Ölpreis Russland schreibt Förderbegrenzung mit Opec ab

Der russische Energieminister hat eine Abstimmung zur Begrenzung der Fördermenge mit dem Ölkartell Opec für gescheitert erklärt. Eine langfristige Stabilisierung des Ölpreises dürfte nun noch schwieriger werden.

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Die Ölpreise haben sich nach einem deutlichen Verfall im Winter bei 50 Dollar eingependelt. Quelle: dpa

Düsseldorf Mitte April hatten sie in Katar sich um einen Tisch versammelt: Vertreter der mächtigen Ölstaaten des Förderkartells Opec, aber auch etwa Vertreter Russlands. Damals schien zunächst eine Einigung über Förderquoten für Öl möglich, mit denen die Rohstoff-Nationen die Preise stabilisieren wollten und so Druck von ihren Staatshaushalten nehmen. Das Treffen endete ohne großen Durchbruch. Und der Versuch der Annäherung ist wohl endgültig gescheitert.

Denn der russische Energieminister Alexander Novak hat jetzt eine Koordination bei der Ölfördermenge zwischen Opec und Russland ausgeschlossen. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte Novak, man diskutiere nicht mehr über irgendeine gemeinsame Aktion. „Wir können uns nicht auf Produktionsbegrenzungen einigen, weil wir keine derartigen Werkzeuge und Mechanismen haben.“

Beim Doha-Gipfel war lediglich eine bereits zuvor getroffene Einigung fortgeschrieben worden, das Produktionsniveau auf hohem Niveau einzufrieren, um so den Verfall der Ölpreise zu stoppen. Im Januar hatten die Preise mit 27 Dollar für ein Barrel Rohöl wegen einer massiven Überproduktion ein 13-Jahrestief erreicht. Mittlerweile haben sich die Ölpreise auf rund 45 Dollar wieder erholt.

In dem Interview sagte Novak, dass sich die Kooperation zwischen Opec und Russland auf den Austausch von Informationen und Analysen über den globalen Ölmarkt fokussiere und weniger dazu da sei, die Produktion abzustimmen. Russische Ölförderer haben die Produktion in diesem Jahr erhöht. Das Land rechnet in diesem Jahr mit einem Output von bis zu 10,93 Millionen Barrel Öl (ein Barrel = 159 Liter) pro Tag. Im vergangenen Jahr war mit 10,73 Millionen Barrel am Tag ein 30-Jahreshoch erreicht.

Einen völligen Kommunikationsstopp beschwört Russland aber auch nicht. Erstmals werde Novak auf einer Konferenz im September in Algerien den neuen saudischen Energieminister Khalid al-Falih, einer der wichtigsten Akteure der Opec, treffen. „Natürlich werden wir auch über die Lage auf dem Ölmarkt sprechen“, sagte Novak. Zudem werde man über gemeinsame Energieprojekte in Russland, Saudi Arabien und anderen Ländern sprechen.

In der vergangenen Woche hatte Falih im Handelsblatt-Interview gesagt, die Ölindustrie brauche auf Dauer einen Preis oberhalb von 50 Barrel, um nachhaltig damit Geld verdienen zu können. Allerdings betonte er, dass der Ölmarkt nicht über Nacht wieder ins Gleichgewicht komme: „Es wird noch lange Zeit brauchen, das Überangebot abzubauen“. 

Novak betonte nun, dass Russland bei seiner Vorhersage bleibe, dass der Ölpreis in diesem Jahr im Schnitt zwischen 40 und 50 Dollar liegen werde. Es bestehe jedoch das Risiko, dass er wegen einer saisonal bedingten sinkenden Nachfrage auch tiefer fallen könne.


Mindestens zwei Jahre Angebotsüberhang

Weltweit setzen Handelshäuser darauf, dass der Ölmarkt für mindestens zwei weitere Jahre ein Angebotsüberhang haben werde, auch wenn sich die Preise etwas zuletzt erhöht hätten. Der russische Energieminister sagte sich Angebot und Nachfrage Mitte oder Ende 2017 ausgleichen werden. Entscheidend sei dafür die Energiepolitik Saudi-Arabiens.

Der Chef des weltgrößten Ölkonzerns Saudi Aramco sagte am Mittwoch, alle langfristigen Produktions- und Expansionspläne hätten trotz der aktuellen Rohölpreise weiterhin Bestand. Auf der geplante Börsengang werde weiter vorangetrieben.

Der Ölmarkt ist durch den Fracking-Boom in den Vereinigten Staaten nachhaltig aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Weil das größere Angebot durch das Frackingöl den Markt schwemmte, fielen die Ölpreise deutlich. Viele Marktbeobachter erwarteten lange eine Drosselung der Fördermenge der Opec, wie sie es davor oftmals getan hatten, um die Preise stabil zu halten.

Bevor die Schieferöl-Technik in den USA eine Öl-Renaissance einleiten konnte, kontrollierte die Opec große Teile der weltweiten Fördermenge und damit den Preis. Dieses Mal ließ das Ölkartell zunächst aber den Preisverfall zu, um einige amerikanische Fracking-Unternehmen in die Insolvenz zu treiben. Die Schieferölproduktion ist deutlich teurer als die Produktion in den Opec-Ländern.

Am Mittwoch stiegen die Ölpreise leicht. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent lag um 0,9 Prozent höher auf 47,07 Dollar, die amerikanische Sorte WTI wurde bei 44,86 Dollar gehandelt, 0,5 Prozent über dem Preis von Dienstag. Das amerikanische Energieministerium hatte am Mittag bekannt gegeben, dass die US-Rohölbestände um 2,342 Millionen Barrel im Vergleich zur Vorwoche gefallen waren.

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