Ölfonds Norwegen zapft 1-Billionen-Dollar-Staatsfonds an

Die Regierung Norwegens zog nahezu 400 Millionen Dollar aus dem weltgrößten Staatsfonds ab. Die Entscheidung deutet auf die Anfälligkeit von Norwegens Haushalt hin.

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Öl: Norwegen zapft 1-Billionen-Dollar-Staatsfonds an Quelle: dpa

Norwegen hat im vorletzten Monat überraschend fast 400 Millionen Dollar aus seinem Staatsfonds abgezogen. Dies war die erste Entnahme seit mehr als einem Jahr, als der größte Erdölproduzent Westeuropas seine riesigen Reserven angesichts eines gesunkenen Ölpreises anzapfte.

Der Rückgriff auf den weltgrößten Vermögensfonds geschieht in Norwegen nach wie vor äußerst selten. Die Regierung zog 2016 erstmals Geld aus der Reserve ab, nachdem die Rohölpreise eingebrochen waren. Der durch den Fonds geschaffene riesige fiskalische Puffer hat der norwegischen Zentralbank geholfen, einige der extremen geldpolitischen Stimuli zu vermeiden, auf die ihre Pendants zurückgreifen mussten.

Das Finanzministerium in Oslo hat noch keinen offiziellen Grund für die jüngste Entnahme genannt. Diese geschah, nachdem der Ölpreis Anfang August auf ein Sieben-Monats-Tief gefallen war. Die Entscheidung deutet jedoch darauf hin, dass der norwegische Haushalt möglicherweise empfindlicher auf Schwankungen der Rohstoffpreise reagiert, nachdem die von den Konservativen geführte Regierung Rekordbeträge der Einnahmen des Landes aus fossilen Brennstoffen ausgegeben hat.

Dennoch kam die im August erfolgte Entnahme aus dem Staatsfonds überraschend. Die Regierung gab in ihrem revidierten Budget im Mai bekannt, dass sie voraussichtlich im Jahr 2019 insgesamt 34 Milliarden Kronen (3,42 Milliarden Euro) in den Fonds einzahlen wird. Die Abhebung reduziert die Nettozuflüsse bis August auf 19,9 Milliarden Kronen und bringt die Regierung leicht vom Kurs für ihr Jahresziel ab.

Das Finanzministerium stand für eine Stellungnahme zu den Gründen für seine Entscheidung nicht unmittelbar zur Verfügung. Norges Bank Investment Management, eine Sparte der Zentralbank, die den Fonds verwaltet, lehnte es ab, sich zu der Entnahme im August zu äußern und verwies auf das Ministerium. Die Regierung wird am 7. Oktober ihr Budget für 2020 vorlegen, einschließlich aktualisierter Prognosen für 2019.

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