Öl Was 2018 den Ölpreis bestimmt

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Steigende Nachfrage trifft auf Angst vor Angebotsengpässen


3. Nachfrage

Eine bedeutende Größe, auf die sowohl die US-Schieferölproduzenten als auch die Förderkürzungsallianz um die Opec nur mittelbar Einfluss haben, ist die globale Nachfrage. Bislang gibt es hier aus Sicht der Ölmultis keinen Grund zur Sorge: Die Weltwirtschaft wird wohl auch 2018 weiter stark wachsen, um 3,7 Prozent, schätzt der Internationale Währungsfonds.

Das sind gute Nachrichten für Ölproduzenten. Denn eine Weltwirtschaft, die wächst, braucht mehr Öl. Edelmann von der HSH-Nordbank rechnet damit, dass die Nachfrage in diesem Jahr um 1,6 Millionen Barrel steigt. Für einen Preissturz könnte allenfalls ein globaler Wirtschaftseinbruch sorgen.

Der Hype um Elektroautos dürfte hingegen auch im kommenden Jahr noch keine Rolle für die Ölproduzenten spielen. Wie schwierig es ist, diese in der Masse und zu erschwinglichen Preisen zu produzieren, zeigt sich beim Elektroauto-Vorreiter Tesla. Dessen Chef, Elon Musk, versprach bereits für 2017, die Produktion seines ersten Massenmodells („Model 3“) auf 5.000 Stück pro Woche hochzufahren. Das käme einem Durchbruch gleich angesichts nach wie vor geringer E-Auto-Absätze. Doch es gibt Probleme: Im vergangenen Quartal liefen nur 1.550 „Model 3“ vom Band. 5.000 Stück pro Woche wird es wohl erst zur Jahreshälfte geben, räumte Musk nun ein. Frühestens.

Bis die Kosten für Elektroautos zu denen mit Verbrennungsmotor aufschließen, könnte es noch bis Mitte der 2020er-Jahre dauern, schätzen Experten. Frühestens dann müssen sich die Ölproduzenten akute Sorgen um sinkende Nachfrage aus dem Automobilbereich machen.


4. Die Rückkehr der geopolitischen Risiken

Viel eher könnten da schon geopolitische Risiken 2018 den Ölpreis beeinflussen – und zwar zu Ungunsten der Verbraucher. Wie das aussehen kann, zeigt der Jahresbeginn: Die jüngsten Aufstände im Iran haben bei Ölinvestoren die Furcht vor Einschränkungen des Ölangebots geschürt. Kein Wunder: Mit 3,8 Millionen Barrel pro Tag produziert das Land knapp vier Prozent des weltweiten Angebots. Der Iran ist der drittgrößte Förderstaat der Opec.

Ein Barrel der Nordseesorte Brent hat sich seit Ausbruch der Proteste um mehr als einen Dollar auf 68 Dollar verteuert. Dabei gibt es bislang keine Beeinträchtigungen der Ölproduktion oder gar Beschädigungen der Ölinfrastruktur. Es sei ohnehin unwahrscheinlich, dass die Förderung eingeschränkt würde, schätzen Experten. Schließlich sei es im Interesse aller – der aktuellen Regierung wie der Demonstranten –, dass Iran weiter Öl fördert und verkauft, sagt Spencer Welch, Ölstratege vom Analyseunternehmen IHS Markit. „Dennoch: Geopolitische Spannungen sorgen derzeit für einen Aufschlag von fünf bis zehn Dollar gegenüber dem Ölpreis, der fundamental gerechtfertigt wäre.“

Nachdem die Geopolitik in den vergangenen Jahren am Ölmarkt kaum eine Rolle gespielt habe, sei sie nun zurück: Nicht nur im Iran, sondern auch im Nordirak, in Libyen, Nigeria und Venezuela mache sich ihr Einfluss bemerkbar. Auch die zunehmenden Spannungen zwischen den beiden Ölmächten Saudi-Arabien und Iran, die sich im vergangenen Jahr nicht zuletzt im Konflikt um die Katar-Blockade offenbarten, bereitet Beobachtern Kopfzerbrechen.

Der Start ins Jahr 2018 zeigt, dass die Wogen auf dem Ölmarkt wohl eher noch höher schlagen könnten, als sich alsbald zu glätten. Die Geopolitik ist ein unberechenbarer Faktor, der den Ölpreis in diesem Jahr trotz aller Stabilitäts-Vorzeichen nach oben treiben könnte.

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