Musterdepots „Treiber für weitere Käufe fehlt“

Musterdepotstratege Alexander Kovalenko hat von Anfang an Bankenaktien aus seinem Anlageuniversum ausgeschlossen. Dies hängt nicht mit den aktuellen Problemen der deutschen oder italienischen Institute zusammen.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt An der weltweit taktgebenden Wall Street notieren Aktien nach mehr als sieben Haussejahren auf Rekordniveau und werden zum mehr als Zwanzigfachen der aktuellen Firmengewinne gehandelt – rund ein Viertel über dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Mit Hilfe von Discount- und Reverse-Bonuszertifikaten (WKN: VS9D59 und VS8B1F) profitiert das Musterdepot davon, wenn der S&P-500-Leitindex in den kommenden Monaten nur noch seitwärts läuft.

 Diese Wertpapierkombination schützt auch gegen einen möglichen Markteinbruch im Falle eines Siegs des umstrittenen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump – oder falls eine weitere Straffung der Geldpolitik in den USA früher erfolgt, als bisher gedacht. Und zumindest das letztgenannte Risiko scheint momentan zu steigen: Investoren schätzen die Wahrscheinlichkeit für eine US-Leitzinserhöhung im Dezember inzwischen auf rund 68 Prozent – das ist der höchste Stand seit Juni.

 

Ein maßgeblicher Grund dafür sind die zuletzt stark anziehenden Inflationserwartungen des Marktes, die bereits den Dollar und auch die US-Anleiherenditen treiben. Dass die Rohölpreise allein in den vergangenen beiden Wochen um 15 Prozent geklettert sind, wird etwa nach Ansicht von Fachleuten der Macquarie Bank den Druck auf die Teuerung verstärken und Auswirkungen auf die Geldpolitik der Notenbanken haben.


Keine Bankaktien im Portfolio

In unserem Aktienkernportfolio befinden sich derzeit 15 Einzeltitel, welche auf Basis fundamentaler Kriterien selektiert werden. Mit dem schweizerischen Versicherer Baloise haben wir nur einen Vertreter der Finanzbranche im Portfolio. Die Bankenaktien wurden von uns von Anfang an aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen.

Dies hängt nicht mit den aktuellen Problemen der deutschen oder italienischen Institute zusammen, sondern mit der allgemeinen Undurchsichtigkeit der Bankbilanzen. Unseres Erachtens ist der Bewertungsspielraum der Bilanzkomponenten bei den Banken deutlich größer als bei den Unternehmen aus dem „realen“ Sektor. Neben dieser Grundeinstellung gibt es aktuell einige Faktoren, welche die Profitabilität der Finanzinstitute mittelfristig weiterhin stark unter Druck setzen können.

Dazu gehört in erster Linie ein dauerhaftes Niedrig- bzw. Nullzinsenumfeld, welches eine existenzbedrohende Herausforderung darstellt. Theoretisch könnten die Banken mit einer signifikanten Erhöhung der Gebühren bzw. der Einführung einer Negativverzinsung auf Girokonten kontern, was zum Teil bereits passiert. Solange jedoch das Bargeld nicht abgeschafft wird, und dazu wird es hoffentlich in der nahen Zukunft nicht kommen, wird diese Strategie nicht unbegrenzt funktionieren.

Außerdem gibt es bei den Banken ein Kostenreduktionspotential in Richtung Digitalisierung. Dies ist allerdings mit erheblichen sozialen Kosten verbunden und kann nicht kurzfristig realisiert werden. Die Profitabilität der Banken wird unseres Erachtens solange unter Druck bleiben, bis das Umfeld "Null Zinsen – Wenig Wachstum – Null Inflation" zur Vergangenheit gehört. Da es derzeit keine Anzeichen dafür gibt, könnten die nächsten Jahre für die Finanzinstitute schwierig werden.      


Zinsanhebung durch die Fed beunruhigt nicht mehr

Deutlich anziehende Ölpreise sind zu Wochenbeginn der Schmierstoff für steigende Aktienkurse an der Wall Street. Die Aussicht auf eine Fördermengenbegrenzung trieb die Preise für WTI und Brent nach oben und im Gefolge auch die Aktienkurse, für den Sektor ging es 1,9 Prozent nach oben.

Im Vorfeld der Berichtssaison legte der Dax eine Verschnaufpause ein. Momentan fehlt der Treiber für weitere Käufe an den Märkten. Eine Zinsanhebung durch die Fed noch in diesem Jahr wird zwar inzwischen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent von Marktteilnehmern eingepreist, beunruhigt aber kaum noch. In Deutschland hat die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen jüngst ins Plus gedreht, sie werfen aktuell einen Zins von 0,05 Prozent ab.

Auf zwei Themen blickten wir am deutschen Aktienmarkt am Dienstag: Am Vormittag war es der ZEW-Index, am Nachmittag waren es die Quartalszahlen von Alcoa. Sehr unterschiedlich fiel die Stimmungslage dabei aus.

Der Index des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) konnte den Markt nur geringfügig beeindrucken. Die Erwartungen deuten auf eine durchaus robuste Konjunktur. Es gibt für uns dennoch weiterhin politische und wirtschaftliche Risiken im Markt.

Die Berichtssaison zum dritten Quartal in den USA startete traditionell mit Alcoa – erstmals vor Handelsbeginn an der Wall Street -. Der Aluminiumverhütter Alcoa hat vor Börsenstart für sein drittes Quartal lediglich einen Gewinn je Aktie von 32 Cent ausgewiesen. Analysten rechneten mit 35 Cent. Auch der Umsatz habe die Erwartungen nicht erfüllt, sagen Marktteilnehmer. Die Aktie fällt rund ein Prozent.

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