Neue Art von Katastrophen-Bonds Credit Suisse mit „Schurken-Händler“-Anleihe

Die Schweizer Großbank will sich gegen Risiken im eigenen Hause absichern – beispielsweise bei betrügerischen Geschäften einzelner Händler. Experten wundern sich nicht, dass die Bank nur eine geringe Summe verkauft hat.

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Der ehemalige Händler Jerome Kerviel hat 2008 der Bank Societe Generale einen Verlust von 4.9 Billionen Euro beschert. Gegen solche Risiken will sich die Credit Suisse mit einer Anleihe absichern. Quelle: Reuters

Zürich Die Credit Suisse hat 220 Millionen Franken an Anleihen verkauft, mit denen sie sich im Krisenfall vor möglichen Verlusten schützen will - etwa, wenn Händler ihre Grenzen überschreiten. Einige Investoren machten um die Papiere wegen der nicht-kalkulierbaren Risiken allerdings wohl einen Bogen.

Ursprünglich wollte die zweitgrößte Schweizer Bank bis zu 630 Millionen Franken der Bonds verkaufen, wie drei Personen berichteten, als sie erstmals vermarktet wurden. Kreisen zufolge wurde die Order-Annahme Anfang Mai verlängert. Und der Versicherungs-Blog Artemis berichtete schließlich am 17. Mai, dass das Angebot auf rund 200 Millionen Franken eingedampft wurde.

„Wir hatten uns die Risiko-Anleihen eine Zeit lang angeguckt und erwogen, zu investieren - es ist definitiv eine interessante Idee“, sagt Dirk Schmelzer, Fondsmanager bei Plenum Investments. „Es wäre schwierig für uns gewesen, unseren Kunden zu erklären, warum wir in ein solches Instrument investieren - weil die Risiken schwer einzuschätzen sind.“ Ein Vertreter der Credit Suisse in London wollte auf Nachfrage von Bloomberg keinen Kommentar zu dem Anleiheverkauf abgeben.

Die fünfjährigen Papiere ähneln jenen Katastrophen-Bonds, die von Versicherern genutzt werden, um ihre Risiken aus Unglücken wie Überflutungen und Erdbeben zu begrenzen.


Police mit Zurich Insurance

Im Fall von Credit Suisse Group decken die Papiere wohl Verluste zwischen 3,5 Milliarden Franken und 4,2 Milliarden Franken aus operativen Fehlschlägen ab - dazu zählen etwa nicht-autorisierter Handel, Unterbrechungen in Computersystem, betrügerische Geschäfte und Verfehlungen bei aufsichtsrechtlichen Vorgaben, hatte Bloomberg aus Kreisen erfahren.

Die Papiere sind unterlegt durch eine Police mit Zurich Insurance, hieß es von informierten Personen. Das Versicherungsunternehmen schultert demnach 50 Millionen Franken der Risiken. Der Rest werde gebündelt und an Investoren verkauft über ein Anlagevehikel, das auf Bermuda domiziliert ist. Bermuda ist ein Zentrum für alternative Anbieter von Rückversicherungs-Kapital.

„Ich bin nicht überrascht, dass sie das ursprünglich geplante Volumen nicht einsammeln konnten“, sagt Dirk Lohmann, Chef von Secquaero Advisors.  „Bei den größten Risiken innerhalb des Bonds gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie eine Korrelation mit der Aktie von Credit Suisse  aufweisen“.

Eine Auslösung der Instrumente könnte systematische Effekte im Bankensystem haben, schrieben Analysten von HSBC unter Führung von Alevizos Alevizakos in einer Notiz an Kunden im vergangenen Monat.

„Es ist schwierig, ’gewöhnliche’ Verluste von jenen zu unterscheiden, die mit internen Kontrollen und Verfehlungen bei den Geschäftsprozessen zu tun haben. Das macht die Bedingungen für die Auslösung weniger transparent“, erklärten sie.

Credit Suisse versucht gerade, die Risiken zu reduzieren und Kapital freizusetzen, um das Vermögensverwaltungs-Geschäft in Schwellenländern auszubauen. Das ist Teil einer Strategie, die im Oktober von Konzernchef Tidjane Thiam vorgestellt worden war.

Die Bank hatte im vergangenen Jahr netto 17,8 Milliarden Franken an neuen Assets in der Region Asien-Pazifik anziehen können. Ziel ist es, diesen Betrag auf jährlich 25 Milliarden Franken bis 2018 auszubauen.

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