Nachhaltigkeitsfonds darf nicht mehr investieren Was Großanleger jetzt von der Facebook-Aktie halten

Die Facebook-Aktie hat seit Bekanntwerden der Vorwürfe 14 Prozent verloren. Quelle: dpa

Erwartete Milliarden-Strafzahlungen und erste Klagen gegen Facebook beunruhigen Aktionäre. Die Aktie verliert mehr als 14 Prozent in drei Tagen. Einige Fonds überdenken jetzt ihr Investment.

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Investoren rechnen damit, dass es am Donnerstag von Facebook eine Stellungnahme zum Skandal um den Datenmissbrauch durch einen Wissenschaftler und Cambridge Analytics geben wird. In den USA haben Anleger bereits gegen Facebook geklagt, weil sie sich durch das Unternehmen schlecht informiert fühlen. Die Aktie hat seit Bekanntwerden der Vorwürfe 14 Prozent verloren.

Weitere Sammelklagen von Großinvestoren halten Marktbeobachter allerdings für sehr unwahrscheinlich. „Natürlich ist dieser Datenmissbrauch-Skandal in der Öffentlichkeit zunächst mal ein Facebook-Skandal. Dabei wird meist vergessen, dass Facebook wohl betrogen wurde von einem Wissenschaftler, der einen besonderen Zugang zu den Daten hatte, und dem Kunden Cambridge Analytical“, sagt Stefan Waldhauser, Fondsmanager des „The Digital Leaders Fund“. Waldhauser glaubt, dass sich die öffentliche Diskussion auch recht schnell von Facebook abwendet und in eine andere Richtung laufen könnte: „Es ist ein Polit-Skandal: Es war das Trump-Wahlkampfteam, das sich der unsauberen Methoden von Cambridge Analytical bedient hat.“

Viele Marktbeobachter halten auf Basis der jetzt vorliegenden Verfehlungen von Facebook Klagen von Aktionären für wenig erfolgversprechend. „Zu klären ist, ob die Facebook-Einstellungen eine Umgehung der Konsensvereinbarung mit der Federation of Trade Commission ermöglicht haben. Laut der Vereinbarung musste ein Nutzer seine Zustimmung geben, damit seine Informationen mit Dritten geteilt werden durften. Nach heutigem Stand ist noch unklar, ob Facebook-Einstellungen eine grundsätzliche Umgehung dieser Richtlinie ermöglicht haben“, sagt Alexander Osojnik, Nachhaltigkeits-Analyst bei der Fondsgesellschaft Erste Asset Management aus Wien. Für die Nachhaltigkeits-Fonds des Hauses hat Osojnik Facebook aber schon bereits vor zwei Wochen auf die Watchlist gesetzt. Die Fonds dürfen die Aktie seitdem nicht neu ins Depot nehmen oder aufstocken, allerdings dürfen sie bereits vorhandene Bestände noch halten.

Osojnik hat keine hellseherischen Fähigkeiten, aber gutes Research, das ihm schon einige Kontroversen in Bezug auf Verletzungen des Datenschutzes bei Facebook angezeigt hatte. Da innerhalb der Nachhaltigkeitsbeurteilung die Datensicherheit aber nur eines unter vielen Kriterien ist, führt das nicht schlagartig zu einem Ausschluss von Facebook aus dem Anlageuniversum der Fonds.

Investoren sind vorsichtig. „Das Unternehmen und auch der Aktienkurs werden in den nächsten Wochen oder sogar Monaten erst mal in der Defensive sein. Fondsmanager werden von ihren Chefs und internen Risikocontrollern zum Verkauf gezwungen werden“, meint ein Fondsmanager. Für einen Nachkauf sei es jetzt eher noch zu früh. Nicht die Klagen von Anlegern, sondern die Gesetzgeber, die die Nutzung von Daten künftig strenger regulieren könnten, seien das große Risiko für das Geschäftsmodell von Facebook. Hier sehen manche auch den langfristig besonders negativen Effekt, der die Aktie belasten könnte. „Mögliche Strafzahlungen von Aufsichtsbehörden im jüngsten Fall, spielen für den Aktienkurs eine relativ geringe Rolle, selbst wenn sie in die Milliarden gehen“, sagt ein Fondsmanager. Der Kassenbestand von Facebook sei so hoch, das es verkraftbar sei.

Französischer Fonds hält an Facebook fest

Waldhauser hingegen hält Facebook weiterhin als Investment für interessant. „Wir agieren gerne antizyklisch und werden bei den aktuellen Kursen daher auch wie geplant für den neuen Fonds in Facebook investieren. Unter den FAANG-Aktien ist Facebook am interessantesten bewertet und bleibt für mich eine Position, an der ich langfristig festhalten werde“, so der Fondsmanager.

Bei den auf Big-Data-Aktien spezialisierten Fonds wie dem EdR Big Data Aktienfonds des französischen Fondshauses Edmond de Rothschild, hält man ebenfalls an Facebook fest. Da auch Google ein Geschäftsmodell hat, das die Nutzung von Daten monetarisiert, belastete auch die Aktie des Google-Mutterkonzerns Alphabet das Portfolio. Fondsmanager Jacques-Aurélien Marcireau sieht aber keinen Grund, sein Depot umzubauen. Facebook hat einen niedrigen Anteil im Depot und aktuell spräche auch das langsamere Umsatzwachstum und Modernisierungsprobleme nicht dafür, die Position aufzustocken.

Er sieht auch keinen Grund, jetzt all die Unternehmen aus seinem Fonds, die mit Daten zu tun haben, auf mögliche Datenlecks zu überprüfen. „Denken Sie daran, dass es bei Facebook weder um Hacker ging, noch es sich um ein Datenleck handelte, sondern um die betrügerische Nutzung von Daten durch Cambridge Analytica“, sagt Marcireau. Datenlecks seien viel weiter verbreitet bei konventionellen Unternehmen, wie etwa dem US-Finanzdienstleister Equifax, bei Sony oder auch der US-Regierung.

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