Nach Zinserhöhung Fed-Entscheidung drückt Dax auf Jahrestief

Fed erhöht Leitzins - Dax fällt auf Jahrestief Quelle: Xinhua / eyevine / laif

Anleger an der Wall Street quittieren die Zinserhöhung der US-Notenbank mit heftigen Abverkäufen. Davon bleibt auch der deutsche Aktienindex nicht verschont.

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Düsseldorf Es war eine Enttäuschung mit Ansage: Die US-Notenbank Federal Reserve Bank, kurz Fed, erhöht die Zinsen, und die Wall Street reagiert mit kräftigen Kursverlusten, weil noch zu viel Hoffnung in den Kursen eingepreist war. Die Folge: Die Börse in Tokio und auch der Dax in Frankfurt reagieren auf die schwachen Vorgaben mit kräftigen Kursverlusten.

Der deutsche Leitindex fiel um 1,9 Prozent auf ein Jahrestief von 10.563 Punkten. Im internationalen Vergleich ist das noch vergleichsweise tapfer, am Morgen unserer Zeit war der Nikkei in Tokio mit einem Minus von 2,7 Prozent aus dem Handel gegangen.

Nathan Sheets vom Investmenthaus PGIM resümierte, die Fed „verströmt weit mehr Zuversicht als die Finanzmärkte“. Fed-Chef Jerome Powell hatte im Anschluss an den Zinsentscheid betont: „Die Geldpolitik muss nicht länger unterstützend sein.“ Die Fed werde der Wirtschaft 2019 „einen schwächeren Impuls geben“.

Anders als im September erwartet die Mehrheit der 17 Notenbanker im Offenmarktausschuss der Fed im kommenden Jahr zwar nur noch zwei Zinserhöhungen. Für Anleger ist das offenbar trotzdem zu restriktiv. So sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners: „Die Fed tritt auf das Bremspedal – allerdings weniger stark als von vielen Anlegern erwartet oder zumindest erhofft.“

In den Stunden vor der Zinsentscheidung hatte sich der Dow Jones an der New Yorker Wall Street zunächst bis auf 24.057 Punkte vorgearbeitet. Nach Bekanntwerden rauschte der amerikanische Leitindex bis zum Handelsschluss gut 3,5 Prozent in die Tiefe, es blieben 23.200 Punkte am Schluss.

Eine Talfahrt um 800 Punkte im Tagesverlauf ist in dem Industriewerteindex äußerst selten: Es war die heftigste Reaktion auf eine Fed-Entscheidung seit 1994. Gegenüber dem Vortag blieb gleichwohl nur ein Minus von 0,6 Prozent. Der Technologiewerteindex Nasdaq 100 verlor ebenso wie der breite US-Marktindex S&P 500 0,7 Prozent gegenüber dem Vortag.

Klar, dass angesichts dieser Vorgaben aus Übersee auch der deutsche Aktienmarkt deutlich unter Druck gerät. „Damit wurde der zu Beginn dieser Woche gestartete Erholungsversuch an den Börsen zunichte gemacht und statt einer Weihnachtsrallye steuern wir an der Frankfurter Börse auf neue Jahrestiefs zu“, kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets die Kursabschläge. „Es bleibt dabei, die Bären sind los und dürften so schnell nicht wieder eingefangen werden.“ Stanzl prognostiziert wie viele andere Analysten auch ein turbulentes Börsenjahr 2019.

Fed-Chef Jay Powell verkündete am Mittwoch die vierte Leitzinserhöhung in diesem Jahr. Quelle: Xinhua / eyevine / laif

Zu den größten Verlierern im Dax zählten die Aktien von Infineon und der Deutschen Bank mit Abschlägen von jeweils 2,4 Prozent. Auch für den MDax ging es am Donnerstagmorgen um 1,5 Prozent bergab auf 21.650 Punkte. Der europäische EuroStoxx 50 notierte im frühen Handel fast eineinhalb Prozent unter seinem Vortagsniveau nur noch bei knapp 3000 Punkten.

Und dann ist da ja noch Donald Trump. Fed-Chef Powell trotzt mit dem Schritt auch wiederholten Angriffen aus dem Weißen Haus. Vorige Woche hatte US-Präsident Trump der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf den Handelsstreit mit China gesagt: „Wir führen Handelskämpfe und gewinnen. Dabei brauche ich aber Unterstützung.“ Powell unterstrich nun die Unabhängigkeit der Zentralbank: „Politische Überlegungen spielen in unseren Diskussionen keine Rolle. Wir fokussieren uns allein auf den Auftrag, den der Kongress uns gegeben hat.“

Bei diesem Doppelmandat wähnt die Fed sich nah am Ziel: Die Inflation liege mit 1,8 Prozent nahe am Fed-Ziel von zwei Prozent; die Arbeitslosenquote signalisiert mit 3,7 Prozent Vollbeschäftigung, und „das Wachstum ist stark genug, um die Arbeitslosigkeit weiter zu drücken“, sagte Powell.

Doch genau daran gibt es Zweifel. Das unabhängige Congressional Budget Office erwartet für 2019 ein Wachstum von 2,4 Prozent, die Fed hat ihre eigene Vorhersage auf 2,3 Prozent gedrückt. Powell selbst räumte Unsicherheit bei dieser Prognose ein. Man warte nun auf weitere Wirtschaftsdaten.

US-Notenbank erhöht die Zinsen - trotz Kritik

Franck Dixmier von Allianz Global Investors erwartet, dass bei künftigen Zinsentscheidungen die jeweils jüngsten konjunkturellen Entwicklungen eine größere Rolle spielen werden, und folgert: „Dies macht den Entscheidungsprozess der Fed letztlich weniger berechenbar.“

Tatsächlich ist Powells Worten zu entnehmen, dass der Kurs der Fed fortan weniger stark vorgezeichnet sei. Eine Abkehr von der restriktiven Geldpolitik mache die Fed stärker „von den Umständen abhängig“. Gleichzeitig wird Powell künftig nach jeder der acht Fed-Sitzungen an die Öffentlichkeit gehen – und damit doppelt so oft den Kurs der Notenbank abstecken als bislang.

Derweil hält die japanische Zentralbank angesichts der weiter niedrigen Inflation an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Die Bank of Japan verkündete ihren Entschluss am Donnerstag. Geschäftsbanken können sich damit weiter so gut wie kostenlos Geld bei der Notenbank besorgen, Kredite für Investitionen der Wirtschaft und für Verbraucher sollen billig bleiben.

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