Nach Rekordzahlen Apple bricht ein – Icahn kauft nach

Apple legt Rekordzahlen vor – und kann die Erwartungen doch nicht erfüllen. Die Aktie rutscht tief ins Minus. Das lockt Schnäppchenjäger an. Ein Investor nimmt eine halbe Milliarde in die Hand, um Anteile zu kaufen.

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US-Investor Icahn nutzt Apple-Kurseinbruch für Zukäufe. Quelle: ap

Cupertino Der streitlustige US-Investor Carl Icahn hat seinen Anteil an Apple aufgestockt. Er nutzte am Dienstag den Kurssturz nach der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen. „Habe gerade Apple-Aktien im Wert von 500 Millionen Dollar gekauft“, schrieb Icahn beim Kurznachrichtendienst Twitter.

Am Dienstag fiel die Aktie in New York um acht Prozent. Anleger waren unzufrieden mit den iPhone-Verkäufen zu Weihnachten und dem ihrer Meinung nach zu schwachen Ausblick des Konzerns.

Allerdings gehörte Icahn gleichzeitig zu den Opfern des Kurseinbruchs. Er hatte erst in der vergangenen Woche seinen Apple-Anteil kräftig ausgebaut und von einem Gesamtwert von 3,6 Milliarden Dollar berichtet. Icahn nennt sein Apple-Investment einen „no brainer“ - es sei keine Frage, bei diesem Kurs müsse man einfach Aktien. Gleichzeitig verlangt Icahn von der Apple-Führung, den laufenden Aktienrückkauf aufzustocken - solche Maßnahmen treibt gewöhnlich den Kurs.

Nach dem unglaublichen Lauf von Apple in den Vorjahren ist an der Börse Ernüchterung eingekehrt. Der Konzern hat zwar seine Erfolgsprodukte immer weiter verfeinert und verdient damit Milliarden. Der Geldberg der Firma, die Mitte der 90er Jahre vor dem Ruin stand, wuchs inzwischen auf 158,8 Milliarden Dollar an. Doch die Anleger erwarten den nächsten großen Wurf - ein Gerät, das die Branche genauso durcheinander wirbelt wie dies 1984 der Mac-Computer tat, 2001 der Musikspieler iPod, 2007 das iPhone und 2010 der Tablet-Computer iPad.

Aber Apple ließ sich wie in der Vergangenheit Zeit mit dem nächsten neuen Produkt. Kein einfach zu bedienender Multimedia-Fernseher, über den jahrelang spekuliert wurde, auch die zuletzt erwartete Computer-Uhr ist noch nicht da. Dieses Jahr soll es allerdings soweit sein - und Analysten rangen Konzernchef Tim Cook in der Telefonkonferenz nach Vorlage der Quartalszahlen eine wortkarge Bestätigung ab, dass es auch dabei bleibt. „Ja, absolut“, gab Cook zu Protokoll - und die Audienz war beendet.


Neue Produkte müssen her

Allerdings hob Cook auch die traditionelle Geheimniskrämerei ein Stück weit auf, um den Investoren neue Hoffnung zu geben. Er bestätigte praktisch die Pläne für ein mobiles Bezahlsystem - eine ungewöhnliche Offenheit für einen Apple-Chef. Das sei ein interessanter Markt und Apple habe auch den Fingerabdruck-Sensor im iPhone 5s mit Blick darauf gestaltet, sagte Cook. Er habe derzeit aber nichts anzukündigen.

Statt über Produkte sprach Cook lieber über Märkte. Dass Apple jetzt auch den größten chinesischen Mobilfunk-Anbieter China Mobile als Partner gewonnen habe, sei ein „watershed moment“ gewesen, ein Wendepunkt. In keiner anderen Region wuchs Apple zuletzt rasanter. In den USA gestand Cook dagegen eine Fehleinschätzung ein - die Kunden hätten stärker als erwartet zum teureren iPhone 5s statt des bunten Modells 5c tendiert. Dadurch seien insgesamt weniger Geräte verkauft worden. Mit anderen Worten: Das relativ teure „Einstiegs“-iPhone 5c lief nicht so gut wie erwartet.

So hätte Apple im Weihnachtsgeschäft wohl mehr als die 51 Millionen iPhones verkaufen können, wenn der „Produkt-Mix“ von Anfang an gestimmt hätte. Samsung behielt mit Abstand den ersten Platz mit 82 Millionen abgesetzten Smartphones, wie der Marktforscher IDC errechnete.

Als Reaktion auf die Dominanz von Samsung bei den Stückzahlen betont Cook wie bisher, Apple wolle die besten, nicht die meisten Geräte machen. Und noch häufiger als bisher verwiesen die Manager auf Statistiken, laut denen Apple-Kunden ihre Geräte viel mehr nutzten als Android-Käufer.

Die Anleger überzeugte das alles nicht. Auch nachdem die Investoren eine Nacht nachdenken konnten, verlor die Aktie im frühen US-Handel am Dienstag rund acht Prozent. Das Papier hatte mit gut 705 Dollar im September 2012 einen Höchststand markiert. Seitdem muss sich Cook dafür rechtfertigen, dass der Kurs um die 500 Dollar pendelt. Immerhin liegt der Preis jetzt deutlich über dem Vorjahrestief von 385 Dollar.

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