Musterdepots Was die Börsen mit der US-Wahl machen

Nicht nur die Politik beeinflusst die Börse, sondern auch umgekehrt. Eine Studie zeigt, dass die Kursrichtung vor der Wahl darauf deuten kann, wer gewinnt. Und ob es nach oben oder unten geht, bestimmt diesmal die Fed.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Präsidentschaftskandidat Donald Trump wirft US-Notenbankchefin Janet Yellen vor, die Fortsetzung der Ende vergangenen Jahres begonnenen Leitzinswende maßgeblich deswegen hinauszuzögern, um die Wahlchancen seiner Kontrahentin Hillary Clinton zu erhöhen. Unabhängig davon, ob Trump recht hat oder sein Vorwurf haltlos ist: Indirekt kann die Fed den Urnengang im November offenbar durchaus entscheidend beeinflussen – und zwar über ihre Macht auf die Wall Street.

So zeigt etwa eine Studie der New Yorker Investmentgesellschaft Blackstone: Steigt der S&P 500-Index in den drei Monaten vor der Wahl, siegte seit 1928 mit einer Wahrscheinlichkeit von über 86 Prozent die Partei des Amtsinhabers – und umgekehrt. Konkret: In 19 von insgesamt 22 Wahlen gab es diesen Zusammenhang aus Aktienmarktperformance zwischen Anfang August bis Ende Oktober und dem Wahlausgang einer Präsidentschaftswahl in den USA.

Die drei Ausnehmen von dieser Faustregel gab es 1956, 1968 - und zuletzt 1980. Die erste fand in einem Jahr statt, dass geprägt war von heftigen geopolitischen Schocks inmitten des Kalten Krieges wie die Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes durch die Sowjetunion, die Suezkrise und einen Nahostkrieg, in dem die USA einerseits sowie Großbritannien und Frankreich andererseits nicht geeint auftraten. Obwohl sich damals auch die Börsen in Aufruhr befanden, wurde Dwight Eisenhower wiedergewählt.

Die anderen beiden Ausnahmen führen Experten vor allem darauf zurück, dass neben des Präsidentschaftskandidaten der Republikaner und dem der Demokraten starke Anwärter von Drittparteien mit im Rennen waren – dadurch sei die Prognosekraft dieser Regel negativ beeinflusst worden.

In diesem Jahr liegt das Börsenbarometer S&P 500 seit Anfang August bisher knapp zwei Prozent im Minus. Der umstrittene Immobilienmogul Trump darf sich also trotz seines Rückstandes bei den Wahlumfragen berechtigte Hoffnungen machen, doch noch Barack Obamas Nachfolger zu werden. Außer die Aktienkurse schalten in den kommenden Wochen wieder in den Haussemodus – beispielweise weil Janet Yellen nach der kommenden Ratssitzung der Fed am 21. September signalisiert, dass die Währungshüter es auch weiterhin nicht eilig haben mit einer Straffung der Geldpolitik.

Vergangenen Dezember hatte die Fed den Leitzinskorridor erstmals wieder erhöht, nachdem er Ende 2008 auf das Allzeittief von null bis 0,25 Prozent gesenkt worden war. Seitdem verharrt er bei 0,25 bis 0,50 Prozent – und die US-Zentralbank findet immer neue Erklärungen dafür, wieso sie noch mehr neue Konjunkturdaten abwarten müsse, bevor sie eine Leitzinsanhebung beschließt.

Dabei hat sie ihre vorgeblichen volkswirtschaftlichen Ziele längst erreicht: Die Arbeitslosenquote fiel zuletzt auf 4,9 Prozent - damit sogar unter den Sollwert. Und die Kernrate der Verbraucherpreisinflation liegt längst am angestrebten Niveau von zwei Prozent.


Erholung der Kurse am US-Markt ist nicht dauerhaft

Die kräftige Erholung zum Wochenauftakt der US-amerikanischen Börsen war nur kurzzeitig. Als Belastungsfaktoren neben der Unsicherheit über den Ausgang der US-Zinsentscheidung in der kommenden Woche waren auch die sinkenden Ölpreise. Zudem erhöhten die zuletzt divergierenden Wortmeldungen über die geldpolitische Zukunft der US-Notenbank. Aktien aus dem Energiesektor wiesen wegen stark gefallener Ölpreise die größten Verluste auf. Der Branchenindex verlor knapp 2,9 Prozent.

Entgegen dem US-amerikanischen Markt entwickelte sich die Apple-Aktie, welche wir in unserem Privatbank-Musterdepot haben. Apple profitierte von Mitteilungen über gute Vorbestellungen und positiven Kritiken über das neue iPhone-Modell. Der Kurs stieg zeitweilig um 2,4 Prozent. Die Apple Aktie hat für uns ein Potential bis mindestens 120,00 US-Dollar.
Im Dax beobachten wir das Thema Linde sehr genau. Nach dem Bekanntwerden der gescheiterten Fusion mit Praxair verlor die Aktie Anfang der Woche im Tagesverlauf um mehr als acht Prozent und erholte sich wieder etwas. Mit den angestrebten Veränderungen im Vorstand dürfte der Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Reitzle den Neustart von Linde unternehmen. Eine Wiederaufnahme der Gespräche zwischen Linde und Praxair erwarten wir erstmal nicht mehr. Nach zwei Gewinnwarnungen, einer gescheiterten Fusion und der nun angestrebten Personalveränderungen muss Ruhe in den Konzern einkehren, um das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen zu können.

Linde erfüllt unsere Mindestanforderung von 65 Punkten in allen ESG-Teilbereichen und steht daher bei uns auf der „Watch-List“ für zukünftige Käufe. Im Detail sehen die Werte wie folgt aus: Environment (E) = 90,41, Social (S) = 94,56 und Governance (G) = 83,64 und ergibt einen Gesamt-ESG-Wert von 89,54. Wir warten geduldig ab, um eine strategische Position in Linde aufzubauen.


Die T-Aktie wirkt nach

Der deutsche Privathaushalt besitzt über fünf Billionen Euro Geldvermögen und mehr als zwei Billionen Euro (rund 40 Prozent) davon sind als Einlagen bei Banken angelegt. Etwa 30 Prozent ihres Geldvermögens vertrauen die Deutschen den Versicherungen an. Im internationalen Vergleich klein ist der Wertpapieranteil. Nur 19 Prozent der Anlagegelder sind in Wertpapiere investiert (festverzinsliche Wertpapiere vier Prozent, Investmentfonds neun Prozent und Aktien sechs Prozent). Bei einem internationalen Vergleich fällt auf, dass im Durchschnitt Privatanleger mit knapp 40 Prozent in Wertpapieren investiert sind.

Somit gilt es in Deutschland noch einiges aufzuholen. Es ist teilweise grotesk. In Deutschland ist man stolz auf seine Global Player wie Siemens, BMW, gleichfalls rühmt man sich für „Made in Germany“ und vom Ausland werden wird das Land immer wieder beneidetet um seinen erfolgreichen Mittelstand, der in vielen Bereichen die Weltführerschaft inne hat. Sobald all dies jedoch durch die Brille des Kapitalanlegers gesehen wird, zeichnen viele ein ganz anderes Bild.

Scheinbar immer noch geschockt von den Auswirkungen der T-Aktie Ende der neunziger Jahre sowie den Verwerfungen an den Kapitalmärkten im Jahr 2008/2009, sehen viele deutsche Privatanleger bei der Anlage in Aktie vornehmlich die Risiken und weniger die Chancen. Spätestens seit dem wir eine Nullzinsumfeld haben, müssen wir umdenken.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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