Nach Shortseller-Attacke Grenke-Gründer lässt Aufsichtsratsposten ruhen

Wolfgang Grenke legt sein Aufsichtsratsmandat bei Grenke vorerst nieder. Quelle: imago images

Wolfgang Grenke legt sein Aufsichtsratsmandat vorerst nieder. Der Schritt folgt einer heftigen Attacke eines britischen Investors auf die deutsche Leasingfirma.

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Grenke-Gründer Wolfgang Grenke legt sein Aufsichtsratsmandat bei der von einem britischen Investor attackierten Leasingfirma vorerst nieder. Grenke lasse das Mandat mit sofortiger Wirkung ruhen, bis die Vorwürfe hinsichtlich etwaiger Interessenkonflikte vollständig ausgeräumt seien, erklärte das Unternehmen aus Baden-Baden am Montag. Dies gelte auch für seine Aufsichtsratsposten bei der Grenke Bank und der Schweizer Grenkeleasing AG.

Intern habe die Grenke AG Beratungen zur Neuaufstellung des Franchise-Systems begonnen, hieß es weiter. Der Investor Fraser Perring hat vergangene Woche in einem umfassenden Dokument schwere Anschuldigungen gegenüber Grenke gemacht. Seither steht die im MDax gelistete Firma an der Börse massiv unter Druck. Der Kurs war nach der Veröffentlichung des 64 Seiten langen Berichts von Viceroy Research am Dienstag und Mittwoch um insgesamt mehr als die Hälfte auf weniger als 24 Euro gefallen - in der Spitze sank der Börsenwert des Unternehmens damit um mehr als 1,4 Milliarden Euro. Nachdem Grenke am Donnerstagmorgen ausführliche Stellungnahmen angekündigt hatte, konnte sich die Aktie zumindest wieder etwas erholen. Zuletzt lag sie aber immer noch fast 40 Prozent unter dem Niveau, das sie vor der Shortseller-Attacke innehatte.


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Mit einem Sondergutachten will der Leasingkonzern die Vorwürfe aus der Welt räumen. Dabei gehe es vor allem um die Marktüblichkeit der Bewertungen, die Vorteilhaftigkeit für die Grenke AG und die Validierung der Kaufverträge bei der Übernahme der Franchise-Firmen. „Aufgrund der Schwere der Anschuldigungen hat der Vorstand dem Aufsichtsrat vorgeschlagen, ein Sondergutachten erstellen zu lassen“, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Um zügig Ergebnisse zu erzielen, habe der Aufsichtsrat den bestehenden Abschlussprüfer KPMG mit einer Prüfung beauftragt. „Das war ein erster Schritt zur Zurückgewinnung des Vertrauens“, erklärte Analyst Andreas Schäfer von Bankhaus Lampe. Betrugsfälle in der Vergangenheit seien früh entdeckt und angegangen worden. Er hielt an seinem Kursziel von 68 Euro je Aktie fest. Seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe von Perring verloren die Grenke-Aktien rund die Hälfte ihres Werts.

Grenke-Großaktionär Gané stellte sich hinter den Konzern. „Wir können aus den Vorwürfen keine Anhaltspunkte ableiten, dass der Konzernjahresabschluss der Grenke AG zum 31. Dezember 2019 nicht ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt“, erklärte der Vermögensverwalter mit Sitz in Aschaffenburg. Dennoch seien Änderungen in der Struktur der Firma notwendig. Gané hält nach eigenen Angaben neun Prozent an Grenke.

Die Familie Grenke betonte, sie wolle langfristig an ihrem Anteil von 40,84 Prozent festhalten. Wolfgang Grenke selbst hält durchgerechnet einen Anteil von rund 8 Prozent.

Mehr zum Thema: Bei der Stellungnahme schlug sich der Grenke-Vorstand wacker. Doch das war noch kein Befreiungsschlag.

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