Ölmanager Ferenc Horváth im Gespräch „Wir sind ziemlich widerstandsfähig“

Ungarns größter Konzern MOL glaubt nicht an einen schnellen Aufschwung der Ölpreise. Ferenc Horváth, Vorstand des Budapester Öl- und Gaskonzerns, setzt auf den Ausbau des Raffinerie- und Tankstellengeschäfts.

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Der Ölmanager glaubt nicht an einen schnellen Aufschwung. Quelle: PR

Wien Der Ölpreis schien sich nach seinem Zwölf-Jahres-Tief im Februar 2016 wieder erholt zu haben. Damals war der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent unter die Marke von 30 US-Dollar gefallen, in den folgenden Monaten aber wieder auf mehr als 50 US-Dollar gestiegen. Jetzt droht erneut ein deutlicher Rückgang.

Herr Horváth, was sind die Gründe für erneuten Preisverfall beim Öl?
Die Schieferöl-Revolution und das Nichteingreifen der Opec in den Markt, auf dem die Preise rückläufig sind, haben zu einer beträchtlichen Überversorgung mit Öl geführt. Die zu großen  Fördermengen und die hohen Lagerbestände bei Rohöl und Ölprodukten weisen in eine Richtung: nämlich niedrige Preise. Sogar die Schwelle von 40 US-Dollar pro Barrel könnte unterschritten werden, wie wir vor kurzem gesehen haben. Nichtdestotrotz ist ein solches Preisniveau für einen längeren Zeitraum eher unwahrscheinlich. 

Was sind die Auswirkungen des niedrigen Ölpreises für einen Öl- und Gaskonzern mittlerer Größe wie MOL?
Wir sind mit unserem Modell aus Ölförderung und Raffineriegeschäft ziemlich widerstandsfähig gegen die Gegebenheiten des Marktes. Unsere Profitabilität und den starken Cashflow betrachten wir als Erfolg. Während in den früheren Jahren zwei Drittel unserer Gewinne aus der Öl- und Gasförderung kamen, ist heute die Situation genau umgekehrt. Das Raffinerie- und Tankstellengeschäft (Downstream) kompensiert die rückläufigen Gewinne aus der Öl- und Gasförderung (Upstream). 

Welche Maßnahmen hat MOL in dieser für Öl- und Gasproduzenten schwierigen Situation ergriffen?
Im Downstream-Geschäft besitzen wir ein sehr tief integriertes Portfolio von Raffinerien, Vertrieb und petrochemischen Produkten, an dessen besserer Effizienz wir ständig arbeiten. Durch unsere Wachstumsprojekte im petrochemischen Bereich und Tankstellengeschäft schaffen wir Werte für den Konzern. Erst am Montag haben wir das Tankstellennetz des italienischen Wettbewerbers Eni in Ungarn übernommen. In den vergangenen zwei Jahren haben wir insgesamt 450 Tankstellen gekauft. Heute betreiben wir mehr als 2.000 Tankstellen in Mittel- und Osteuropa. 

Und wie sieht es in der Rohölförderung aus?
Im Upstream-Bereich haben wir durchschnittliche Kosten von unter sieben Dollar pro Fass. Wir zählen zu den effizientesten Produzenten von Öl und Gas. Noch haben wir allerdings auch Hausaufgaben zu machen und müssen unsere Geschäfte an die Marktgegebenheiten anpassen. Grundsätzlich betrachten wir die niedrigen Ölpreise nicht als Bedrohung, sondern als Gelegenheit, unser Upstream-Geschäft besser und stärker zu machen. Deshalb haben wir bereits 2016 ein Programm aufgelegt, das die operativen Kosten um 80 bis 100 Millionen US-Dollar senkt.

Welchen Ölpreis erwarten Sie am Ende des Jahres?
Ich persönlich rechne nicht mit einem schnellen und bedeutsamen Wiederanstieg des Ölpreises in nächster Zeit. Daher erwarte ich, dass sich die Sorte Brent zwischen 40 bis 60 Dollar pro Barrel bewegen wird.

Herr Horváth, vielen Dank für das Gespräch.

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