Nein zu ICOs Chinesische Zentralbank verbietet Krypto-Börsengänge

Die chinesische Zentralbank verbietet Krypto-Börsengänge, sogenannte Initial Coin Offerings. Peking hatte die ICOs wiederholt kritisiert – der Schritt der Aufsicht fällt nun drastisch aus. Der Bitcoin-Kurs sackt ab.

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In China sitzen die meisten Krypto-Anleger. Die Regulierung geht zunehmend gegen das Business vor. Quelle: Reuters

Düsseldorf, Peking China hat dem rasanten Wachstum bei Kryptowährungen einen Riegel vorgeschoben. Die Aufsichtsbehörden des Landes verboten am Montag die sogenannten Initial Coin Offerings (ICO), Finanzierungsrunden der Kryptowährungsbranche.

Ähnlich wie bei Börsengängen – den Initial Public Offerings (IPO) – nutzen Firmen das Instrument, um Kapital zu generieren. Bei den ICOs erhalten Anleger jedoch keine Aktien, also Firmenanteile, sondern sogenannte Token. Die bieten oft keine Mitsprache, sollen die Geldgeber aber am finanziellen Erfolg der Firmen teilhaben lassen. Wenn deren Bewertung steigt, so steigt auch der Wert der Token. Käufer erhalten also nicht viel mehr als das Versprechen, von einer erfolgreichen Idee in der Zukunft zu profitieren. Die Token können auf Handelsplattformen im Netz getauscht werden, oft gegen andere Kryptowährungen.

Die chinesische Zentralbank will das schnelle Wachstum der Finanzierungsrunden und die damit verbundene Unsicherheit nun offenbar nicht mehr akzeptieren – und kritisiert das neue Finanzinstrument scharf: „ICOs sind eine Art illegale öffentliche Kapitalbeschaffung, die im Zusammenhang mit kriminellen Machenschaften wie Betrug und Schneeballsystemen stehen“, heißt es in einer Mitteilung der Zentralbank.

Die Kurse von Cyberdevisen rutschten nach dem Verbot deutlich ab. Die mit Abstand größte Währung Bitcoin verlor auf der Handelsplattform BitStamp sieben Prozent auf 4286 Dollar.

Experten haben bereits mit dem Verbot gerechnet. „Weltweit haben Aufsichtsbehörden Schwierigkeiten damit, das Modell der ICO und die Risiken dahinter zu verstehen. Sie müssen erst einmal herausfinden, wie man es am besten regulieren kann“, sagte Zennon Kapron, Geschäftsführer der in Schanghai ansässigen Finanztechnologie-Beratung Kapronasia. China habe dem Hype um ICO nun einen Riegel vorgeschoben, um in Ruhe regulatorische Maßnahmen einzuführen. „Ich glaube aber, das wird nur ein temporäres Verbot sein.“

China gilt als größter Markt für Krypto-Währungen und die um sie herum blühenden Geschäftsmodelle. In China sitzen nicht nur die meisten Produzenten digitaler Währungen, die sogenannten Miner, sondern auch die meisten Nutzer. Aufgrund der chinesischen Kapitalverkehrskontrollen stellt ein Investment in Bitcoin und Co. für viele Privatanleger die einzige Möglichkeit dar, sich gegen Schwankungen der chinesischen Währung Yuan abzusichern. Bisher toleriert Peking die meisten Bitcoin-Handelsplattformen.

Die Krypto-Börsengänge hat Peking dagegen schon länger auf dem Kieker: Die Zentralbank und die Wertpapieraufsicht in Peking hatten zuletzt eine Untersuchung eingeleitet. Das Ergebnis: In neun von zehn Fällen von ICOs vermuten die Beamten Betrug oder zumindest einen Verstoß gegen chinesische Gesetze. So berichtet es zumindest das renommierte Wirtschaftsmedium Caixin. Die zweitgrößte ICO-Plattform des Volksrepublik, Icoinfo, hatte noch vor dem offiziellen Verbot in der vergangenen Woche einen kompletten Stopp der Krypto-Börsengänge bekanntgegeben.

In China sind ICOs besonders beliebt, dort gab es einer Studie zufolge allein in diesem Jahr 65 solcher Platzierungen mit einem Volumen von insgesamt 2,62 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 330 Millionen Euro). Auch in Europa, Japan und den USA wächst das Interesse an den Krypto-Anlagen.

Mit Material von Reuters.

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