Ölpreis Putin eilt Opec verbal zu Hilfe

Die Opec tüftelt weiter an ihrer Förderkürzung. Am Rande des Weltenergiekongresses in Istanbul wollen Opec-Vertreter auch mit Russland sprechen. Wladimir Putin prescht schon einmal vor.

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Der russische Präsident will mit der Opec kooperieren. Quelle: AP

Frankfurt/Istanbul Für das Ölkartell Opec geht es um mehr als nur stabile Ölpreise und die Erholung ihrer stark strapazierten, ölabhängigen Staatshaushalte. Die Opec möchte Vertrauen zurückgewinnen, da sie in diesem Jahr nach mehrfach gescheiterten Gesprächen über Fördergrenzen verloren hat. Ende September einigten sich die Mitglieder grob über eine Förderkürzung. Und nun bekommt sie gewichtige Unterstützung.

Am Rande des Weltenergiekongresses in Istanbul sicherte Wladimir Putin dem Ölkartell am Montag Unterstützung zu. Russland ziehe in Betracht, seine Ölproduktion zu deckeln oder gar zu kürzen, wenn sich die Opec zur Kürzung entschließt. Täglich fördert Russland 11,2 Millionen Barrel (à 159 Liter) Öl – so viel wie keine andere Nation.

Die Reaktion an den Finanzmärkten ließ nicht lange auf sich warten: Am Montagnachmittag verteuerte sich ein Barrel Rohöl der Sorte Brent um 2,4 Prozent auf 53,16 Dollar. Der Preis für das US-Leichtöl WTI stieg ebenfalls um 2,4 Prozent auf 51,01 Dollar.

Die Äußerungen Putins könnten der Opec gar nicht gelegener kommen. Obwohl die Organisation erdölexportierender Länder selbst noch immer knapp 40 Prozent des Ölmarktes kontrolliert, haben die vergangenen zwei Jahre und eine zeitweise Viertelung des Preises gezeigt: Ohne Hilfe von außen wird es nicht gehen. Und von wem könnte die besser kommen, als vom größten Ölproduzenten der Welt. Ohnehin wollen Opec-Vertreter in den kommenden Tagen in Istanbul mit den Russen sprechen.

Ende September einigten sich die Mitglieder der Opec, ihre gesamte Ölproduktion künftig bei 32,5 bis 33 Millionen Barrel pro Tag einzufrieren, also knapp 800.000 Fass weniger als heute. Dafür sei etwa Saudi-Arabien, das heute knapp ein Drittel des Opec-Öls fördert, zu Einschnitten bereit.

Erste Erfolge der neu verordneten Strategie sind bereits erkennbar: Seitdem hat sich der Preis für ein Barrel (159 Liter) des Nordseeöls Brent um 13 Prozent auf 52,60 Dollar verteuert. Und auch einige Spekulanten hören wieder vermehrt auf die Worte des Ölkartells. In der vergangenen Woche stiegen die Wetten auf steigende Ölpreise so stark wie nie zuvor.

Nun beschwichtigt der saudische Energieminister al-Falih die Sorgen vor einem drastischen Preisanstieg. „Die Opec muss deutlich machen, dass wir die Förderung nicht zu stark kürzen und keinen Schock an den Märkten auslösen. Wir werden sehr verantwortungsbewusst sein“, sagt al-Falih in Istanbul. Gleichwohl hat er ein klares Ziel vor Augen: Bis Ende diese Jahres könne sich der Ölpreis bis auf 60 Dollar erholen. An diesen Anstieg glaubt übrigens auch BP-Chef Bob Dudley.

Das setzt jedoch voraus, dass sich die Opec bei ihrem nächsten Treffen am 30. November in Wien tatsächlich einigt. Noch ist der Deal aber längst nicht beschlossen. Denn die wirklich brisante Frage, wer welche Einbußen im Einzelnen hinnimmt, muss erst noch beantwortet werden. Gleichzeitig drängen Länder wie der Iran darauf, mehr Öl zu fördern als heute. Jüngst kündigte der Irak an, im kommenden Jahr mehr Öl pumpen zu wollen. „Worte und Taten klaffen bei der Opec also weiterhin deutlich auseinander. Derzeit produziert die Opec knapp eine Million Barrel pro Tag mehr Rohöl als benötigt“, kommentieren die Rohstoff-Analysten der Commerzbank.

Noch bis zu ihrem nächsten Treffen Ende November hat die Opec Zeit, Zweifel auszuräumen. Erst dann entscheidet sich, ob das Ölkartell verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnt – oder endgültig an Glaubwürdigkeit verliert.

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