
Eine Zeit lang sah es ganz nach einem holprigen Start für den Mega-Börsengang des chinesischen Internetriesen Alibaba aus. Zweieinhalb Stunden mussten sich Händler und Gäste an der New York Stock Exchange gedulden, bis der erste Kurs für die Alibaba-Aktie über die Monitore flimmerte. Solange benötigten die Handelssysteme, bis sie den ersten Börsenkurs berechneten.
Dann aber große Erleichterung, ja sogar Euphorie: Alibaba erreichte bei der Erstnotiz einen Kurs von 92,70 Dollar – ein sattes Plus von 36 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis von 68 Dollar. Innerhalb einer halben Stunde liebäugelte der Kurs sogar mit der 100-Dollar-Marke.
Der Börsengang von Alibaba ist eine Erfolgsgeschichte. Das eingenommene Volumen ist mit 25 Milliarden Dollar das größte aller Zeiten – weltweit. Möglich wurde der Rekord durch die Mehrzuteilungsoption, den sogenannten Greenshoe. Diese Option wird genutzt, um weitere neue Aktien zuzuteilen, wenn die Nachfrage besonders groß ist.
Bei Alibaba war sie so groß, dass der Konzern erst die Preisspanne erhöhen konnte und nach dem Börsendebüt zusätzlich zu den fest geplanten 320 Millionen Aktien nochmals 48 Millionen Aktien auf den Markt warf. Dem Börsenkurs hat es offensichtlich nicht geschadet. Ebenso wenig wie die ungewöhnliche Erlaubnis für die Altaktionäre, schon direkt nach dem Börsenstart Aktien aus ihrem Altbestand verkaufen zu dürfen.
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Was Sie über die Börsenkandidaten wissen sollten
ZALANDO (Online-Versand von Schuhen und Bekleidung)
Börse: Frankfurt (Prime Standard)
Erstnotiz: 1. Oktober
Zuteilungspreis: 21,50 Euro
Eigentümer: Kinnevik (36,5 Prozent), European Founders Fund/Gebrüder Samwer (17 Prozent), Bestseller/Anders Holch Povlsen (10 Prozent), Tengelmann (5 Prozent), Holtzbrinck Ventures (8 Prozent), OTPP (2 Prozent)
Bewertung: bis zu 5,34 Milliarden Euro
Platzierungsvolumen: 526 Mio. Euro (605 Mio. Euro inkl. Mehrzuteilung)
Streubesitz: 11,3 Prozent
Banken: Credit Suisse, Morgan Stanley und Goldman Sachs
Umsatz und Ebit:
2011: 510 Mio. Euro Umsatz, Ebit¹: -57 Mio. Euro
2012: 1159 Mio. Euro, Ebit¹: -77 Mio. Euro
2013: 1762 Mio. Euro, Ebit¹: -99 Mio. Euro
2014: 2235 Mio. Euro², Ebit¹: 52 Mio. Euro
2015: 2784 Mio. Euro², Ebit¹: 136 Mio. Euro
2016: 3399 Mio. Euro², Ebit¹: 207 Mio. Euro
¹Gewinn vor Zinsen und Steuern, Nettogewinn ist weiter negativ
²Prognose der Deutschen Bank
ROCKET INTERNET (Holding von jungen Internet-Unternehmen)
Börse: Frankfurt (Entry Standard)
Erstnotiz / Handelsstart: 2. Oktober
Zeichnungsfrist: 24. September bis 1. Oktober
Preisspanne: 35,50 bis 42,50 Euro
Platzierung: 33 bis 38 Millionen Aktien
Volumen: 1,477 Millionen Euro
erwarteter Börsenwert des Unternehmens: 6,2 bis 6,7 Milliarden Euro
Eigentümer: Brüder Samwer (52,3 Prozent), Kinnevik (18,1 Prozent), United Internet (10,4 Prozent, Access Industries (Len Blavatnik, 8,3 Prozent), Philippine Long Distance Telephone (PLDT, 8,4 Prozent), Holtzbrinck Ventures (2,5 Prozent)
Banken: JPMorgan, Morgan Stanley, Berenberg
TELE COLUMBUS (Kabelnetzbetreiber)
Zeitpunkt: Herbst 2014
Eigentümer: mehrere Hedgefonds
Bewertung: mehr als 600 Millionen Euro
Volumen: rund 300 Millionen Euro
Banken: JPMorgan, Goldman Sachs
TLG IMMOBILIEN (Gewerbeimmobilien in Ostdeutschland)
Zeitpunkt: Herbst 2014
Eigentümer: Lone Star
Bewertung: 1,5 Milliarden Euro (inklusive Schulden)
Volumen: rund 500 Millionen Euro
Banken: UBS, JPMorgan
STEINHOFF (Möbelproduktion und -handel)
Zeitpunkt: nach dem 9. September
Eigentümer: börsennotiert, Gründer Bruno Steinhoff größter Aktionär
Bewertung: knapp 9 Milliarden Euro (Börsenwert)
Volumen: Wechsel von der Börse Johannesburg nach Frankfurt, Kapitalerhöhung im Juli durchgeführt, möglicherweise weitere Platzierung im Zuge des Wechsels des Börsenplatzes.
