Öl notiert unter 50 Dollar Zwei Opec-Länder sorgen für Ölpreis-Verfall

Seit sich die Opec in der vergangenen Woche auf eine Verlängerung der Förderkürzung geeinigt hat, stürzt der Ölpreis ab. Weil nicht alle Kartellmitglieder mitmachen, wankt das Abkommen. Der Preis fällt unter 50 Dollar.

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Obwohl die Opec und zehn weitere Ölförderländer ihre Förderkürzung verlängern, ist der Ölpreis binnen sechs Tagen um fünf Dollar gefallen. Der erwünschte Effekt am Markt ist verpufft. Quelle: dpa

Frankfurt Es sind groteske Szenen, die sich dieser Tage am Ölmarkt abspielen: Die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) hat vergangenen Donnerstag seine Förderkürzung um neun Monate verlängert, Russland und Saudi-Arabien versprechen alles Erforderliche zu tun, um den Ölmarkt zu stabilisieren und den Lagerüberhang abzubauen. Die meisten Analysten rechnen noch in diesem Jahr damit, dass das Überangebot abgebaut wird. Und doch ist der Markt enttäuscht, bitter enttäuscht. Am Mittwoch ist der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent erneut unter 50 Dollar gefallen.

Am späten Mittwochnachmittag ist der Preis auf 49,89 Dollar gefallen. Binnen einer Woche hat Öl damit fast fünf Dollar abgegeben. Allein der Tagesverlust summiert sich auf rund vier Prozent. Der jüngste Preisdruck kam ausgerechnet von Opec-Staaten: Die beiden Länder Nigeria und Libyen sind wegen der instabilen politischen Lage vom Kürzungsabkommen ausgenommen. Mit steigenden Öleinnahmen wollen sie ihren Kampf gegen Milizen in ihren Ländern finanzieren und für Stabilität sorgen.

Und wie nun aus einer Reuters-Auswertung hervorgeht, konnten die beiden Länder zuletzt ihre Produktion steigern. Im Mai sei daher die Förderung der Opec auf 32,22 Millionen Barrel pro Tag gestiegen. Das seien etwa 470.000 Barrel mehr als eigentlich angepeilt.

Ursprünglich wurden die Preisrutsche in den vergangenen Tagen von enttäuschten Ölinvestoren ausgelöst. Zwar hat sich die Opec gemeinsam mit zehn Nicht-Opec-Staaten, darunter Russland, vergangene Woche geeinigt, noch bis Ende März 2019 täglich 1,8 Millionen Barrel Öl weniger zu fördern als noch im Oktober 2016.

Doch insgeheim hatte sich der Markt tiefere oder noch längere Einschnitte erhofft. Zudem blieb eine klare Strategie offen, wie das Kartell mit dem steigenden Ölangebot aus Libyen und Nigeria umgehen will. „Die Skepsis hinsichtlich der Wirksamkeit der Produktionskürzungen ist weiterhin hoch. Solange es nicht zu einem spürbaren Abbau der Ölvorräte kommt, dürften die Preise weiter zur Schwäche neigen“, kommentieren die Analysten der Commerzbank.

Bereits seit Anfang Januar verringern die Opec und zehn Nicht-Opec-Staaten ihre Ölproduktion. Zwar haben sich die zwischen Mitte 2014 und Anfang 2016 von mehr als 110 auf zeitweise unter 30 Dollar gefallenen Preise dank des Abkommens wieder um die 50 Dollar-Marke eingependelt. Doch ihr Hauptziel, die rekordhohen Lagerbestände zu senken, verfehlt die Kürzungsallianz bislang. In den Industriestaaten der OECD liegt das Niveau noch immer rund 300 Millionen Barrel über dem angepeilten Fünf-Jahres-Durchschnitt.

Erschwerend hinzu kommt, dass die Schieferölunternehmen dank der gestiegenen Preise ihre Förderung massiv erhöht haben. Schätzungen der Analysefirma WoodMackenzie zufolge könnten allein die USA in diesem Jahr ihre Förderung um fast eine Million Barrel pro Tag steigern – und so etwa die Hälfte des Abkommens wettmachen. Auch Staaten wie Kanada oder Norwegen pumpen wieder mehr Öl.

Die amerikanische Großbank Goldman Sachs hat unterdessen ihre Preisprognose gekappt. Ende des Jahres rechnen die Banker nun mit 55,39 statt 56,76 Dollar je Barrel Brent.

Mittlerweile greift die Opec fast täglich zu verbalen Markteingriffen, um den Preisrutsch zu stoppen, der noch während der Opec-Sitzung am vergangenen Donnerstag einsetzte. Russlands Energieminister Alexander Nowak sagte kurz darauf im Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CNBC, dass weitere Kürzungen nicht ausgeschlossen seien und die Allianz fähig sei, auf „jede Situation zu reagieren, die am Markt entstehe.“ Heute erklärten Vertreter der Opec und Russlands nach einem gemeinsamen Treffen in Moskau, dass sie auch über März 2018 hinaus weiter kooperieren wollen. Genützt hat all das bislang nichts.

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