Musterdepots Zum Erfolg gesprintet

Mit speziellen Anlageprodukten, sogenannten Sprintzertifikaten, lässt sich dem Nullzins offenbar ein Schnippchen schlagen, zeigt Handelsblatt-Stratege Georgios Kokologiannis. Dass auch Gold ins Depot gehört, meint Privatbank-Experte Sönke Niefund.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Mit einem Wertzuwachs von knapp 20 Prozent seit dem Kauf im Februar dieses Jahres bilden die Sprintzertifikate auf den US-Aktienindex S&P 500 die renditeträchtigste Einzelposition des Musterdepots (WKN: XM84AM). Damit haben diese offensiven Anlageprodukte ihr maximales Ertragspotenzial fast vollständig ausgeschöpft. 

Dennoch verkaufe ich die Zertifikate nicht vor ihrem regulären Laufzeitende im Dezember. Sollte der S&P 500 bis dahin nicht um über sieben Prozent auf unter 2.000 Punkte fallen, können die Sprinter immerhin noch eineinhalb Prozent Seitwärtsertrag erzielen. Zusätzliche Gewinne sind zudem möglich, falls der US-Dollar im Verhältnis zum Euro bis zum Jahresende aufwerten sollte.

Gekauft hatte ich die Sprintzertifikate für das Handelsblatt-Musterdepot als im Februar als Dax & Co zeitweise auf neue Jahrestiefststände gefallen waren, um die damals niedrige Investitionsquote des Portfolios zu erhöhen. Seitdem hat sich der US-Aktienindex von seinem damaligen Kursniveau bei rund 1.815 Punkten wie erwartet deutlich erholt.

Davon haben die Sprinter überproportional profitiert. Denn Kursgewinne des S&P 500 oberhalb der Marke von 1.800 Punkten bis zu einem Stand von 2.000 Zählern wurden doppelt in Rendite für das Depot umgemünzt.


Inflation bleibt auf niedrigem Niveau

Die Inflation in der Eurozone verharrt seit Monaten auf einem sehr niedrigen Niveau und ist meilenweit von der EZB-Zielmarke von zwei Prozent entfernt. Im September betrug sie etwa 0,4 Prozent für die Eurozone und 0,7 Prozent für Deutschland. Viele Experten haben bereits direkt nach der Finanzkrise 2008/09 prognostiziert, dass die expansive Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken zu einer hohen Teuerungsrate in den nächsten Jahren führen sollte. Bisher gibt es bei den offiziellen Inflationsangaben keine Anzeichen dafür.

Unseres Erachtens sollten dabei folgende Aspekte berücksichtigt werden. Der offizielle Warenkorb mag keine Teuerungsmerkmale aufweisen, die Inflation ist jedoch in anderen Bereichen – wie zum Beispiel an den Finanzmärkten oder am Immobilienmarkt in Deutschland – mehr als präsent. Die Liquidität, welche von den Notenbanken zur Verfügung gestellt wird, bleibt im Finanzsystem oder am Immobilienmarkt stecken und kommt in der Realwirtschaft oder bei Normalverbrauchern nicht an.

Damit die Inflationsrate signifikant steigen könnte, bedarf man aus unserer Sicht einer klassischen Lohn-Preis-Spirale bzw. einer stärkeren Konsumentennachfrage. Dies funktioniert allerdings weder in den USA, noch in Europa, denn die Arbeitnehmer werden seit Jahren mit einer Tatsache konfrontiert, dass ihre Einkünfte stagnieren.

Dadurch kann wiederum die Konsumentennachfrage nicht stark genug wachsen und einen Preisanstieg auslösen. Mit diesem Zustand ist auch teilweise die Diskussion über die sich immer weiter öffnende Einkommensschere verbunden. Derzeit sind unseres Erachtens keine Anzeichen zu beobachten, dass sich die Situation in der nahen Zukunft ändern kann.     


Edelmetalle sind fester Bestandteil des Depots

Ein Kursrückgang von mehr als drei Prozent innerhalb weniger Stunden beim „sicheren Hafen“ Gold löst Fragen aus. Es gibt plausible Gründe für den Rücksetzer.  Die traditionelle Börsenlogik „steigende US-Zinsen gleich steigender US-Dollar gleich fallende Edelmetallpreise“ hat in dieser Woche dafür gesorgt, dass der Goldpreis mehr als 3,5 Prozent verlor.

Neben charttechnischen Gründen (wichtige Unterstützungslinien wurden gerissen) sorgten auch markttechnische Gründe (Long-Positionen auf Gold-Futures von Spekulanten befinden sich in der Nähe eines Mehrjahreshochs) dafür, dass Investoren ihre Goldpositionen schlossen oder zumindest absicherten.

Was hat sich von Montag auf Dienstag geändert? Einerseits haben Mitglieder der Fed geäußert, dass höhere Leitzinsen erwünscht und geplant seien. Dies führte zu steigenden Kurz- und Langfristzinsen in den USA und der Goldpreis gab nach. Andererseits gab es Gerüchte, dass die EZB in ihrem QE-Programm weniger Anleihen monatlich kaufen könnte, um auf diese Weise den unter Negativzinsen leidenden europäischen Banken unter die Arme zu greifen.

Gold steht also kurzfristig unter Druck, langfristig ist das Edelmetall aber für uns weiterhin interessant. Kurzfristig dürfte jedes Signal der weltweiten Zentralbanken den Goldpreis beeinflussen. Die anhaltende Unsicherheit über den Kurs der Geldpolitiken könnte stets zu weiteren Rücksetzern führen.

Langfristig sind Edelmetalle für uns ein fester Bestandteil im Portfolio. Dabei haben wir einen Horizont von einem oder mehr Jahren und sehen den aktuellen Goldpreis weiterhin auf einem attraktiven Einstiegsniveau.

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