Ölfonds Norwegischer Staatsfonds beendet seine Wette auf höhere Zinsen

Weltweit sind die Anleiherendite in den Keller gegangen. Der norwegische Staatsfonds verändert deshalb seine Strategie.

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Norwegen: Ölfonds setzt stärker auf Aktien Quelle: dpa

Oslo Der eine Billion Dollar schwere norwegische Staatsfonds hat eine seit langem bestehende Wette auf höhere Zinsen beendet. Nach der Präsentation des Ergebnisses für das zweite Quartal am Mittwoch sagte Trond Grande, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Norges Bank Investment Management, dass der Fonds gegenüber dem Vergleichswert nicht mehr auf fallende Zinsen setzt.

Der Staatsfonds sei von einer Duration von etwa fünf Jahren zu einer von etwa sieben Jahren gewechselt sei. Das bedeutet, dass der Fonds künftig relativ stärker von sinkenden Zinsen profitieren wird. Die Veränderung sei kein Diktat von oben gewesen, sondern ein Ergebnis der Entscheidungen der Portfolio-Manager, sagte Grande. Zuletzt rentierte ein Viertel des riesigen Bondportfolios nach Marktturbulenzen unter Null.

Die Umpositionierung erfolgt in einer schwierigen Marktlage: Anleiherenditen sind zuletzt gefallen, mittlerweile weisen große Teile der europäischen Bond-Märkte negative Renditen auf und die Zinskurve der US-Bundesanleihen ist invertiert. Das heißt, dass kurzfristige Anleihen mehr Rendite abwerfen als langfristige. Allgemein gilt das als Frühindikator für eine Rezession.

Zentralbanken rund um den Globus, angeführt von der Federal Reserve in den USA, senkten deshalb zuletzt die Zinsen und verstärken die Konjunkturanreize, um eine weltweite Abschwächung zu bekämpfen.

Auf das Ergebnis im zweiten Quartal hatte des norwegischen Staatsfonds hatte die Entwicklung allerdings keinen Einfluss: Er legte um drei Prozent zu. Das Quartal endete allerdings vor den Marktturbulenzen, die im vergangenen Monat zu einem Rückgang der Aktienkurse und zu einem Abrutschen der Anleiherenditen weiter unter Null führten.

Der Fonds erzielte einen Ertrag von 256 Milliarden Kronen, was umgerechnet 28,5 Milliarden Dollar oder 25,7 Milliarden Euro entspricht. Die Aktienpositionen verzeichneten ein Plus von drei Prozent, Anleihen stiegen um 3,1 Prozent und Immobilien zogen um 0,8 Prozent an. Der Fonds hielt 69,3 Prozent in Aktien, 28,0 Prozent in Anleihen und 2,7 Prozent in Immobilien.

Langfristiges Ziel von 70 Prozent Aktien

„Die Unsicherheit über den Welthandel und das Wirtschaftswachstum hat die Erträge anfangs gedämpft, aber die Märkte legten gegen Ende des Berichtszeitraums eine Rally hin, was teilweise auf die Aussicht auf eine expansivere Geldpolitik in den Industrieländern zurückzuführen war”, sagte Grande in einer Mitteilung.

Der in Oslo ansässige Fonds, der durchschnittlich 1,4 Prozent der globalen Aktien hält, spiegelt die breiten Märkte wider, hat jedoch einen gewissen Spielraum bei der Gewichtung von Indizes und Abweichungen von seinen Benchmarks. Der Fonds griff bei einem Aktien-Ausverkauf Ende letzten Jahres zu und erreichte dann sein langfristiges Ziel von 70 Prozent in Aktien.

Die größten Aktienpositionen am Ende des Quartals waren Microsoft, Apple und Amazon. Die größten Anleihebestände waren US-Treasuries, gefolgt von japanischen und deutschen Staatsanleihen.

Der Fonds, der aus den norwegischen Öl- und Gaseinnahmen aufgebaut wurde, hat seine Verluste von 2018 aufgeholt, ist jedoch mit schwierigen Marktaussichten angesichts eines turbulenten Monats konfrontiert.

Im zweiten Quartal zahlte der Staat sechs Milliarden Kronen in den Fonds ein, im ersten Quartal waren es acht Milliarden Kronen.

Mehr: Aktien im Wert von mehr als sechs Milliarden Euro will der norwegische Staatsfonds verkaufen. Großkonzerne wie BP, Chevron, Exxon und Shell sind davon aber nicht betroffen.

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