Sartorius
Kaum eine Aktie aus den deutschen Auswahlindizes hat seit dem Finanzkrisentief vom März 2009 so viel zugelegt wie die Vorzüge von Sartorius. Das Plus von 750 Prozent bescherte dem Göttinger Anbieter von Labor- und Prozesstechnologie vor zwei Wochen sogar den Aufstieg in den TecDax. Das bedeutet häufig das Ende einer Kursrally, denn im Vorfeld von Indexeinstiegen greifen institutionelle Anleger, die den Index abbilden, meist in Scharen zu und treiben so den Kurs.
Gegen ein Ende einer zumindest über Jahre aussichtsreichen Kursentwicklung spricht jedoch, dass Sartorius, vor allem bekannt wegen seiner High-Tech-Laborwaagen für die Pharma- und Biotech-Industrie, relativ stabil auch durch Konjunktur- und Schuldenkrisen kommen sollte. Zumindest trimmt Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg das Unternehmen weiter auf Wachstum. 2014 soll der Umsatz auf rund eine Milliarde Euro steigen, „für 2020 peilen wir einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro an“, sagte Kreuzburg dem „Handelsblatt“. Das wäre dann knapp das Dreifache des letztjährigen Umsatzes von 733 Millionen Euro, mit dem Sartorius einen Nettogewinn von 41,6 Millionen Euro erwirtschaftete. Gleich drei Aktiengattungen von Sartorius sind börsennotiert: die stimmberechtigten Stammaktien, von denen gut 50 Prozent einer Erbengemeinschaft und 30 Prozent der amerikanischen Bio-Rad Laboratories gehören; die in Paris notierte Biotech-Tochter Sartorius Stedim (Mutter-Anteil 67 Prozent) und die gerade in den TecDax aufgestiegenen stimmrechtslosen Vorzüge, die sich für private Anleger als bestes Investment eignen, da sie nahezu komplett handelbar sind.
KWS Saat
Knapp eine Milliarde Menschen hungern, obwohl die 1,5 Milliarden Hektar (ein Hektar = 10.000 Quadratmeter) an derzeit bewirtschafteter Anbaufläche eigentlich reichen müssten, um jeden Erdenbürger zu versorgen. Wegen schlecht ausgenutzter Flächen und Verteilungsproblemen funktioniert die Nahrungsmittelausnutzung jedoch nicht. Um für das erste Problem Abhilfe zu schaffen, entwickelt KWS Saat schon seit 1856 ertragreichere Kulturen und robustere Pflanzen, heute mit mehr als 60 Tochtergesellschaften und Beteiligungen in 70 Ländern. Die Geschäfte laufend glänzend. Bei der Vorlage der Neunmonatszahlen zum 31. März erhöhte KWS erneut seine Prognose für das Geschäftsjahr 2011/12 deutlich. Statt 940 sollen nun 980 Millionen an Umsatz bei einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen von rund 140 Millionen Euro herausspringen. Das hat die Börse schon honoriert: Während der MDax, in dem KWS notiert ist, seit Jahresanfang neun Prozent zulegt hat, stieg der Kurs des Saatgutherstellers um fast ein Drittel.
Die Aktien sind nicht nur begehrt, weil KWS wenig konjunkturzyklisch ist, sondern auch weil es nicht allzu viele Papiere gibt. Die Familien Büchting, Oetker und Giesecke halten 56,1 Prozent und die Tessner Beteiligungs GmbH 13,8 Prozent der Aktien. Bei einem Börsenwert von derzeit 1,3 Milliarden Euro bekommen Anleger das Papier nicht geschenkt. Investoren, die zu Jahresbeginn oder im Frühjahr eingestiegen sind, liegen 25 oder 30 Prozent im Plus (WirtschaftsWoche 4 und 13/2012). Bei Kurs-Rückschlägen auf 180 bis 200 Euro bleibt die Aktie kaufenswert.