Ölpreis Opec will globale Allianz schmieden

Das Opec-Kartell sucht in Wien den Schulterschluss mit einer Reihe von Nicht-Mitgliedern – womöglich auch mit Russland, einem der größten Produzenten. Analysten bezweifeln allerdings einen nachhaltigen Preisschub.

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Der saudische Ölminister Al-Falih beim Opec-Treffen in Wien in der vergangenen Woche. Sein Land leistet den größten Beitrag zur vereinbarten Förderkürzung. Quelle: AP

Wien Die besinnliche Weihnachtszeit fällt für Mohammad Sanusi Barkindo dieses Jahr aus. Der aus Nigeria stammende Generalsekretär der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hatte an diesem Wochenende alle Hände voll zu tun. Denn am Samstag trifft sich die Opec mit einer ganzen Reihe von Ländern in der Wiener Zentrale des Ölkartells. Ziel des außergewöhnlichen Treffens hinter verschlossenen Türen: Die Opec sucht in der österreichischen Hauptstadt den globalen Schulterschluss für eine Kürzung der Förderung, um den Ölpreis dauerhaft hochzutreiben.

Hinter der Fassade der Opec-Zentrale herrschte am Freitag hektisches Treiben. Denn nicht einmal die Zahl der teilnehmenden Länder an der eilends einberufenen Konferenz stand fest. Insider gehen von rund zehn Nicht-Mitgliedern aus. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. „Jedes Land kann quasi bis zur letzten Minute über seine Teilnahme entscheiden“, hieß es. Insgesamt habe das Ölkartell 14 Staaten eingeladen.

Die Zweifel an einer globalen Öl-Allianz, die am Wochenende in Wien geschmiedet werden soll, sind bei unabhängigen Experten allerdings groß. „Wir glauben nicht, dass es zu einer gemeinsamen Förderstrategie kommen wird, in dem Sinne, dass es auch für Nicht-Opec-Länder konkrete Förderquoten ab Januar 2017 geben wird“, sagte David Wech, Chef der Ölanalystenfirma JBC Energy, dem Handelsblatt. „Wir sehen das eher als ,verbale Unterstützung‘ mit sehr geringer Auswirkung auf die tatsächliche Produktion“, sagte der einflussreiche Öl-Analyst.

Erst Anfang Dezember hatte die Opec sich erstmals seit acht Jahren auf eine Kürzung der Fördermenge um 1,2 Millionen Barrel (159 Liter) zu Beginn des Jahres 2017. Künftig wird das Ölkartell täglich nur noch 32,5 Millionen Fass fördern. 

Den größten Beitrag wird das Opec-Schwergewicht Saudi-Arabien leisten. Riad kürzt seine Ölproduktion um täglich 486.000 Barrel auf rund zehn Millionen Fass. Auch Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate rangen sich zu einer deutlichen Kürzung durch. Für den Iran, Erzrivale von Saudi-Arabien, hat das Ölkartell hingegen eine Ausnahmeregelung beschlossen. Teheran darf seine Förderung um 90.000 Barrel auf knapp 3,8 Millionen Fass erhöhen. Die Vereinbarung gilt vorläufig nur für sechs Monate.

Russland will mit der Opec in Zukunft am gleichen Strang ziehen. Die russische Regierung hatte der Opec zugesagt, die eigene Förderung um rund 300.000 Barrel zu kürzen. Auch andere Länder hätten ihre Unterstützung mit einer Kürzung von ebenfalls 300.000 Fass zugesichert.

Sonderfall Russland

Ob Russland an dem Treffen in Wien am Samstag teilnehmen wird, ist noch offen. Ein Opec-Sprecher wollte am Wochenende auf Anfrage keine Ländernamen nennen. Russland hat wie die Opec ein elementares Interesse daran, dass der Ölpreis schleunigst steigt. Die Nordseesorte Brent legte am Freitag um ein knappes halbes Prozent auf annähernd 54 Dollar zu. Vor über zwei Jahren notierte der Ölpreis pro Barrel bei über 100 Dollar.

Für Russland ist die zugesagte Förderkürzung ausgesprochen schmerzlich. Denn der Staatshaushalt ist von den Exporten von Öl und Gas abhängig. Um die Finanzlücken im Budget zu schließen, hat der russische Staat in dieser Woche annähernd ein Fünftel der Aktien am Ölriesen Rosneft an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und den Golfstaat Katar verkauft. Das Tandem zahlt rund 10,5 Milliarden für das 19,5 prozentige Aktienpaket an Rosneft.

Auch nach dem Geschäft bleibt der russische Staat aber Mehrheitsaktionär. In den vergangenen Jahren war das Ölkartells durch die Streitereien wie gelähmt. Saudi-Arabien und sein Erzrivale Iran standen sich lange unversöhnlich gegenüber. Dieser Dualismus ist überwunden.

Dennoch sind die Zweifel im Markt weiterhin groß, ob die Opec die auf ein halbes Jahr vereinbarte Förderkürzung am Ende auch durchhalten wird. „Wir erwarten im ersten Quartal eine relative hohe Umsetzung der konkreten Opec-Länder-Quoten. Dann wird aber unserer Meinung nach die Produktion der betroffenen Länder wieder nach oben tendieren“, sagt Chefanalyst Wech.

Zudem glaubt er, wie auch viele seiner Kollegen, dass steigende Ölpreise für eine Renaissance des amerikanischen Schieferöls – auch unter Fracking bekannt – sorgen werden. „Deshalb haben wir unsere Preisprognose nur für die nächsten Monate nach oben revidiert. Im Schnitt sehen wir den Brent-Preis für 2017 nahezu unverändert bei 50 Dollar pro Fass“, resümiert Wech.

Um dem Preis Auftrieb zu verleihen, haben Opec-Mitglieder wie Saudi-Arabien bereits erste Maßnahmen getroffen. Der weltgrößte Ölkonzern Aramco aus Saudi-Arabien hat nun seinen Kunden – hauptsächlich Exporte nach Asien – mitgeteilt, dass es ab Januar weniger Schiffslieferungen geben wird.

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