Neuer Schlag für die Kryptowelt Krypto-Bank Silvergate wird liquidiert

Die Pleite der Kryptobörse FTX Ende vergangenen Jahres stürzte Silvergate in Probleme. Quelle: imago images

Die Pleite der Kryptobörse FTX hat die US-Bank Silvergate in Schwierigkeiten gestürzt – nun wird sie liquidiert. Das dürfte weitere Kooperationen zwischen Kryptofirmen und klassischen Banken erschweren.

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Es hatte sich wochenlang abgezeichnet, nun ist es so weit: Die Krypto-Bank Silvergate wird liquidiert. Das kündigte der Mutterkonzern Silvergate Capital am 8. März an. Auch das Silvergate Exchange Network (SEN) wird, wie bereits zuvor vermeldet, nicht weiter betrieben. Krypto-Unternehmen konnten darüber Geld hin und her schicken. Der Kurs der Silvergate-Aktie ist von in der Spitze rund 183 Euro (November 2021) auf mittlerweile 2,25 Euro gefallen – ein Minus von fast 99 Prozent. Die Krypto-Krise hat ihr erstes Opfer in der Bankenwelt gefordert.

Die Silvergate-Auflösung dürfte die Hürde für künftige Kooperationen zwischen Kryptofirmen und klassischen Banken deutlich höher legen. Silvergate mit Sitz im kalifornischen La Jolla ist keine im klassischen Sinne bedeutende Bank. Ihre Liquidation dürfte in der Bankenbranche keine hohen Wellen schlagen. Für die Kryptowelt spielte das Institut hingegen eine wichtige Rolle. Es hatte sich auf Dienstleistungen für Krypto-Kunden spezialisiert. Silvergate arbeitete, nicht zuletzt im Rahmen seines Netzwerks SEN, mit vielen wichtigen Krypto-Akteuren zusammen, von Kryptobörsen und -brokern über Hedgefonds, die Bitcoin kaufen, bis hin zu Einzelanlegern.

Die Pleite der Kryptobörse FTX Ende vergangenen Jahres stürzte Silvergate in Probleme. Nachdem die Insolvenz bekannt geworden war, zogen Silvergate-Kunden mehr als acht Milliarden Dollar an Einlagen ab – ein regelrechter Bankrun. Die Einlagen sanken um fast 70 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar. Laut dem US-Magazin „New York“ war FTX nicht der einzige problematische Kunde des Instituts: Silvergate habe mehr als ein Dutzend Unternehmen aus der Kryptobranche betreut, die ins Visier der Aufsichtsbehörden gerieten, die geschlossen wurden, mit Strafen belegt oder Insolvenz anmelden mussten.

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von Philipp Frohn

Angst vor Ansteckung

Zu den Problemkunden gehört etwa die US-Niederlassung der weltgrößten Kryptobörse Binance. US-Behörden werfen ihr vor, nicht ausreichend gegen Diebstahl, Geldwäsche und Terrorfinanzierung vorzugehen. Binance-Chef Changpeng Zhao weist die Vorwürfe zurück. Ein weiterer Kunde von Silvergate: der Krypto-Verleiher Genesis, der auch mit Gemini, der Kryptobörse der Unternehmerzwillinge Tyler und Cameron Winklevoss, Geschäfte gemacht hat. Genesis hatte im Januar im Nachgang der FTX-Pleite Insolvenz angemeldet.

Der Liquidationsplan sehe vor, dass sämtliche Einlagen ausgezahlt werden, heißt es von Silvergate. Man überlege derzeit, wie die ausstehenden Forderungen beglichen werden können. Wichtige Verbindlichkeiten wurden derweil bereits bedient: Als Silvergate im vergangenen Jahr in Liquiditätsnöte geriet, bekam das Institut mehr als vier Milliarden Dollar von der US-Hypothekenbank Federal Home Loan Bank (FHLB) vorgestreckt. Damit habe Silvergate die Risiken des Kryptomarkts tiefer ins traditionelle Bankensystem getragen, kritisierten drei US-Senatoren, darunter die Demokratin Elizabeth Warren, in einem offenen Brief. Das Geld sei inzwischen aber vollständig zurückgezahlt worden, meldete FHLB Anfang März.

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Die US-Börsenaufsicht SEC hat Krypto-Unternehmen bereits seit einiger Zeit im Visier. SEC-Chef Gary Gensler will die Branche deutlich schärfer regulieren. Die Sorge, dass die Krypto-Krise auf das traditionelle Finanzsystem übergreifen könnte, ist groß. Die Abwicklung von Silvergate dürfte die Regulatoren darin bestärken, dass ihr Kurs richtig ist – und das Umfeld für Kryptofirmen weiter verschlechtern.

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