Banken: Kapitalerhöhung begleitet von Barclays, BNP Paribas, Citigroup, HSBC und Commerzbank
HELLA (Autoscheinwerfer-Hersteller)
Zeitpunkt: Herbst 2014 möglich
Eigentümer: Familie
Bewertung: rund 3,5 Milliarden Euro
Volumen: offen
Banken: Citi, Bankhaus Lampe
ARMACELL (Dämmstoff-Hersteller)
Zeitpunkt: Ende 2014/Anfang 2015
Eigentümer: Charterhouse Capital Partners
Bewertung: mehr als 600 Millionen Euro
Volumen: rund 300 Millionen Euro
Banken: Deutsche Bank, Bank of America Merrill Lynch, BNP Paribas
SCOUT24 (Betreiber von Online-Marktplätzen)
Zeitpunkt: Ende 2014/Anfang 2015
Eigentümer: Hellman & Friedman (49 Prozent), Blackstone (21 Prozent), Deutsche Telekom (30 Prozent)
Bewertung: ca. 2 Milliarden Euro
Volumen: rund 400 Millionen Euro (für 20 Prozent der Anteile)
Banken: Goldman Sachs, Credit Suisse als Koordinatoren (erwartet)
SIEMENS AUDIOLOGISCHE TECHNIK (Hörgeräte)
Zeitpunkt: frühestens Ende 2014
Eigentümer: Siemens AG
Bewertung: ca. 2 Milliarden Euro
Volumen: möglicherweise als Spin-off mit Ausgabe von Aktien an Siemens-Aktionäre
Banken: Auswahl in Kürze erwartet
AXEL SPRINGER DIGITAL CLASSIFIEDS (Online-Anzeigenbörse)
Zeitpunkt: Anfang 2015
Eigentümer: Axel Springer SE (70 Prozent), General Atlantic (30 Prozent)
Bewertung: rund drei Milliarden Euro
Volumen: offen
Banken: noch nicht ausgewählt
DOUGLAS (Parfümerie, Einzelhandel)
Zeitpunkt: Frühjahr 2015
Eigentümer: Advent International und Familie Kreke
Bewertung: rund zwei Milliarden Euro
Volumen: offen
Banken: noch nicht ausgewählt
HAPAG-LLOYD (Reederei)
Zeitpunkt: Herbst 2015
Eigentümer: (vor Vollzug der Fusion mit CSAV ) Stadt Hamburg (37 Prozent), Kühne Maritime (28 Prozent), TUI (22 Prozent), Signal Iduna (5 Prozent), HSH Nordbank (3 Prozent), M.M. Warburg & Co (2,9 Prozent) und HanseMerkur (1,8 Prozent), CSAV erhält zunächst 30, später 34 Prozent.
Der Traumstart von Alibaba ist für andere Unternehmen, die den Sprung an die Börse wagen, ein gutes Omen. Denn offensichtlich gibt ein großes Interesse nach neuen Aktien: Der Markt ist aufnahmefähig, die Stimmung gegenüber Neuemissionen von Aktien positiv. Börsenumfeld und Alibabas Erfolg signalisieren den Unternehmen, dass die Zeit für einen Börsengang günstig ist – auch und vor allem für Internet-Unternehmen.
Zalando und Rocket Internet starten im Oktober
Die Pipeline der Börsenkandidaten ist auch hierzulande so voll wie seit vielen Jahren nicht, etliche Unternehmen planen den Börsengang. Kein Wunder, dass zwei weitere schillernde Internet-Firmen gleich nach dem Erfolg von Alibaba ihren eigenen Börsengang vorantreiben. Besonders zwei deutsche Unternehmen stehen jetzt im Fokus: Zalando und Rocket Internet. Beide haben in den vergangenen Tagen ihre Börsenpläne konkretisiert.





Zalando-Aktien werden bereits seit dem 18. September zur Zeichnung angeboten. Der Handelsstart an der Frankfurter Börse ist für den 1. Oktober geplant. Der Online-Modehändler hofft durch den Börsengang, bis zu 633 Millionen Euro einzunehmen. Damit läge die Börsenbewertung von Zalando am oberen Ende der Preisspanne bei bis zu 5,6 Milliarden Euro.
Zum Vergleich: Die Dax-Unternehmen Lanxess und K+S bewertet die Börse derzeit mit etwas mehr als vier Milliarden Euro. Im Vergleich zu Alibaba, der Aktien derzeit um 90 Dollar notieren, ist das geradezu bodenständig. Derzeit schreibt die Börse Alibaba einen Wert von mehr knapp 170 Milliarden Euro zu. Damit ist Alibaba das viertwertvollste Tech-Unternehmen nach Apple, Google und Microsoft – und noch vor Facebook.
Rocket Internet sammelt viel mehr Geld ein
Auch die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet hat nun wichtige Details zum Börsengang veröffentlicht. Und offenbar soll es nach dem Alibaba-Debüt jetzt schnell gehen . Denn der Handelsstart an der Frankfurter Börse ist für 9. Oktober geplant. Der Börsenprospekt, der mit den Details aufwartet, ist nun über die Internetseite zum Börsengang abrufbar.
Überraschend: Das geplante Platzierungsvolumen fällt mit knapp 1,5 Milliarden Euro fast doppelt so hoch aus wie erwartet. Die Internet-Rakete der Samwer-Brüder könnte so einen Börsenwert von bis zu 6,7 Milliarden Euro erreichen. Bisher war eine Bewertung von rund fünf Milliarden Euro erwartet worden. Die Zielvorgabe wurde erhöht nachdem Investoren wie Baillie Gifford & Co. und JP Morgan sich verpflichteten, Aktien im Wert von insgesamt 582,5 Mio. Euro zu erwerben.