Ölpreis Opec zwischen Chaos und Hoffnung

Das Ölkartell macht sich gegenseitig Mut, die Streitereien der vergangenen Jahre ad acta zu legen. Auf seinem Treffen in Wien scheint sich ein Abkommen abzuzeichnen. Die Unterstützung weiterer Produzenten wächst.

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Nach der Eröffnungsrede des amtierenden Opec-Präsidenten Al-Sada müssen Medienvertreter den Sitzungssaal verlassen. Das Ölkartell tagt hinter verschlossenen Türen. Quelle: dpa

Wien Bei der Opec regiert das Chaos: Während vor der Tür des Opec-Gebäudes in Wien noch mehr als hundert Journalisten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt warteten, regierte im Inneren bei den Sicherheitskontrollen das Durcheinander. Ohne Begründung unterbrachen die österreichischen Polizeikräfte den Einlass. Zahlreiche Fernsehsender wie beispielsweise die ARD blieben daher vom Beginn der Opec-Konferenz ausgesperrt. Statt dem typischen Gedränge um den saudischen Ölminister vor Beginn des wichtigen Treffens, gab es dieses Mal viel Platz.

Denn im Sitzungssaal des Ölkartells waren ungewöhnlich wenige Journalisten vor Ort, als Mohammed Bin Saleh Al-Sada, Präsident der Opec und Ölminister von Katar die Konferenz eröffnete. Der einflussreiche Politiker betonte, die in Algier Ende September erreichte Vereinbarung, um die „relative Volatilität“ des Ölpreises zu reduzieren. Alle Produzenten verstünden den „Ernst der Lage“.

Gemeint ist das andauernde Überangebot am Ölmarkt, das die Preise niedrig hält. Ziel der Opec ist es, seine Produktion um mindestens 800.000 Barrel pro Tag zu kürzen. Es wäre die erste selbst auferlegte Einschränkung seit acht Jahren. Die Maßnahme würde Angebot und Nachfrage auf dem Ölmarkt wieder in ein Gleichgewicht bringen.

Zum Sitzungsauftakt war der Optimismus für eine Kürzung der Förderung jedenfalls groß, um den Preis pro Barrel (159 Dollar) dauerhaft über 50 Dollar zu halten. Ecuadors Außenminister Guillaume Long, der die Opec-Delegation seines Landes anführte, sagte dem Handelsblatt: „Allen ist klar, dass ein Kompromiss für jedes einzelne Mitgliedsland, als auch für die gesamte Organisation und auch Exporteure außerhalb der Opec wichtig ist.“

Der drastische Preisverfall des Rohöls in der Vergangenheit habe niemandem genützt. Von einer Dominanz durch das Opec-Schwergewicht Saudi-Arabien wollte Außenminister Long nichts wissen. „Es gibt ein sehr günstiges Klima für einen Konsens aller Mitglieder.“


„Es wird eine Kürzung geben, definitiv!“

Das sah bis zuletzt noch ganz anders aus. Zu Beginn der Woche drohte gar Saudi-Arabien, das mit 10,6 Millionen Barrel täglich für etwa ein Drittel der Opec-Produktion steht, ohne Einigung aus Wien abzureisen. „Der Markt wird sich 2017 auch ohne einen Eingriff der Opec ausgleichen“, sagt Ölminister Khalid Al-Falih. Ihm passte es nicht, dass etwa der Iran, der zweitgrößte Produzent der Opec, nicht zu Einschränkungen bereit war. Der ständige Zwist ließ die Ölpreise am Dienstag um vier Prozent fallen. Doch der jüngste Optimismus für ein Minimalziel ließ sie heute wieder um sieben Prozent steigen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet wieder knapp 50 Dollar.

Nun scheint es, als könnten die drei größten Produzenten – Saudi-Arabien, Iran und Irak – ihre Streitigkeiten doch noch lösen können. Der irakische Ölminister ging mit einer klaren Botschaft in den Tag: “Es wird eine Kürzung geben, definitiv!“, erklärte er Reportern vor der Opec-Konferenz.

In Wien kursieren gar Gerüchte, dass das Minimalziel des Kartells – 800.000 Barrel pro Tag – sogar noch aufgestockt werden könnte. So habe Bloomberg von einer mit der Verhandlung vertrauten Person erfahren, dass Nicht-Opec-Mitglieder ebenfalls 600.000 Barrel täglich vom Markt nehmen könnten. Insgesamt würde dies eine Reduktion um 1,4 Millionen Barrel bedeuten. Eine Opec-Sprecherin wollte die Meldung nicht kommentieren.

Inmitten all des Optimismus brachte der Chef der ecuadorianischen Opec-Delegation jedoch auch etwas Ernüchterung, was die langfristigen Aussichten des Ölmarktes: „Niemand hat ein Interesse, dass der Preis fällt. Der Ölpreis wird leicht steigen. Doch niemand glaubt mehr daran, dass das Preisniveau vor drei oder vier Jahren wieder erreicht wird.“ Der Außenminister spielte auf einen Preis von mehr als 100 Dollar pro Barrel an.

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