Musterdepots Warum der Brexit auch Chancen bietet

Musterdepot-Stratege Alexander Kovalenko weiß um die negativen Auswirkungen des Brexit-Votums auf die Aktienmärkte. Dennoch warnt er vor einer allzu einseitigen Sicht auf die Entscheidung der Briten.

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Alexander Kovalenko

Frankfurt Das historische „Brexit“-Referendum liegt nun mehr als ein Monat zurück, und man kann vorsichtig ein erstes Fazit ziehen, zumindest was die Entwicklung des Aktienmarktes betrifft. Dank einer rechtzeitigen und effektiven Reaktion der Bank of England erwies sich der britische Leitindex FTSE 100 als sehr resistent und hat seit dem Tag des Referendums in der Originalwährung fast acht Prozent zugelegt.

Das Zwischenergebnis der ausländischen Anleger fällt natürlich deutlich schlechter aus, da das britische Pfund regelrecht eingebrochen ist. Dies mag kurzfristig für die internationalen Investoren, die in britischen Aktien investiert sind, schmerzhaft sein, stellt jedoch auf der anderen Seite eine gute Chance für die britischen Unternehmen dar. Denn fast 75 Prozent der Umsätze von FTSE 100 Mitgliedern werden in anderen Währungen erzielt. Die signifikante Abwertung des britischen Pfundes kann infolgedessen einen sehr positiven Effekt auf die Unternehmensgewinne haben.

Unseres Erachtens wird generell zu viel über potentielle negative Folgen des „Brexit“ gesprochen und zu wenig über die Chancen. Das Schweizer Beispiel zeigt, dass eine Volkswirtschaft auch außerhalb der Europäischen Union sehr erfolgreich sein kann, wenn man auf ein unternehmensfreundliches Klima, die Innovationskraft sowie auf die hohe Qualifikation der Erwerbstätigen setzt.


Der Goldpreis könnte künftig stärker schwanken

In diesem Monat ist der Preis für eine Feinunze Gold zu erstem Mal seit Mai 2016 wieder rückläufig – was wohl mit den Spekulationen auf eine Zinserhöhung in den USA zusammenhängt. Wenn US-Staatsanleihen plötzlich wieder mehr als einen halben Prozentpunkt höhere Renditen bringen, dann sieht der renditelose Rohstoff daneben nicht sehr attraktiv aus.

Gold gilt zwar als sicherer Hafen, doch knapp fünf Jahre lang haben Anleger mit dieser Erwartung viel Geld verloren. Trotz der Unsicherheiten um den Verbleib von Griechenland in der Euro-Zone und der drohenden Insolvenz des südeuropäischen Landes sowie des militärischen Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine erlebte das Edelmetall einen Kursrückgang um mehr als 40 Prozent. Der Preis fiel Anfang 2011 bis Ende 2015 vom Rekordhoch in Höhe von 1.921 auf 1.053 US-Dollar.

In den vergangenen Monaten, als die Kurse wieder stiegen, wurde das gelbe Edelmetall in stärkerem Maße als Investment gekauft. Der Anteil der Käufe durch die Notenbank, der Schmuckindustrie sowie durch Technologie-Unternehmen ist im Vergleich zur Geldanlage deutlich gefallen. Die Konsequenz könnte sein, dass der Goldpreis künftig erheblich volatiler wird, weil schließlich nicht alle Gold-Investoren langfristig denken. 


Skepsis gegen Bankaktien bleibt bestehen

Anleger zeigten sich am Mittwoch optimistisch und setzten mit dem Kauf von Bankaktien eher auf Risiko. Hintergrund waren Spekulationen über etwaige Fusionen und Übernahmen im Finanzsektor. Auslöser war ein Bericht des „Manager-Magazins“, wonach die Deutsche Bank intern ausgelotet habe, ob ein Zusammenschluss mit der Commerzbank sinnvoll sein könnte.

Der Stoxx-Sektor-Index Banken legte daher zeitweise um 2,4 Prozent zu.

Banken gelten daneben als Profiteure höherer Zinsen, weil im derzeitigen Niedrigzinsumfeld das klassische Bankgeschäft kaum etwas abwirft. Ähnliches gilt für die Versicherer.

Wir meiden aber weiterhin Banktitel in unserem Handelsblatt-Depot – mit Ausnahme der nachrangigen Unternehmensanleihe von BNP Paribas.

Nach wie vor vieldiskutiertes Thema an den Finanzmärkten ist die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt. Diese bestimmt maßgeblich, wie die US-Notenbank die Wirtschaftslage einschätzt und daraufhin ihre Geldpolitik ausrichtet. Am Freitag wird in den USA der offizielle Arbeitsmarktbericht veröffentlich. Er dürfte die Aktienkurse deutlich beeinflussen.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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