Ölkartell Opec Katar-Krise erschüttert die Förderallianz

Katar ist einer der kleinsten Produzenten des Ölkartells Opec. Dennoch belastet die von Saudi-Arabien angeführte Isolation des Landes den Ölpreis. Denn die Spannungen am Golf gefährden das Kürzungsabkommen.

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Katar ist ein zentrales Drehkreuz für Lastschiffe im Persischen Golf. Das Bild zeigt den Verkehr von sieben Tagen. Katar ist der größte Flüssiggas-Exporteur der Welt. Einen Großteil dessen verlässt das Emirat per Schiff. Quelle: Reuters

Frankfurt Die Nachricht über die Blockade Katars konnte die Ölpreise am Montag nur für kurze Zeit in die Höhe treiben. Schon bald war klar: Einschnitte bei der Ölversorgung sind nicht zu befürchten. Doch die Sorge wich keinesfalls der Erleichterung. Stattdessen machten sich andere Sorgen breit: Was, wenn die Eskalation der Beziehungen am Golf das Ölkartell der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) wieder zerrüttet?

Tatsächlich spiegelt sich diese Stimmung nun am Markt wider. Die Ölpreise fallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 49,26 Dollar und damit gut einen Dollar weniger als nach dem Zwischenhoch am Montag. Ein Fass nordamerikanisches Leichtöl WTI verbilligte sich ähnlich stark auf 47,20 Dollar.

Seit Montag haben fünf arabische Staaten (Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Jemen, Vereinigte Arabische Emirate) ihre diplomatischen Beziehungen zu dem kleinen Emirat am Golf eingestellt. Land-, Luft- und Seegrenzen wurden gesperrt. Saudi-Arabien wirft Katar vor, den internationalen Terrorismus zu finanzieren. Bereits 2014 hatten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain ihre Botschafter wegen ähnlicher Gründe für neun Monate aus Katar abgezogen.

Katar, das ungefähr halb so groß wie Hessen ist, gehört dem Ölkartell Opec an. Mit seinen aktuell 619.000 täglich geförderten Barrel Öl ist es allerdings das drittkleinste Mitglied. Verwerfungen am Ölmarkt sind vorerst nicht zu befürchten. Denn die wichtigsten Abnehmer des Landes sind nicht etwa jene fünf, die das Emirat nun isolieren, sondern asiatische Länder. „Die Konkurrenz um die asiatischen Abnehmer könnte sich in der Folge der Isolation noch verschärfen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Produzenten unterbieten“, sagt Eugen Weinberg, Chef-Rohstoff-Stratege der Commerzbank.

Die Sorge der Investoren und Marktteilnehmer am Ölmarkt ist demzufolge auch die vor einem Zerbrechen der Förderallianz. „Die Isolation Katars kann das Kürzungsabkommen der Opec gefährden“, sagt Weinberg. Dabei hat sich das Emirat gerade einmal dazu verpflichtet, täglich 30.000 Barrel weniger zu fördern – ein Bruchteil der insgesamt 1,8 Millionen Barrel, die die Opec und zehn weitere Nicht-Opec-Mitglieder dem Markt täglich entziehen.

Doch Katar gilt als Handelspartner Irans. Letzteres ist mit 3,8 Millionen Barrel pro Tag der drittgrößte Ölproduzent der Opec und seit vielen Jahren erbitterter Widersacher von Saudi-Arabien, das mit 9,9 Millionen Barrel pro Tag das führende Opec-Mitglied ist. Nun lässt die Sorge, ob die alten Spannungen zwischen den Großmächten Iran und Saudi-Arabien infolge der Katar-Isolation wieder aufbrechen, die Preise weiter fallen.

Das kann das Kartell dieser Tage ganz und gar nicht gebrauchen. Vor nicht einmal zwei Wochen hat sich die Opec gemeinsam mit zehn Nicht-Opec-Staaten – darunter Russland – verständigt , die seit Jahresbeginn laufende Förderkürzung um neun Monate zu verlängern. Das soll das Überangebot am Ölmarkt abbauen und den Preis stabilisieren. Doch statt Zuversicht herrscht am Ölmarkt Trübsal. Der Ölpreis hat sich seit der Entscheidung um fünf Dollar verbilligt, fast zehn Prozent.


Katar ist der größte Flüssiggas-Exporteur der Welt

Glaubt man dem in Wien beheimatete Energie-Analysehaus JBC Energy, liegen die wirklich großen Problempotenziale aber nicht am Ölmarkt. „Die Situation könnte sich am ehesten auf die Preise für das Flüssiggas LNG auswirken“, schreiben die Experten in einem Kommentar. Denn das kleine Katar ist der weltweit größte Ölexporteur.

Laut der Internationalen Gruppe der LNG-Importeure (GIINGL) hat das Emirat im vergangenen Jahr 79,62 Millionen Tonnen LNG exportiert, was fast einem Drittel des weltweiten Angebots entspricht.

Obwohl der Großteil der Exporte – allen voran an die wichtigen asiatischen Abnehmer – per Schiff oder Pipeline durch den Iran und Oman nicht beeinträchtigt werden dürfte, könnte die Eskalation am Golf „ernsthafte Probleme“ für die Vereinigten Arabischen Emirate nach sich ziehen, sagt der Chef von Qamar Energy, Robin Mills, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Denn ein Teil des LNG fließt über eine Pipeline aus Katar in die Vereinigten Arabischen Emirate und den Oman. Die Pipeline wird Dolphin Energy betrieben, das wiederum von Abu Dhabis Staatsunternehmen Mubadala Development, dem amerikanischen Occidental Petroleum und der französischen Total besessen wird.

Das Problem für die Vereinigten Arabischen Emirate: Sie benötigen das Gas für ihre Stromerzeugung. Gerade im Sommer schießt der Bedarf in die Höhe, da Strom für Klimaanlagen benötigt wird. Mills jedoch bleibt vorsichtig optimistisch. Er rechnet nicht mit einem Exportstopp. Denn nicht nur die Vereinigten Arabischen Emirate würden darunter leiden, sondern auch der Ruf Katars als verlässlicher Handelspartner.

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