Nach US-Luftschlag in Syrien Anleger behalten Nerven – Rohstoffe gefragt

Der US-Angriff in Syrien ist auch an den Börsen Thema. Asiatische und europäische Anleger behalten mehrheitlich die Nerven. Gefragt waren am Morgen die vermeintlich sicheren Rohstofftitel, insbesondere Gold und Öl.

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Die Händler blicken heute auch auf die Ereignisse in Syrien. Quelle: dpa

Düsseldorf/Frankfurt Der US-Raketenangriff in Syrien hat zu anfänglicher Verunsicherung geführt – mehrheitlich behalten die Anleger an den Weltbörsen jedoch die Nerven. Die asiatischen Anleger, die als erste von dem Angriff überrascht worden waren, blieben vergleichsweise besonnen.

Nach Bekanntwerden der Attacke in den frühen Morgenstunden gab der japanische Nikkei-Index zwar deutlich nach, erholte sich aber ebenso rasch wieder. Nachdem er zunächst auf ein Vier-Monats-Tief von 18.517 Zählern gefallen war, stieg der Tokioter Leitindex um 0,4 Prozent auf 18.665 Punkte. Der breiter gefasste Topix gewann sogar 0,6 Prozent auf 1.490 Stellen. Die Börse Schanghai arbeitete sich bis kurz vor Börsenschluss auf ein Viereinhalb-Monats-Hoch von 3.293 Punkten vor.

Unter Druck geriet der russische Rubel: Dollar und Euro stiegen um jeweils mehr als ein Prozent auf 57,08 und 60,80 Rubel. Russland ist enger Bündnispartner Syriens und stützt das Assad-Regime im Bürgerkrieg. Andere Währungen zeigten sich robust: Der Euro gab gegenüber dem Dollar nur minimal nach und sank um 0,1 Prozent auf 1,0632 Dollar. Etwas stärker sank der US-Dollar gegenüber dem japanischen Yen und notierte 0,2 Prozent tiefer bei 110,63 Yen.

Stark gefragt waren die als vermeintlich sichere Häfen geltenden Rohstoffwerte: So stieg der Goldpreis bis zum späten Vormittag um 1,05 Prozent auf 1.264 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und notierte zeitweise so teuer wie zuletzt vor fünf Monaten. Der Silberpreis stieg um knapp 0,9 Prozent. Gold gilt bei Anlegern, die sich gegen mögliche Börsenturbulenzen wappnen wollen, als vergleichsweise sichere Anlage, allerdings schwankt der Goldpreis deutlich.

Auch Öl verteuerte sich: Die Sorte Brent aus der Nordsee kostete bis zu 2,2 Prozent mehr. Am späten Vormittag notierte sie 1,26 Prozent im Plus bei 55,58 Dollar je Barrel (159 Liter). Leichtöl stieg um 1,37 Prozent auf 52,38 Dollar. Syrien sei zwar kein wichtiges Öl-Förderland, aber durch den US-Angriff steige das Risiko einer Eskalation in der gesamten Region, erklärte der Rohstoffexperte Ric Spooner vom Handelshaus CMC Markets die steigenden Ölpreise.

Der deutsche Leitindex Dax sank nach Handelseröffnung und notierte am späten Vormittag 0,6 Prozent tiefer bei 12.160 Punkten. Die Hoffnung, dass der Dax noch in dieser Woche ein neues Allzeithoch knackt, dürfte sich damit erledigt haben. Zu seinem letzten Allzeithoch von 12.390 Punkten im April 2015 fehlen dem Index nun wieder rund 230 Punkte. Besser schlug sich der Index der mittelgroßen Werte: Der MDax holte einen Teil seiner Verluste vom frühen Morgen wieder auf und lag zuletzt 0,2 Prozent im Minus bei 24.057 Punkten. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel um 0,2 Prozent. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es 0,4 Prozent abwärts.

Zu den Gewinnern gehörten die Aktien des Rüstungskonzerns Rheinmetall, die ihre Rekordrally mit plus zwei Prozent fortsetzten. Hier setzen die Anleger ohnehin bereits auf steigende Militärausgaben.


Analysten blicken auf Gegensatz USA-Russland

Als Reaktion auf den mutmaßlichen Giftgas-Einsatz des syrischen Regimes gegen die eigene Bevölkerung haben die USA in den frühen Morgenstunden militärische Ziele in Syrien angegriffen. „Wie werden Iran und Russland darauf antworten?“, fragte Marktanalyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Die beiden Staaten seien schließlich Verbündete des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und gehörten zu den weltweit größten Erdöl-Exporteuren.

Wirklich überraschend komme der Angriff nicht, nachdem US-Außenminister Rex Tillerson eine deutliche Reaktion auf die jüngsten Ereignisse im Bürgerkriegsland angekündigt hatte, schrieb Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK am Freitagmorgen. „Durch die Aktion kommt aber eine Komplexität in die geopolitische Lage, die vorher nicht da war.“

Wenn sich daraus eine Eiszeit zwischen dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und seinem russischen Kollegen Wladimir Putin entwickele, müsse mit einer anhaltenden Risikoscheu der Investoren gerechnet werden, sagte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz.

Einigen Börsianern zufolge hat der Angriff aber auch positive Aspekte. „Er zeigt, dass US-Präsident Donald Trump zu seinem Wort steht“, sagte Christoffer Moltke-Leth, Chef-Händler des Brokerhauses Saxo Capital Markets. Dies könne seine Popularitätswerte steigern. Anlagestratege Peter Kenney von der Beratungsfirma Global Markets Advisory wertete Trumps Aktion als Zeichen an seinen chinesischen Kollegen Xi Jinping, mit dem er unter anderem über die provozierenden Raketentests Nordkoreas sprechen will. „Frieden durch Stärke ist die Botschaft.“

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