Musterdepots Wenn Yellen aufs Parkett schreitet

Die Fed überrascht mit der Ankündigung in künftigen Notsituationen Aktien erwerben zu wollen. Alexander Kovalenko begrüßt diesen Schritt und zählt Gründe auf, warum dies besser ist als ein bloßes Anleihekaufprogramm.

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Alexander Kovalenko

Bei einer Videokonferenz am vergangenen Donnerstag hat die Fed-Chefin Janet Yellen eine aus unserer Sicht wichtige Aussage gemacht. Im Falle eines Abschwungs könne ein Ankauf der Unternehmensanleihen und Aktien helfen, so Frau Yellen. Vor allem der zweite Teil des Satzes verdient unseres Erachtens große Aufmerksamkeit. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Fed im Notfall die Märkte über Aktienkäufe stützen könnte. Einige wichtige Notenbanken – wie zum Beispiel Bank of Japan oder die schweizerische Nationalbank – erwerben bereits Aktien.

Obwohl es in den USA derzeit bestimmte rechtliche Hindernisse gibt, wird es der nächste große Schritt der Zentralbanken sein, sobald die Stabilität der Finanzmärkte in großer Gefahr ist. Dies wäre aus unserer Sicht aus verschiedenen Perspektiven zu begrüßen. Zum einen würden die Notenbanken endlich etwas Vernünftiges beziehungsweise Sachwerte auf ihre Bücher nehmen, was der Reputation und der Bilanzqualität gut tun würde. Zum anderen würde dies das Eigenkapital und nicht die Verschuldung beziehungsweise das Fremdkapital bei der Finanzierung der Unternehmen stimulieren.

Und schließlich würde dies die Kleinanleger dazu bewegen, mehr Dividendenpapiere zu kaufen und dadurch das Renditepotential des Vermögens zu erhöhen. In den USA ist das Rentensystem beziehungsweise sein privater Anteil stark von der Entwicklung des Aktienmarktes abhängig. In Deutschland dagegen gibt es bei der Aktionärskultur einen großen Nachholbedarf.


Einkaufsmanagerindizes machen Hoffnung

Am vergangenen Freitag ist der Dax auf 10.210 Punkte gefallen, konnte sich aber im Tagesverlauf erholen und über 10.500 Punkte schließen. Während die Börse in Deutschland am Tag der Deutschen Einheit geschlossen blieb, erlebten die Aktienmärkte in Europa einen ruhigen Wochenstart. Mit der neuen Handelswoche begann nicht nur ein neuer Monat, sondern auch das Schlussquartal des Jahres 2016.

Unterstützungen für die Börsen in ganz Europa kamen von den neuesten Einkaufsmanager-Indizes. Sie sind europaweit gut ausgefallen und stützen Konjunkturhoffnungen. Auch aus China kamen ermutigende Einkaufsmanagerindizes. Wegen des Feiertages können Dax-Anleger erst am Dienstag reagieren.

Was erwartet uns an den weiteren Tagen in der ersten Handelswoche im neuen Quartal? Am Donnerstag dürften die Auftragseingänge der Industrie die Märkte beeinflussen. Am Mittwoch stehen die Einzelhandelsumsätze der Euro-Zone auf der Agenda. Mit Schwung oder Gegenwind aus China ist diese Woche nicht zu rechnen, denn dort dürfen sich Beschäftigte in der „goldenen Woche“ über eine ganze arbeitsfreie Woche freuen.

Am Freitag werden wir dann am deutschen Aktienmarkt auch noch ein Neumitglied begrüßen können. RWE bringt seine Ökostromtochter Innogy an die Börse. Mit der Emission wollen die Essener bis zu fünf Milliarden Euro einsammeln – es wäre der größte Börsengang in Deutschland seit 2000. Die Aktien stoßen im Vorfeld bisher auf reges Interesse, RWE hatte die Spanne zwischen 32 und 36 Euro pro Papier gesetzt


Musterportfolio läuft nach Plan

Mehr als zweieinhalb Jahre sind vergangen seit dem Start der Musterdepots. Zeit für die regelmäßige Zwischenbilanz: Das Portfolio entwickelt sich in Übereinstimmung mit meinen beiden übergeordneten langfristigen Zielen: einer jährlichen Rendite von durchschnittlich sechs bis acht Prozent - und deutlich niedrigeren Wertschwankungen im Vergleich zum Gesamtmarkt. Der aktuelle Wert entspricht einer Rendite von rund siebeneinhalb Prozent per annum und befindet sich im oberen Bereich des angepeilten Ertragskorridors.

Den Abstand zur Gewinnentwicklung des Stoxx 50 hat das Handelsblatt-Portfolio zuletzt sogar weiter ausgebaut - auf inzwischen über 20 Prozentpunkte: Während der Benchmark-Index seit dem Start der Musterportfolios im Januar 2014 auf der Stelle tritt und derzeit knapp ein Prozent seines Wertes eingebüßt hat, notiert das Handelsblatt-Portfolio rund 19,5 Prozent im Plus.

Mittelfristig erreicht das defensive Musterportfolio die höchste Rendite dann, wenn Dax & Co. Unter dem Strich weiterhin nur noch auf der Stelle treten. Bis zum kommenden Frühjahr steigt in diesem Szenario der Gesamtertrag von jetzt rund 20 Prozent seit Auflegung des Depots auf dann etwa 24 Prozent. Zudem würde das Musterdepot in den nächsten Monaten selbst einen Börsenabsturz schadlos überstehen.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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