Nach der US-Wahl Die Wall Street feiert Trump

Bankaktien laufen besonders gut, befeuert von der Aussicht auf leichtere Regulierung und höhere Zinsen. Große Geldhäuser könnten aber auch negativ vom Protektionismus des neuen Präsidenten betroffen sei, warnen Experten.

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Anleger sind begeistert von den Plänen zu einer Deregulierung der Finanzmärkte. Quelle: Reuters

New York Was ist von Trump als Wirtschafts- und Finanzpolitiker zu erwarten? Die Märkte haben ihr Urteil gesprochen. Aktien laufen, entgegen allen Befürchtungen, gut. Bankaktien besonders gut. Anleihen stehen zwar unter Druck. Aber das bedeutet höhere Zinsen, und die sind letztlich auch wieder gut für die Banken.

Außerdem hat Trump auf seiner neuen Website greatagain.gov bekräftigt, dass er das verhasste Dodd-Frank-Gesetz, das den Banken Tausende von lästigen und zum Teil kostspieligen Regeln auferlegt, abschaffen will. Hillary Clinton hat man vorgeworfen, zu eng mit der Wall Street verbandelt zu sein. Aber Donald Trump, so scheint es, ist der wahre Freund und Helfer der Wall Street.

Die Aktien der großen US-Banken sind durch den Trump-Effekt um etwa sechs bis zehn Prozent gestiegen. Nach Meinung des Researchhauses KBW werden vor allem regionale Banken und Lebensversicherer von höheren Zinsen und leichterer Regulierung profitieren. Die großen, internationalen Häuser wie etwa Citigroup und JP Morgan könnten dagegen den kommenden Protektionismus schmerzhaft spüren, heißt es. Gerade bei der Citigroup spielt auch das Engagement in den Schwellenländern eine Rolle. Von negativen Auswirkungen auf Mexiko ist die dortige, relativ wichtige Tochter Banamex betroffen.

Große Banken müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass Trump kritisiert: „Die großen Banken wurden größer, während die Kleinen mit einer Rate von einer pro Tag verschwunden sind.“ Bei den Republikanern, Trumps Partei, sind zwar Auflagen für die Wirtschaft verhasst, aber die großen Banken haben dort auch keine Freunde. Damit ist klar, dass es Wohltaten zunächst für die kleinen Geldhäuser geben dürfte.

Christopher Whalen von der Ratingagentur KBRA weist darauf hin, dass es sehr schwierig wäre, die ganzen Bestimmungen zu Dodd Frank einfach wieder rückgängig zu machen. Er fügt hinzu, die Aufgabe sei allerdings immer noch leichter, als eine Reform des Steuersystems oder der Krankenversicherung, Obamacare, zustande zu bringen. Whalen hält es für gut möglich, dass Trump an einen Vorschlag von Jeb Hensarling anknüpft, der als „Financial Choice Act“ bekannt ist.

Hensarling leitet den Finanzausschuss im Abgeordnetenhaus und möchte Banken die Option geben, ihr Kapital noch wesentlich stärker als nach bisherigen Vorschriften aufzustocken und im Gegenzug von zahlreichen Auflagen befreit zu werden. Wer das Kapital nicht weiter aufstockt, bliebe danach wie bisher stärker beaufsichtigt. Hensarling, sagt der Analyst, hat gute Beziehungen zu Trumps Stellvertreter Mike Pence, der auch den Senat leiten wird. Und er ist sich sicher: „Die Finanzbranche würde das Konzept sehr begrüßen.“

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