Nikkei, Topix und Co. Diplomatischer Trick oder ernste Drohung? Wie Investoren auf Nordkoreas Vorgehen reagieren

Eine amerikanisch-südkoreanische Militärübung nimmt Nordkorea zum Anlass, das geplante Gipfeltreffen mit den USA infrage zu stellen. Die Marktreaktionen.

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Sowohl in Japan, Südkorea und China eröffneten die Märkte nur etwas niedriger als am Vortag. Quelle: dpa

Tokio Ostasiens Politiker, Diplomaten und Anleger wurden früh am Morgen durch eine unerwartete Drohung Nordkoreas aufgeschreckt. Mitten in der Nacht hatte Nordkoreas Regierung über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA wegen eines Militärmanövers der USA und Südkoreas nicht nur die für Mittwochfrüh geplanten Gespräche mit Südkorea abgesagt. Sie stellte auch den geplanten Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Führer Kim Jong Un infrage.

Doch während in der Welt der Diplomatie Hektik ausbrach, blieben die Anleger in Asien recht gelassen. Sowohl in Japan, Südkorea und China eröffneten die Märkte nur etwas niedriger als am Vortag. In Japan sank der Nikkei-225-Aktienpreisdurchschnitt bis zur Mittagspause um nur 0,4 Prozent Prozent auf 22.731 Yen.

Der Topix-Index der Tokioter Börse gab nur 0,2 Prozent nach und zählte 1801,98 Punkten. Und selbst dieser Fall könnte eher der Nachricht geschuldet sein, dass Japans zweitjüngste Wachstumsserie nach neun Quartalen gerissen ist.

Auch in dem Land, das am meisten von einem Scheitern der Annäherung zu verlieren hat, herrschte an der Börse Ruhe: Südkoreas Leitindex Kospi gab am Vormittag erst leicht nach, bevor er kurz vor Mittag sogar ins Plus drehte. Der chinesische Shanghai Composite Index erreichte mit einem minimalen Minus von 0,28 Prozent 3183 Punkte.

Nur Hongkongs Hangseng-Index drehte am Vormittag tiefer ins Minus und sank bis 10.25 Uhr Ortszeit um 0,9 Prozent auf 2459 Punkte. Aber auch das ist noch kein Signal der Panik.

Wie ernst ist Kims Drohung?

Ein Grund für die weitgehend ruhige Lage könnte sein, dass Nordkorea seinen Unmut über die Militärübungen seiner militärischen Gegner und diplomatischen Verhandlungspartner sehr milde zum Ausdruck gebracht hat – wenigstens für die Verhältnisse des Regimes.

Nordkoreas Regierung hat vor allem Südkorea weniger die USA dafür kritisiert, gegen den Geist der Verhandlungen zu verstoßen. „Die USA müssen zwei Mal über das Schicksal des Gipfels zwischen der Demokratischen Volksrepublik Korea und den USA nachdenken“, bevor sie mit der südkoreanischen Regierung ein solch provozierendes militärisches Spektakel veranstalteten. „Wir werden das folgende Verhalten der USA und Südkoreas Regierung genau beobachten“, hieß es weiter.

Die Warnung wurde jedoch nicht direkt von Kim Jong Un oder dem Militär ausgesprochen, sondern vom Vize-Außenminister Kim Kye Gwan über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA publik gemacht, bemerkt der Korea-Experte John Delury, Professor an der Yonsei-Universität in Seoul. „Dies ist ein recht niedriges Niveau.“ Indem er seine Propagandisten vorschiebt, bewahrt sich Kim maximale Handlungsfreiheit, und lässt viel Raum für Reaktionen, glauben einige Experten.

Sie weisen darauf hin, dass es zu Nordkoreas Verhandlungstaktik gehört, Sand ins diplomatische Getriebe zu werfen. Allerdings rätseln Diplomaten wie Beobachter in diesem Fall, wie ernst die Warnung an Trump nun wirklich zu nehmen ist.

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Das US-Außenministerium teilte am Dienstagabend in Washington mit, dass es derzeit an seinen Vorbereitungen für den Gipfel festhalte und noch keine Absage erhalten habe. Südkoreas Regierung bezeichnete die Absage der Verhandlungen mit dem Norden „bedauerlich.“

Eigentlich hatten Kim und Südkoreas Präsident Moon Jae-in Ende April die Ära des Krieges eigentlich für beendet erklärt. Das Treffen gilt auch als wichtiger Schritt auf dem Weg zum eigentlich entscheidenden Treffen zwischen Trump und Kim, das am 12. Juni in Singapur stattfinden soll.

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