Neobroker Wird die Robinhood-Aktie zum neuen Gamestop?

Quelle: REUTERS

Die Robinhood-Aktie gehört aktuell zu denen, die in sozialen Netzwerken wie Reddit am meisten diskutiert werden. Zuletzt verstimmt ein geplanter Aktienverkauf von Wagniskapitalgebern die Anleger, nach dem Kurssprung fällt die Aktie.

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Gerade mal eine Woche an der Börse, erlebt die Aktie von Robinhood ihre erste Achterbahnfahrt. Und schuld daran ist ausgerechnet die eigene Klientel. Zunächst investierten Mitte der Woche zahlreiche Kleinanleger kollektiv in Aktien des US-Neobrokers, auch Starfondsmanagerin Cathie Woods von Ark Invest kaufte 90.000 weitere HOOD-Aktien und befeuerte damit den Kurs. Woods gilt unter jungen Robinhood-Anlegern, den sogenannten Retail Bros, als eine Art Ikone, deren Investments viele gerne folgen.

In sozialen Medien, insbesondere im Reddit-Forum wallstreetbets, stachelten sich Anleger gegenseitig zum Kauf des Robinhood-Papiers an. Vieles erinnerte an den Fall Gamestop Anfang des Jahres, als Kleinanleger kollektiv gegen Hedgefonds wetteten und Robinhood zwar dank des florierenden Handels der große Nutznießer war, am Ende aber sogar den Kauf von Gamestop-Aktien einschränken musste.

Die Robinhood-Aktie schoss am Mittwoch auf über 70 Dollar in die Höhe, nachdem das Börsendebüt in der Vorwoche eher mau verlaufen war und der Neobroker seine Anteilsscheine nur zum Ausgabepreis von 38 Dollar losschlagen konnte, dem unteren Ende der angepeilten Bewertung.

Mittlerweile aber ist die Kursrally längst vorbei. Am Freitag notierte die Aktie nur noch bei rund 50 Dollar, Tendenz fallend. Grund war ein Schreiben der US-Börsenaufsicht SEC, welches am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach beabsichtigt ein Dutzend Investoren, die schon vor dem eigentlichen Börsengang Papiere gekauft haben, die sie später in Robinhood-Aktien tauschen können, bis zu 98 Millionen dieser Anteilsscheine im Wert von fast fünf Milliarden Dollar wieder zu verkaufen. Unter den potenziellen Verkäufern sind bekannte Tech-Investoren wie Andreessen Horowitz und Ribbit Capital, die schon lange vor dem Börsengang bei Robinhood investiert waren.

Es waren diese Investoren, die Robinhood zur Hilfe kamen, als der Neobroker im Zuge des Gamestop-Hypes auf Geheiß der SEC zusätzliches Kapital vorhalten musste. Die Retail Bros in den Börsenforen versetzt das in Aufruhr. Laut der Webseite Swaggy Stocks, die analysiert, welche Aktien im Reddit-Forum wallstreetbets am häufigsten diskutiert werden, ist die Robinhood-Aktie das mit Abstand dominierende Thema.

Viele Nutzer glauben aber nicht so recht an langfristig hohe Preise und haben den Kurssprung Mitte der Woche genutzt, um das Papier wieder zu verkaufen. „Take profit and leave while you can“, schreibt ein Reddit-Nutzer – nimm den Gewinn und verkaufe, so lange du es kannst. Andere wiederum vermuten, die Nutzer von wallstreetbets seien immer noch sauer auf Robinhood, weil der Neobroker während des Gamestop-Hypes den Handel der Aktie einschränkte. „Das macht Euch blind fürs Geld verdienen“, kommentiert ein Nutzer die Zurückhaltung einiger wallstreetbets-Kommentatoren in Sachen Robinhood-Aktie.

Viele Robinhood-Anleger vermuteten, dass die Geschäftsbeziehungen des Neobrokers mit den gejagten Hedgefonds Schuld an der Misere waren. Robinhood bekommt Rückvergütungen von Hedgefonds und stellt denen im Gegenzug Orders und Tradingdaten zur Verfügung.

Trotz allem taugt Robinhood noch nicht zum neuen Gamestop. Schließlich war es bei letzterem ja der gemeinsame Kampf gegen die Hedgefonds, der die Kleinanleger angetrieben hat. Bei Robinhood sind es bisher dagegen normale Käufe und Verkäufe, allerdings getrieben durch einen hohen Anteil von Privatanlegern.

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Am Samstag erklärte der Neobroker, über 300.000 seiner Nutzer hätten zum Börsengang Aktien des Neobrokers gekauft. Diese haben zwar die Papiere zum Einstiegskurs von 38 Dollar bekommen, dürfen sie aber jetzt 30 Tage lang nicht verkaufen. Wer trotzdem verkauft, darf wiederum 60 Tage bei anderen Börsengängen nicht investieren.

Mehr zum Thema: Der US-Neobroker Robinhood ist an die Börse gegangen, Anleger können auf eine Fortsetzung des Börsenbooms spekulieren. Das geht aber auch mit heimischen Broker-Papieren. Sinnvolles Investment oder pure Zockerei?

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